Ubuntu 20.04 LTS Focal Fossa im Test

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Ubuntu 20.04 LTS Codename „Focal Fossa“ ist erschienen. Wir werfen in heute einen Blick auf die nun fertige Version, die die technische Basis für viele weitere Linuxdistributionen bildet und versuchen am Ende kurz festzustellen, ob sich ein Wechsel von 16.04 oder 18.04 schon jetzt lohnt.

Über die Distribution

Ubuntu 20.04 wurde nach langer Test und Beta Phase nun endlich veröffentlicht. Wie jede Ubuntu LTS Version wird auch diese über viele Jahre mit Aktualisierungen versorgt. Ubuntu selbst basiert auf Debian aber Ubuntu ist auch die Basis für viele andere Distributionen, die direkt auf Ubuntu aufsetzen. Dazu zählen z.B. Linux Mint, ZorinOS und die ganzen Ubuntu Derivate wie Kubuntu, Ubuntu Mate usw. Man darf also davon ausgehen, daß mit der Freitabe von Ubuntu 20.04 LTS ein gewisses Stühlerücken einhergeht und die auf Ubuntu aufsetzenden Distributionen ihrerseits auch in den nächsten Wochen auf Ubuntu 20.04 basierende geschnürte Pakete Ihrer Distribution herausbringen.

Download

Ubuntu 20.04 LTS als Desktop Version könnt Ihr kostenfrei herunterladen unter ubuntu.com und dann auf Download navigierten. Anschließend auf 20.04 LTS klicken und schon könnt Ihr die ISO Datei herunterladen.

Installation

Die Installation verlief absolut problemlos. Der Installer ist ausgereift und dürfte auch unerfahrene Linuxanwender oder Neueinsteiger sicher durch den Installationsprozess führen. Ich habe mich diesmal für eine minimale Installation entschieden, da Ubuntu mir im Rahmen der Standard Installation zuviel unnötiges Zeug reinpackt.

Eckdaten: Auslastung Plattenplatz

Nach der minimalen Installation sind von der Platte 6,4GB belegt. Daraufhin habe ich nochmal Aktualisierungen abgerufen und nach einem apt autoremove sind 6GB von der Platte belegt. Das ist ein Wert im guten Mittelfeld.

Eckdaten: Arbeitsspeicherverbrauch RAM

Nach dem Systemstart werden knapp 700MB RAM benötigt. Das ist in meinen Augen in etwa das obere bzw. vordere Mittelfeld. Der Gnome Desktop reagiert aber sehr zügig und somit kann ich an der Stelle nicht meckern.

Desktop

Der Ubuntu Gnome Desktop strahlt einen nach dem Start förmlich an. Er wirkt hochwertig aufpoliert. Ihr könnt direkt nach dem Start Cloud Konten anlegen. Ich überspringe dies zunächst. Livepatch ist bei mir ebenfalls nicht in Verwendung, also auch hier gehen wir mit „Weiter“ voran. Ob Ihr Diagnosedaten senden möchtet oder nicht, müsst Ihr selbst entscheiden. Ich werde diese für diesen Test mal zulassen, da es hier nur eine virtuelle Maschine ist. Persönlich würde ich es auf einer physikalischen Installation ausschalten. Beim Datenschutz habe ich die Ortungsdienste aus gelassen. Jetzt sind wir startklar. Ein Klick auf Fertig schließt den Willkommensassistenten.

Gnome Desktop liegt in Version 3.36.1 vor.

Ubuntu passt Gnome an sein unverkennbares Yaru Design an. Apropos Yaru Design unter dem Punkt Darstellen können wir jetzt endlich die Farben der Fenster anpassen: Hell, Standard, Dunkel. Alle drei Varianten sehen wirklich gut aus. Ubuntu hat hier an der richtigen Stelle Aufwand investiert. Das Dock können wir dahingehnd anpassen, daß wir es automatisch ausblenden können, die Größe einstellen und die Position verändern können.

Bei Ubuntu sollte man auch immer mal einen Blick unter Datenschutz werfen: Das Überprüfen der Verbindung schlate ich gerne ab, da ich die technischen Infos über dieses System eigentlich nicht sammeln lassen möchte. In der VM lass ich es an, bei physikalischer Installation würde ich es ausschalten. Bildschirmsperre sollte man auch prüfen ob das für einen paßt. Bei Fehlerdiagnose solltet Ihr prüfen ob ihr das woll. Ich lasse es bei manuell.

Bei den Hintergrundbildern liefert man auch einen schwung Bilder mit. Meinen Geschmack treffen sie jetzt nicht voll und ganz, da einige der Bilder noch von anderen Ubuntu-Versionen stammen. Also nicht schlimm aber im glänzenden Gesamteindruck ist das so ein bißchen die Zahnlücke im strahlenden Lachen. Aber auch hier ist nichts gänzlich Hässliches dabei. Also keine Sorge.

Neu in Ubuntu 20.04 ist auch das Ubuntu Software Center. Man möchte ein neues Konzept in der Software-Distribution aufbauen. Zuerst sollen Snap Pakete installiert werden, sofern verfügbar. Ist ein Softwarepaket nicht als Snap Paket verfügbar, will man das klassische Debian-Paket installieren. Sukzessive wird Ubuntu wohl immer mehr auf Snap setzen und das Snap-Softwareangebot erweitern. Zumindest kategorisiert man mehr als es in Gnome Software Center der Fall war. Das finde ich nicht falsch.

Das Desktop Konzept ist eine Abwandlung von Unity. Oben ist eine Leiste und links ein Dock. Damit versucht man konzeptionell den seinerzeit mit Unity angetretenen, eigenen Weg, jenseits von Windows und MacOS zu gehen. Schlecht finde ich es nicht wenn es generell ein weiteres Konzept gibt, das Akzeptanz findet.

