PCLinuxOS – Test einer weiteren unabhängigen Linux Distribution. Lohnt sich ein Wechsel?

5 min


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PCLinuxOS ist eine unabhängige Linux Distribution aus den USA. In diesem Video schauen wir uns einmal die MATE Edition an und versuchen festzustellen, ob solch eine eigenständige Distribution eine interessante Alternative sein könnte. 

Download

Mit einem Browser Eures Vertrauens ruft ihr die URL www.pclinuxos.com auf und navigiert anschließend auf „Get PCLinuxOS“. Jetzt steht Ihr vor der großen Wahl zwischen den drei Angebotenen Desktop Versionen. Ihr habt die Wahl zwischen KDE, Mate und XFCE. Ich habe einmal die Mate Desktop Edition in Version 2020.03 geladen und anschließend als virtuelle Maschine installiert.

Installation

Der Installationsassistent ist ein bißchen anders als bei den Mitbewerbern. Soweit ich das erkennen konnte, handelt es sich um Draklive, also nicht Calamares oder so. Vom Namen her hätte ich jetzt vermutet, daß das der Installer von Mandriva war, dessen Vorgänger Mandrake Linux immer viele Programme mit „Drake“ benannte.

Ansonsten muß man u.a. Root Kennwort angeben, Benutzer anlegen, Bootloader Optionen können konfiguriert werden, Festplattenpartitionierung, Zeitzone und dann legt der Kamerad auch los bis er nach kurzer Zeit fertig ist und durchstarten möchte.

Im Anschluß habe ich die VirtualBox Gast Erweiterungen problemlos installieren können.

Plattenplatzverbrauch in GB nach Installation

Nach der Installation waren etwa 6,7 GB von der Platte belegt. Nach den ersten Aktualisierungen lag die Auslastung bei 6,8 GB. Wir kommen im Verlauf des Videos dazu die Sprachpakete zu installieren. Sind diese installiert, liegt die Auslastung bei 7Gb. Also ein Mittelfeld. Nichts was besonders gut aber auch nicht besonders bedenklich wäre. 

Arbeitsspeicherverbrauch

Je nach Situation schwankt der Arbeitsspeicherbedarf. In der Regel liegt es so zwischen 450 und 650 MB. Das ist ein ziemlich guter Wert aber wir haben mit Mate auch einen nicht so effektlastigen Desktop vorliegen. Im Schnitt ein guter Wert.

Bei Free -h fiel mir auf, daß der Swap bei 3,3GB liegt. Das ist eine Konfiguration aus dem LPI Handbuch oder? Die VM hat 2GB RAM. Früher war die Faustformel das der Swap eineinhalbmal so groß wie der RAM ist. Das wäre überschlagen dann genau so. Aber heute ist das nicht mehr ganz so dramatisch in Zeiten üppiger Speiche rund SSD Platten.

Desktop allgemein

Der Mate Desktop liegt in Version 1.24.0 vor.

Ich drücke es mal vorsichtig aus aber das Design dürfte Nostalgikern bestimmt gefallen. Für meinen Geschmack hinkt es einige Jahre hinter dem Design anderer Desktops bzw. Distributionen her. Klar es erfüllt den Zweck und man kann damit sicher auch arbeiten. Aber wie sagt man so schön: „Das Auge ißt auch mit“ und das gilt im übertragenen Sinn auch hier oder zumindest bei mir.

Wir haben ein Custom Design, ohne daß ich hier schon Konfigs vorgenommen hätte. Das ganze basiert auf dem Set von Blue-Submarine. Es werden noch ein paar andere Sets mitgeliefert aber keins davon spricht mich persönlich an. Bei den Symbolsets wird auch nicht allzu viel geboten. Es sind überwiegend Symbole mit Glanz- und Spiegeleffekten. Das war Anfang der 2000er beliebt. Heute nutzen alle diese flachen Designsets und daher fällt mir der Kontrast hier deutlich auf.

Hintergrundbilder werden, soweit ersichtlich, alle von Mate durchgereicht. Also scheint die Distribution auf eigene zu verzichten. Das ist nicht schlimm aber heutzutage fast schon eine kleine Besonderheit.

Der Installer ließ zwar eine Zeitzone einstellen aber keine Sprachpakete. Entsprechend kommt der Desktop zunächst in englischer Sprache. Das können wir unter Software Center -> Localization Manager ändern. Das Ganze ist gefühlt schon wieder ein etwas größerer Akt. Wenn Ihr das nun bei Euch macht, denkt daran, daß der Assistent das System durchstartet.

Danach müßt Ihr noch entscheiden ob die Ordner im Stammverzeichnis umbenannt werden sollen und nach diesem Schritt habt ihr einen Schreibtisch in überwiegend deutscher Sprache.

Insgesamt spricht mich dieses Konzept nicht an aber das ist völlig in Ordnung so. Ich bin mir sicher es gibt Leute, denen das gefällt und die das anspricht. Wenn DU also zuschaust und Dir das gefällt, hier ist vielleicht Deine Distribution.  

Vorinstallierte Software

Kernel 5.5.10-pclos1

Firefox 74.0

Thunderbird 68.6.0

LibreOffice 6.4.2.2

Allgemein vorinstallierte Software:

Wir haben ein Spiel vorinstalliert. Bei Internet wird AnyDesk und MEGASync Cloud Storage Client angezeigt. Homebank ist dabei, ebenso wie Spotify. Bei Video werden Kazam, Kodi und VLC mitgeliefert.

Standardmäßig scheint man weder Flatpak noch Snap zu unterstützen. Beides ist zumindest nicht vorkonfiguriert. 

