openSUSE Tumbleweed (Snapshot: 20200326) im Praxistest

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openSUSE Tumbleweed ist für Linux Nutzer, die die neusten Pakete haben möchte. Ob man sich als Heimanwender Tumbleweed installieren sollte und ob es wirklich hält, was es verspricht, dem gehen wir heute auf den Grund. 

Download

Über die Internetseite von openSUSE konnte ich die ISO Datei des Snapshots vom 26. März 2020 herunterladen und diese habe ich anschließend via VirtualBox installiert. Das ist nicht das volle Abbild mit knapp 4,5 GB, sondern quasi der Netinstaller. Also kleines Image und die nötigen Pakete werden dann nach meiner Vorauswahl direkt von den Repository-Servern geladen und installiert.

Je nach Internetanbindung kann das eine oder andere mehr Sinn machen. Ich lade normalerweise lieber das Gesamtpaket im Vorfeld herunter aber auch ich muß ja mal neue Wege gehen. Also fangen wir hier mit dem Netinstaller an. 

Mehr zum Thema: openSuSE Leap zu Tumbleweed umwandeln

Installation

Der Installationsassistent von SuSE ist über viele Jahre schlagerprobt und er führt sicher durch die Installation. Ich habe diesmal einen KDE-Plasma Desktop installiert, da openSUSE die oder zumindest eine klassische KDE Distribution ist.

Bei der Partitionierung habe ich den Vorschlag übernommen. Also ButterFS, kein LVM und auch kein verschlüsseltes Dateisystem. 

Dennoch müssen dann knapp 4,5 GB runtergeladen werden.

Also ihr seht schon man spart eigentlich wenig. Entweder lädt man zu erst und installiert dann etwas schneller oder man lädt kurz was kleines runter und installiert dann etwas länger. Ist Geschmackssache. 

Am Ende der Installation startet sich die SuSE durch und empfängt Euch mit einem gebührenden Ahoi, das ist openSUSE.

Plattenplatzverbrauch in GB nach Installation

Meine VM hat gut 19.4GB. Via Terminal zeigt df -h über alle Container hinweg etwa 29% Auslastung. Das heißt von 19.4GB gesamt sind 13,7GB frei. Ergo sind 5,7GB belegt. Das ist, gemessen an anderen Mitbewerbern für eine KDE Oberfläche ein recht guter Wert. Doch nach ein paar Updates lag die Auslastung bei 33% was bedeutet, daß dann mit etwa 6,6 GB belegtem Storage rechnen muß.

Arbeitsspeicherverbrauch

Meine openSUSE Installation beanspruchte im Testzeitraum so knapp 600MB RAM. Auch der Arbeitsspeicherverbrauch ist in meinen Augen für eine KDE Distribution sehr gut. Fast schon ein Spitzenwert.

Desktop allgemein

openSUSE liefert aktuell KDE Plasma in Version 5.18.3.

Der Desktop kommt mit einen openSUSE Theme daher. Alternativ werden die Standard-Themes Breeze und Breeze-Dunkel mitausgeliefert. Bei den Symbolsets wird nebst Breeze noch Adwaita und oxygen mitgeliefert. Insgesamt spricht mich diese Vorauswahl nicht wirklich an. Ich finde der Desktop wirkt fade und als hätte man nicht so viel Aufwand in das Design investiert. Es wird schlicht nichts geboten was einen besonders anspricht oder den openSUSE Desktop von anderen abhebt. Weder das Design, noch die Icons, noch das Hintergrundbild von openSUSE locken eine Katze hinter dem Ofen hervor. 

Wem es an der Stelle wie mir geht, kann sich bei den global Themes mit „Get New Global Theme“ Abhilfe schaffen. Obwohl mich an der Stelle verwundert, wieso openSUSE nicht konsistent übersetzt ist, also einige Einträge in Englisch kommen.

Ich habe mal einen Sack voll anderer Themen eingespielt um zu zeigen, wie einfach man sich hier behelfen könnte.

Der KDE Desktop spricht klar Windowswechsler an. Wir haben in gewohnter Manier unten die Leiste, wobei links unten das Startmenü ist, daneben angeheftete Elemente und offene Fenster angezeigt werden. Recht haben wir bekannte Steuerelemente für Lautstärke, Netzwerk oder Uhrzeit.

Ansonsten werden nur wenige Hintergrundbilder mitgeliefert. Hier hätte ich mir etwas mehr Güte gewünscht. Das ist für eine so traditionelle Distribution insgesamt ein viel zu schwaches Gesamtbild, worunter auch das Nutzererlebnis leidet.

Bei openSUSE wird traditionell YaST für die Systemadministration mitgeliefert. Hier gibt es aber auch die KDE Systemeinstellungen. Beide teilen sich gewissen Einstellungen. Ich konnte jetzt keine Fülle an Überschneidungen finden.

Ich grenze kurz ein bzw. grenze ab: KDE Systemeinstellungen und YaST

Systemeinstellungen wie Anzeige, Netzwerk, Drucker oder Audio werden überwiegend in den KDE Systemeinstellungen vorgenommen.

