Das ist Debian 11 Bullseye – Ein voller Überblick

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Debian ist eine der ältesten noch aktiven Linux Distributionen, die auch heute noch große Relevanz besitzt. Alle zwei Jahre veröffentlicht das Debian Projekt eine neue stabile Ausgabe und für 2021 stand Debian 11. Wir werfen nun zusammen einen Blick auf Debian 11 mit dem Codenamen Bullseye. Ich wünsche Euch viel Spaß.

Über die Distribution

Die erste Version von Debian Linux erschien 1996. Ein Jahr zuvor wurde das Debian Projekt von Ian Murdock gestartet. Konstitutionell handelt es sich beim Debian Projekt um ein gemeinnütziges, nicht kommerzielles Projekt, das aus Freiwilligen besteht, die sich jedoch verpflichten dem Debian-Gesellschaftsvertrag zu folgen. Heutzutage beteiligen sich über 1000 offizielle Entwickler an Debian.

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Nachdem das gesagt ist, können wir ohne Umweg weitermachen.

Bei Debian gibt es drei parallel gepflegte Ausgaben:

Unstable, Testing und Stable.

Die Reihenfolge besagt schon, wie die Entwicklung verläuft.

Unstable ist wie ein Upstream Zweig. Hier werden neue Pakete eingereicht, die nach einer gewissen Testphase und Karenzzeit nach Testing transportiert werden können, wenn sie fehlerfrei sind.

Testing ist die nächste stabile Ausgabe. Hier werden neuere Pakete langsam abgehangen, sodass sie für die nächste stabile Version einerseits erprobt und andererseits fehlerfrei sind.

Stable ist die offizielle Debian Version. Sie gilt als ausgiebig getestet und ausgesprochen robust und stabil. An den enthaltenen Softwarepaketen wird, abgesehen von Sicherheitsaktualisierungen und schwerwiegenden Korrekturen im Ausnahmefall, nichts verändert.

Die Ausgaben aus dem stabilen Zweig tragen Codenamen, die aus Toystory abgeleitet sind.

Oftmals wird Testing als das aktuellere Stable suggeriert. Aber das ist falsch. Testing kommt in der Tat mit aktuelleren Paketen als Stable, abgesehen vom Veröffentlichungstag einer neuen Stable Version, denn da sind beide Versionen identisch. Aber Testing erhält vom Debian Security Team keine Sicherheitsaktualisierungen. Das wird nur beim stabilen Zweig sichergestellt. Bis ein Patch in Testing ankommt, kann mehrere Tage bis Wochen dauern. Hier wäre Unstable sogar die bessere Wahl, da Patche hier ihren Einstieg finden für Unstable und Testing. Security Patches werden für Stable separat gepflegt, sodass Testing und Unstable hier nicht von profitieren. Wer auf Testing und Unstable setzt, muss mit Fehlern und Inkonsistenzen rechnen, wie auch in der Lage sein diese selbst zu beheben. Wer das nicht haben möchte, muss letztlich Stable nehmen.

Wer mit den älteren Paketen in Stable Probleme hat, kann entweder mit Flatpak, Snap, AppImages oder Backports arbeiten. Wie das mit den Backports bei Debian abläuft, hatte ich schon mal gezeigt. Falls Dich das interessiert, schaue Dir das Video an, das ich Dir jetzt in der Infokarte einblende.

Unterbau, Paketformat und Paketverwaltung

Debian bietet sein eigenes Deb Paketformat, welches auch Grundlage für unzählige andere, beliebte Distributionen ist. Hier ist die Quelle des DEB Paketformats.

Unterstützte Architekturen

Debian unterstützt eine Vielzahl an Architekturen. Anbei die vollständige Liste:

ARM EABI, MIPS, MIPSel, PowerPC, S/390 (32 und 64 Bit), SPARC, x86 bzw. i386 (32 Bit), x86-64 (64 Bit)

Zielgruppe der Distribution

Einerseits möchte Debian Systemadmins im Serverumfeld ansprechen und mit der hohen Stabilität punkten. Andererseits kann Debian auch am Desktop durchaus überzeugen, wenn man einerseits nichts die neuesten Softwarepakete zwingend benötigt und andererseits lieber ein verlässliches und sehr stabiles Linux System haben möchte.

Debian erfordert ein bisschen Einarbeitung, lässt sich aber auch von weniger erfahreneren Anwendern installieren und einrichten. Der Punkt ist, dass Debian im Vergleich zu Ubuntu nicht ganz so nutzerfreundlich wahrgenommen wird. Zwar ist Debian nicht schwer zu installieren, bei Ubuntu gelingt dieser Prozess jedoch leichter und proprietäre Software erhalten Neueinsteiger bei Ubuntu gleich dazu. Bei Debian muss hier die Firmware ISO Datei separat heruntergeladen werden oder man nimmt eines der non-free Images, die Live Modues und Treiber der Drittanbieter beinhalten.