Um Software zu installieren, wird Synaptic mitgeliefert.

Insgesamt wirkt mir das Menü mit der Fülle an Paketen überladen und eine Suchmaske gibt es in dieser Konfiguration auch nicht. Da müsste man ein andere Mate Startmenü zufügen.

Fazit

Wie schon im Video und Artikel zu Solus Linux erwähnt, tu ich mir etwas schwer abzuschätzen wie lange unabhängige Distributionen durchhalten können. Sowohl Solus als auch PCLinuxOS können mich nicht überzeugen. Doch hier soll es nicht um Solus, sondern um PCLinuxOS gehen. Ich kann den Mehrwert dieser Distribution nicht erkennen. Wenn ich einen Mate Desktop will, kann ich den besser vorkonfiguriert und angepaßt bekommen. Ich denke hier an Linux Mint oder Ubuntu Mate. Da habe ich auch eine solide Basis und mehrere Jahre Support. Die Versionen von KDE und XFCE habe ich mir nicht angeschaut. Muß aber gleich gestehen, daß mich die Mate Version nicht dazu animiert das proaktiv zu tun.

Es geht schon beim Start mit dem Design los. Das ist nicht mein Fall und ich könnte mir vorstellen, daß man damit auch keinen aus dem Windows oder MacOS Lager zum Wechsel anregen könnte. Weiter muß man schauen ob dieser Paketmanagement genug Software liefert bzw. bietet. Wie lange eine Version mit Sicherheitsaktualisierungen unterstützt wird, konnte ich nicht finden. Laut Distrowatch kommt alle 12-18 Monate eine Version heraus und vermutlich sollte man dann auch mitspringen.

Zusammenfassend würde ich mir PCLinuxOS nicht installieren. Es gibt mit den Desktops m.E. nach bessere Distributionen, die den Desktop schöner Designed haben, einen klaren Supportzeitraum haben und standardisierte Paketverwaltungen bringen.

Ja ich weiß es klingt manchmal etwas hart, wenn man unabhängige Distributionen so ab schellt. Aber man sollte auch einmal das große Ganze im Auge behalten: Der Linux Desktop. Jede Distribution trägt ihren Teil dazu bei und ich finde es generell nicht schlecht wenn man eigene Dinge ausprobiert. Nur ob jedes Entwicklerteam eine eigene Distribution immer starten muß, sei mal dahingestellt. Zumindest ist PCLinuxOS schon seit mindestens 2005 schon am Veröffentlichen von Versionen. Also scheint es sich um keine Eintagsfliege zu halten. Also liegt es am Ende an Dir ob Dir das gezeigte gefällt und bei Dir Lust auf mehr weckte. 

Ich finde es interessant auch mal kleinere Distributionen anzuschauen und vorzustellen. Aus dem Grund mache ich die Videos. Nicht um negativ auszuteilen, sondern es einfach zu zeigen und am Ende eine persönliche Einschätzung zu geben. Wenn Du das anders siehst, laß uns gerne in den Kommentaren darüber diskutieren. Oder bist Du gar PCLinuxOS Anwender? Dann würde mich Dein Erfahrungsbericht auch sehr interessieren.

Für ein Kanal Abo und Daumenhoch bin ich Euch dankbar 🙂 Anregungen einfach in die Kommentare reinschreiben. Meine Videos könnt ihr gerne mit Euren Freunden in den sozialen Median teilen. 🙂

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4 Comments

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  1. Wenn man eine wirklich gut funktionierende Rolling-Release-Distri haben will die auch noch sehr aktuell ist und trotzdem nicht instabil wird, und obendrein eine sehr reichhaltiges Repository hat, wo es so ziemlich alles denkbare gibt, dann ist PCLOS die beste.
    Besser als die Arch-Derivate und auch openSUSE-Tumbleweed und alle die ich im Laufe der Jahre mal probiert habe und die alle die ein oder andere Macke haben.
    Keine andere Distri konnte da mithalten. Primär fokussiert sich PCLOS auf KDE-Plasma und das ist für mich perfekt. Und ich hab schon wirklich viel getestet.
    Das diese im deutschsprachigen Raum nicht so bekannt ist, ist schade.
    Stattdessen die unzähligen Ubuntu- und Debian-Derivate die keinen erkennbaren Mehrwert liefern. Meine primär-Distri ist und bleibt voraussichtlich PCLOS. 🙂

  2. PCLinuxOS ist eine eigenständige Distribution und keine WallpaperDistri wie viele Buntus.
    Die läuft sogar auf Acer Notebooks von 2005, da starten deine Buntus nichtmal.
    Der Hauptdesktop ist übrigens KDE-Plasma, der wird hauptsächlich supported.
    Ach ja, das Hintergrundbild im Mate-Desktop konntest du nicht ändern ?
    Warum nicht, wenn es dir nicht gefallen hat ?

  3. Zitat “Ich kann den Mehrwert dieser Distribution nicht erkennen.” Der Mehrwert ist systemd. Diese Ditribution arbeitet ohne systemd. Das ist schon sehr viel

  4. … habe den Artikel leider erst jetzt entdeckt, aber stimme MichaZ voll zu.
    Ich habe seit 2004 Ubuntu verwendet und auch bei Bekannten installiert. Jetzt bin ich fast 70 und möchte nicht mehr alle 4 Jahre jeden PV UOGRADEN müssen, So bin ich auf PClinuxOS gestoßen, das außerdem ein Tool zum erstellen eines ISO des aktuellen Systems erlaubt – sowas habe ich unter ubuntu immer wieder neu suchen müssen. Als Rolling-Release für meine Zwecke prima. Ich muß die Anwender nur auf UPDATEN trimmen :))