Systemadministration wie Benutzer- und Gruppenverwaltung, Bootloaderkonfiguration, Server- und Systemdienste, Schriften, Firewall, Systemhärtung etc werden in Yast vorgenommen.

Eine Überschneidung fand ich bei Drucker. Das gibt’s in beiden. In Systemeinstellungen wird ein Drucker angelegt und in Yast kann die Druckerkonfiguration vorgenommen werden oder die Druckerwarteschlange anschauen.

YaST ist ein traditionelles Admintool unter SuSE. Das war mal ein unglaublich revolutionäres Tool um die 2000er. Damals gab es noch keine so komfortable Administrationswerkzeuge unter Linux. Da war Yast ein heute schier unvorstellbarer Komfort. Und auch heute ist YaST ein unglaublich umfangreiches Adminwerkzeug, was sehr viel Einstellungsmöglichkeiten bietet. 

Mir fiel auch auf, daß openSUSE Tumbleweed nicht vollständig übersetzt ist. Ich erwähnte ja vorhin schon in den Systemeinstellungen bei Gobales Design den Knöppel „Get New Golbal Themes“ Auch das KDE Menü ist unten nicht übersetzt.

Schauen wir in den KDE Systemeinstellungen unter Regionaleinstellung, sehen wir, daß American English als Standard und einzige Sprache konfiguriert ist.

Selbst wenn das erledigt ist und man sich abmeldet und neu anmeldet, ist das Problem nicht behoben.

Bei einer Linuxdistribution mit Wurzeln in Deutschland ist das meines Erachtens nach sogar doppelt schade. Kann aber auch nur ein Problem mit diesem Thubleweed Snapshot sein.

Vorinstallierte Software

  • Kernel 5.5.11-1-default
  • Firefox 74.0
  • Thunderbird ist nicht vorinstalliert. Dafür wird Kontact bwz. Kmail in Version Kmail2 5.13.3 (19.12.3) mitgeliefert. 
  • LibreOffice 6.4.2.2

Allgemein vorinstallierte Software:

Spiele sind mehrere vorinstalliert. Ansonsten kommt viel mit KDE daher, was im Alltag gebraucht wird. Darüber hinaus kann ich nicht klagen. Sieht mir nach einem soliden Gesamtpaket aus.

Fazit

Ich bin froh, daß openSUSE immer noch am Markt ist. Leider hat openSUSE etwas den Anschluß an andere Distributionen wie Ubuntu oder Manjaro verloren. Wie ich beim Desktop Design schon erwähnte, fängt es schon beim Ersteindruck an. Wenn der Desktop relativ lieblos konfiguriert kommt, braucht es schon viel Zuneigung um am Ball zu bleiben. Auch der Einsatz von 2 Tools für Einstellungen am System könnte Neueinsteiger überfordern. Ansonsten hinterließ die Tumbleweed Edition von openSUSE einen für rolling Releases stabilen Eindruck. Aber ich muß hier auch erwähnen, daß das nur eine gewisse Momentaufnahme ist und bei rolling Release Linuxsystemen Probleme erst im Laufe der Zeit bei Aktualisierungen drohen können wenn es zu Problemen in Paketabhängigkeiten kommt. In meinem Testzeitraum lief alles gut und ich bin auf keine Instabilitäten oder dergleichen gestoßen.

Würde ich openSUSE als Hauptdistribution empfehlen?

Das ist Geschmackssache. Wer seinen Computer braucht um mit ihm zu arbeiten, dem würde ich davon klar abraten und ein stabiles System wie z.B. openSUSE Leap oder Debian Stable anraten.

Wer es verschmerzen kann, daß das eine oder andere Update dem System Schmerzen zuführen kann und wer es sich zutraut das im Bedarfsfall selbst zu lösen, kann sicher viel lernen und könnte von Tumbleweed gefordert werden. Doch bedenkt, daß damit im Extremfall auch ein Datenverlust einhergehen könnte.

Demnach würde ich persönlich es nicht einsetzen. Ich bin nach wie vor Schwimmer im Becken der stabilen Distributionen mit ausgereiften Versionen, die den Fokus auf Stabilität und lange Unterstützung legen. Obwohl Tumbleweed nicht jedes neue Paket sofort durchschiebt, sondern quasi alle paar Tage ein Merge getesteter Pakete macht und mit diesem Sammelsurium einen neuen Snapshot ausrollt, wirkt mir das Gesamtprodukt auf Dauer nicht so stabil, wie ich es mir wünsche. Ich benötigen nicht immer zwingend die allerneuesten Softwareversionen. Es gibt Alternativen, sei es Backports oder Flatpak oder Snap um selektiv einzelne Pakete mit neuem Stand zu bekommen. Hier denke ich z.B. an GIMP oder LibreOffice. Aber dafür benötige ich kein rolling Release Linuxsystem.

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Die hier verwendeten Hintergrundbilder könnt Ihr kostenlos von michlfranken.de herunterladen. In der Gallery findet ihr noch weitere 4K Hintergrundbilder.

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