Vorarbeiten, Inbetriebnahme & Systemvermessung

Du möchtest Debian ausprobieren? Na klar, das ist keine schlechte Entscheidung. Dann ab zur Debian Projektseite. Möchtest Du zunächst die völlig freie Ausgabe mit ausschließlich quelloffener Software, dann klick einfach auf „Download“ und lade den NetInstaller herunter. Sofern Du die proprietären Pakete dabeihaben möchtest, nimm ein non-free Image. Nachdem das ISO heruntergeladen ist, schlage ich vor, Du verifizierst dessen Authentizität. Wie Du das machen kannst, hatte ich hier beschrieben. Ich rate Dir die Verifizierung grundsätzlich durchzuführen.

Den Installationsprozess werde ich an der Stelle nicht detailliert beschreiben. Dazu verweise ich Dich zu meinem Debian Linux Installationsbeitrag im Rahmen der Serie Wechsel zu Linux. Auch dazu gibt es jetzt oben die passende Infokarte zum Video. Schau es Dir im Bedarfsfall einfach mal an, dann weißt Du Bescheid.

In diesem Demo hatte ich Debian 11 mit Gnome Desktop installiert.

Schauen wir uns die Systemvermessung an. Installiert Ihr Debian 11 mit Gnome, dann sind etwa 4,5 GB der Platte belegt. Das ist eigentlich moderat. Da haben andere schon mehr gebraucht.

Der initiale Benchmarkwert im Arbeitsspeicherkonsum lag bei mir bei knapp 900 MB Ram. Das geht in Ordnung und ist solides oberes Mittelfeld.

Desktop & Programme

Debian 11 kommt mit Gnome 3.38.5

Vorinstallierte Software

  • Kernel: 5.10
  • Browser: Mozilla Firefox ESR
  • E-Mail Client: Gnome Evolution
  • Büropaket: LibreOffice 7
  • Software-Container: nicht vorinstalliert

Allgemein vorinstallierte Software:

Jetzt kommt der Punkt, an denen ich den Entwicklern mal die Ohren lang ziehen muss. Bei Ubuntu hatten viele, mich eingeschlossen, immer rumgenörgelt, dass da viel Crapware dabei ist, also Zeug was unnütz ist und nicht gebraucht wird. Und wie steht es da um Debian? Meiner Meinung nach grauenhaft. Die knallen bei der Gnome Ausgabe unzählige Spiele rein, vermutlich alles, was Gnome zu bieten hat. Das ist totaler Kokulores! Die restlichen Apps für Produktivität etc lasse ich mir eingehen und das ist gut aber wer braucht die Spiele? Wieso wird sowas in die Standard Vorauswahl reingepackt? Kann Debian denn auf soviele Anwender bauen, die Debian nur wegen den Spielen installieren? Falls die Antwort darauf kein energisches JA ergibt, dann haut den Müll bitte aus der Selektion raus.

Werfen wir einen Blick auf den Gnome Desktop. Hier wäre zu nochmal zu erwähnen, dass wir es mit Gnome 3.38.5 zu tun haben. Wie bei Debian üblich, liefert man ein Vanilla Desktop aus, also puren Gnome. Mir ist bekannt, dass es unter Euch, meinen werten Zuschauern, durchaus Anhänger dieses blanken Desktops gibt. Ich konnte mich mit diesem Gnome Konzept noch nie anfreunden. Von daher war ich stets darauf angewiesen Erweiterungen zu laden um Gnome an meine Vorstellungen anzupassen. Wie Du Dir Gnome an das Windows, macOS oder Ubuntu Unity Design anpassen kannst, zeige ich in dem Video, das Du in der Infokarte jetzt eingeblendet bekommst. Doch kommen wir zurück zum Vanilla Gnome. Wir haben keine Startleiste und auch kein Dock. Ihr könnt mit Tastaturbefehlen arbeiten oder klickt oben links auf Aktivitäten. Es geht ein Workspace auf, der links ein Dock hat und unten auf die Punkte im Dock geklickt gelangt Ihr zu einer Art Launchpad. Hier sind alle installierten Programme gebündelt. Das ist, ganz vereinfacht demonstriert, der Gnome Desktop, der bei Debian 11 mitkommt.

Da kürzlich Gnome 40 veröffentlicht wurde, Debian aber schon vor dessen Veröffentlichung mit dem Aufbau von Bullseye begann, ist Gnome 40 nicht mehr Bestandteil von Debian 11. Das ist kein Problem, sofern die Entwickler der Erweiterungen auch die Pakete für Gnome 3 weiter pflegen. Andernfalls dürfte diese Gnome Version langsam zu einer Art Geisterstadt mutieren.