Zusammenfassend läßt sich konstatieren, daß der Ubuntu Gnome Desktop sehr aufpoliert wirkt. Es sieht frisch und modern aus.

Vorinstallierte Software

  • Kernel: 5.4.0-25-generic
  • Browser: Firefox 75.0
  • E-Mail Client: nicht vorinstalliert in Minimalinstallation. Alternativ kann Thunderbird, Evolution, Mailsring, hiri usw. installiert werden.
  • Office: nicht vorinstalliert in Minimalinstallation. Alternativ kann LibreOffice als Snap Paket (6.4.2.2) installiert werden.

Allgemein vorinstallierte Software:

Ein richtiger Lichtschimmer ist bei der minimalen Installation die Auswahl an vorinstallierter Software. Hier ist unglaublich wenig vorinstalliert. Das entspricht genau meiner Wunschvorstellung. Wenig vorinstalliert und was fehlt, einfach nachinstallieren.

Besonderheiten

Wie eingehend schon erwähnt, empfehle ich bei Ubuntu generell die minimale Installation. So erhaltet Ihr ein sehr schlankes System und könnt Eurem Bedarf entsprechend die nötige Software nachinstallieren.

Ubuntu stand in der Vergangenheit in der Kritik, daß nicht alle Pakete Sicherheitspflege bekommen.

https://www.heise.de/ct/artikel/Ubuntu-LTS-Langzeitpflege-gibt-es-nur-fuer-das-Wichtigste-3179960.html

https://www.heise.de/newsticker/meldung/Ubuntu-LTS-Lauter-Sicherheitsluecken-trotz-Langzeitpflege-3181830.html

Mittlerweile hat Ubuntu unter https://ubuntu.com/about/release-cycle

Hier eine Übersicht publiziert.

  • Open Source Pakete sind in main und universe
  • Not open source Pakete sind in restricted und multiverse

Main erhält wie universe Pflege. Main erhält 5 Jahre Public-Support und weitere 5 Jahre ESM (Extended Security Maintenance). Universe erhält insgesamt 10 Jahre ESM Support.

Ihr könnt auch als Privat, so verstehe ich das, wenn Ihr Euch bei Livepatch anmeldet, kostenfrei für 3 Instanzen (Rechner) für eine LTS Version 10 Jahre Pflege bekommen. Mehr dazu unter https://ubuntu.com/esm

An der Stelle sollte man auch den Umkehrschluss erwähnen: Allen Anschein nach erhalten die Pakte in restricted und multiverse überhaupt keine garantierte Pflege, also weder von den entsprechenden Partnern, noch von den Paketbauern. Dort können jedoch Updates kommen, wenn sich jemand verantwortlich fühlt und auf bekannte Sicherheitslücken einen Patch nachschiebt.

Man sollte also prüfen ob man ggf. die Paketquellen restricted und multiverse deaktiviert. Oder man lebt mit dem potentiellen Risiko, daß man dort veraltete Pakete erhält. Damit diskreditiere ich Ubuntu keineswegs. Ich erwähne das lediglich feststellend, nicht wertend. Mir ist schon klar, daß Ubuntu auf die Paketpflege von Drittherstellern keinen Einfluß hat und man das deshalb macht. Bei anderen Distributionen ist das ja auch so, ich denke hier z.B.  an die contrib und non-free Sourcen bei Debian. Da erhält man auch keine garantieren Updates, sondern ist auf das Pflichtbewusstsein der Paketbauern angewiesen.

Insgesamt finde ich es aber sehr gut, daß Ubuntu seine LTS Versionen 10 Jahre unterstützt. Eine positive Entwicklung ist auch, daß Ubuntu mittlerweile auch das univers Repository pflegt. Das war z.B. mit Ubuntu 16.04 LTS noch anders. Hier also eine positive Entwicklung unter der Prämisse, daß ich hier nichts missverstanden habe.

Fazit

Ubuntu 20.04 LTS wirkt sehr solide und aufpoliert. Der Weg ist in meinen Augen eindeutig der richtige Weg. Das System reagiert flüssig und macht einen reaktiven Eindruck. Das finde ich super. Insgesamt dürft Ihr mit 5 Jahren public Support rechnen. Danach könnt Ihr weitere 5 Jahre ESM bekommen. 10 Jahre Produktunterstützung sind eine sehr gute Ansage und wer im Enterprise Geschäft erfolgreich sein will, kommt um lange Produktpflege eh nicht herum.

Ich persönlich würde erst zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von 20.04.1 das Upgrade von 18.04 machen. Das ganz einfach aus dem Grund, daß es jetzt noch aufgrund von Fehlern zu kleineren Problemchen kommen kann, die bis dahin weitgehend ausgebügelt sein dürften. Doch wer Ubuntu 16.04 oder Ubuntu 18.04 einsetzt, muß jetzt überhaupt nicht nervös werden. Eure Systeme werden weiter unterstützt. Ubuntu 16.04 wird bis April 2026 ESM Support bekommen, Ubuntu 18.04 regulär bis 2023 und dann 5 Jahre ESM Support bis 2028. Also keinen Streß an der Stelle. Sobald Ihr auf 20.04 wechseln könnt, informiert Euch Eure Update-Benachrichtigung. Wer es nicht erwarten kann, kann mit „sudo apt install update-manager-core && sudo do-release-upgrade -m desktop“ upgrade. Aber ich würde noch etwas Zeit ins Land gehen lassen. Und wer noch 16.04 einsetzt, bedenkt, Ihr müßt über 18.04 zu 20.04 springen.

Ansonsten dürft Ihr eine moderne LTS Version erwarten, die Euch in den kommenden Jahren bestimmt noch viel Spaß machen bzw. treu zur Seite stehen wird.

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