Mein Debian 11 System sieht übrigens so aus:

Besonderheiten und Fazit

Debian 11 mit Gnome bringt übrigens Parental Controls mit. Das ist wie eine Art Kindersicherung. Es ist ein rudimentäres Werkzeug die Computernutzung für bestimmte Benutzer einzuschränken. Aber es wirkt auf mich als wäre es gerade am Anfang. Es fehlen noch ein paar Feineinstellungen aber der Gedanke dabei ist sicher gut.

Debian 11 setzt standardmäßig weiterhin auf ext4 Dateisystem im Rahmen der Installation. Man kann natürlich bei der Installation umstellen auf z.B. BtrFS.

Ich hatte Debian Bullseye schon seit etwa März installiert und immer wieder reingeschaut. Es machte, wie zu erwarten war, nie Mucken. Es war immer zuverlässig und stabil. Und das obwohl es noch nicht mal final war. Da sieht man den Anspruch von Debian. So manch andere rollende Distro erforderte von mir mehr Aufmerksamkeit. Aber ich will kein Fingerzeigen hier jetzt statuieren. Es geht um Debian 11.

Revolutionäre Neuerungen konnte ich keine erkennen. Es handelt sich um eine evolutionäre Nachfolgeversion von Debian 10 Codename Buster. Wer Buster einsetzt, erhält aufgefrischte Pakete und modernisiert sein System mit dem Versionssprung.

Mehr zum Thema: Warum ich Debian nutze! Warum Debian? Gründe für Debian.

Obwohl ich dem System eine hohe Stabilität attestieren kann, würde ich Debian Anwendern zu Geduld raten und nicht gleich den Versionssprung durchführen. Erfahrungsgemäß mache ich das so, dass ich am Desktop frühestens zum zweiten Point-Release und am Server frühestens zum dritten Point-Release wechsele. Damit hatte ich nie schlechte Erfahrungen gemacht aber letztlich musst Du das selbst entscheiden. Egal wie, zuvor solltest Du eine vollständige Datensicherung durchführen.

Wie gefiel Dir denn Debian 11? Ist es für Dich interessant oder bleibst Du lieber auf Deiner Distro? Schreibe Deine Meinung dazu doch mal in die Kommentare rein. Fände ich interessant. Auch falls Du Debian Anwender bist, würde mich interessieren wann Du auf Bullseye wechselst.


6 Comments

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  1. Die ganzen Spiele werden ja nur installiert, wenn man bewusst das “volle Gnome” installiert. Da braucht man sich nicht zu wundern. Ich würde empfehlen, den Netinstaller zu nutzen, da man damit granularere Installationsoptionen hat, und anschließend nur wahlweise gnome-core oder sogar nur gnome-session zu installieren.

  2. Toller Bericht,wie immer. Debian an sich ist gut, aber dieses Gnome finde ich furchtbar! Debian ist mir am liebsten mit LXDE.

  3. Als Fedora ist Debian immer mein Angstgegner gewesen.

    Der Installateur ist erst mal reichlich gewöhnungsbedürftig und hat meinen einen Fedora-Spin bootunfähig gemacht; aber Gott sei Dank gibt es ja Rettungsboote.

    Debian LXDE hat mir das WLAN meines Notebooks verweigert, aber mit Zimt hat es dann doch geklappt.

    Libdvdcss zu installieren ist eine schweißtreibende Fleißarbeit gewesen.

    Meine beiden “Brüder” habe ich bislang immer noch nicht auf Debian anschließen können, was bei Fedora doch recht zügig vonstatten gegangen ist.

    Open Source langt mir und hat somit keine ideologischen Gründe.
    Wer sich allerdings mit allem Möglichen vollstopfen möchte, sollte denn doch besser zu Ubuntu/Mint langen.

    Manjaro läge hier in der Mitte. Zu den Standard-Versionen gäbe es hier auch Minimal-Versionen.
    Als rollendes System zickte es schon mal ganz gerne rum, aber rollende Systeme wollten nun mal gehätschelt und getätschet werden; bei Fedora nicht anders.

    Mageia als ein Fedora-Light, so mein Eindruck jedenfalls, scheint doch auch sehr viel Stabilität zu liefern.

    Mint, auch wenn es technologisch Jahre hinter Fedora hinterher hinkt, wäre in jedem Falle besser, als sich mit Windows ewig und drei Tage herum zu ärgern.

    Warum habe ich jetzt so viele Distros aufgezählt?
    DIE Distro, die man sich herauspicken sollte und dann als einze nutzen sollte, gibt es m. E. nicht und wer möglicht viel ohne Windows oder Mac auskommen möchte, der sollte die Last auf möglichst viele Schultern verteilen.
    Hinzu käme bei mir der Spaß am Spiel und da böte einem Linux mehr als genug Arenen.

    Auch wenn ich gerade gegen Debian die meisten Schlachten verloren habe, so hat es sich dennoch gelohnt. Während Fedora beim Booten erst mal so richtig schön mahlt, Debian wäre immer stets gleich da.

    Fazit:
    Debian läuft und läuft und läuft und läuft …!