Ubuntu Kylin 20.04 – bildhübsche Windows Alternative im Test

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Ubuntu Kylin ist eine der offiziellen Ubuntu Derivate, die ganz gezielt auf Windows Wechsler abzielt und direkt nach der Installation ein exzellentes Nutzererlebnis bieten möchte. Welche Vor- oder Nachteile das hat, schauen wir uns heute einmal gemeinsam an. Es bleibt spannend.

Über die Distribution

Schwerpunktmäßig zielt Ubuntu Kylin eigentlich auf den chiniesischen Markt ab. In diesem Rahmen unternimmt man große Anstrengungen wie z.B. eine angepasst chinesische Benutzererfahrung mittels einer auf chinesisch lokalisierten Desktopoberfläche. Auch die im eigenen App Store angebotene Software attestiert diesen Anspruch. Es wird vordergründig das bereitgestellt, was auf dem chinesischen Markt gefragt ist.

Ubuntu Kylin kommt nicht mit einem bekannten Desktop daher. Stattdessen wird die UKUI Desktopumgebung zum Einsatz gebracht. Damit möchte man Wechseln aus dem Windowslager ein vertrautes Konzept bieten und auf den ersten Blick kommt Ubuntu Kylin dem Vorbild auch sehr nahe.

Ubuntu Kylin ist seit der Version 13.04 ein offizielles Mitglied in der Ubuntu Familie.

Damit haben wir nebst Deepin eine weitere Distribution, die den chinisischen Markt im Auge hat, zumindest primär.

Download

Ihr könnt Ubuntu Kylin über die jeweilige Projektseite, die ihr in englischer Sprache unter ubuntukylin.org erreicht, herunterladen. Oben auf Download klicken und sofern ihr nicht für einen Raspberry installieren möchtet, klickt ihr auf X86_64. Kurz darauf kommt das ISO auf Eure Platte. Danach geht es entweder wie bei mir in Virtualbox weiter oder im Falle einer physikalischen Installation müsst Ihr das Abbild zuvor auf ein USB Medium oder DVD brennen. Dies könnt Ihr z.B. mit dem Programm Etcher erledigen.

Installation

Der Ubuntu Installer ist schlagerprobt. Hier wird man an der Hand genommen um Schritt für Schritt das System auf Platte zu installieren. Sofern Ihr keine chinesischen Schriftzeichen beherrscht, solltet ihr links in der Liste ziemlich weit oben Deutsch auswählen. Daraufhin klicken wir auf Ubuntu Kylin installieren, danach wählen wir die Tastaturbelegung aus. Ich installiere Ubuntu nur noch mit minimaler Installation, damit nicht zu viel Schrott mitinstalliert wird. Diese Option gibt es hier leider nicht. Die Aktualisierungen habe ich im Rahmen der Installation laden und installieren lassen, ebenso habe ich die Drittanbieter-Software mitinstalliert. Bei der Installationsart habe ich die Platte löschen lassen und ohne Verschlüsselung weitergemacht. Die Änderungen habe ich entsprechend bestätigt. Als Zeitzone hat mir Berlin am ehesten zugesagt und danach legen wir noch unseren Benutzer an. Anschließend darf man ein paar ausgesprochen gut gestaltete Bildchen anschauen. Kurz darauf ist die Installation abgeschlossen und wir müssen durchstarten.

Eckdaten: Auslastung Plattenplatz

Mein System hat im Rahmen der Installation alle verfügbaren Aktualisierungen geladen. Derzeit liegt die Plattenauslastung bei stolzen 9,4GB. Damit sind wir hier im Bereich der Distros, die lieber mehr als weniger Speicher brauchen.

Eckdaten: Arbeitsspeicherverbrauch RAM

Der initiale Benchmark liegt bei knapp 770MB RAM. Das ist kein schlechter Wert. Doch mangels Erfahrungen von UKUI Desktop auf anderen Distros nehmen wir diesen Wert jetzt erstmal hin wie er ist. In der Praxis werdet Ihr diesen eh kaum erreichen.

Desktop

Ubuntu Kylin 20.04.1 liefert UKUI 3.0 aus.

Der Desktop erinnert ganz stark an Windows 10. Doch anders als z.B. bei LinuxFX wird hier kein identischer Klon versucht umzusetzen. Vielmehr gibt es zwar viele Anlehnungen, doch suggeriert es nicht bis ins kleinste Detail ein Windows System zu sein. Die Akzente sprechen eine klare Designsprache und wem z.B. Windows 10 gefällt, dem könnte auch diese Distro gefallen.

Der Desktop stellt ein bekanntes Windows Konzept nach. Wir haben unten eine Leiste, die links das Startmenü birgt. Daneben kommen an die Leiste anpinnbare Schnellstarter für Programme. Danach kommt eine kleine optische Trennung zu den nachgelagerten geöffneten Fenstern im mittleren Bereich der Leiste. Im rechten Bereich haben wir Steuerelemente wie Netzwerk oder Lautstärke. Neben der Lautstärke ist die Schlatfläche für das Benachrichtigungszentrum. Das sieht echt gut aus.  Rechts neben der Uhrzeit ist der Designumschalter zwischen hellen und dunklen Nuancen. Ich konnte keine Einstellung finden, die Nuancen nach Tageszeit umzuschalten. Aber mit dieser Methode ist das kein Beinbruch.

Beim Erscheinungsbild kommen wir auf eine Eigenheit im Linuxumfeld. Zwar können wir zwischen Hell und Dunkel umschalten, wie eben schon erwähnt. Das Thema können wir aber nicht konfigurieren. Die Symbole können verändert werden. Von Werk sind insgesamt drei Sets dabei, die alle drei sehr hübsch ausschauen. Wir können noch Cursor Themes einestellen. Ganz unten gibt es noch die Option den Performance Mode zu setzen, ebenso wie Transparenz feineinzustellen.

Bei den Hintergrundbildern geht man eigene Wege im Spektrum der abstrakten Bilder. Mir gefällt das sehr und ich mag diese Bilder sehr. Das ist eine clevere Entscheidung gewsen meiner Meinung nach.

Abschließend komme ich zum Ergebnis, daß es sich um einen sehr hübschen und konsistenten Desktop handelt. Er sieht klasse aus, egal ob man das Windows Vorbild mag oder nicht. Es läßt sich fein einstellen und dürfte auch Leute, die mit Linux nichts am Hut haben, einladen damit zu arbeiten. Das ist nutzerfreundlich und sieht klasse aus. Was ein bißchen schade ist, ist die Tatsache, daß UKUI nicht vollumfänglich auf deutsch übersetzt ist. Wir haben also einen Mix aus Deutsch und Englisch.

Vorinstallierte Software

  • Kernel: 5.4.0-45-generic
  • Browser: Firefox 80.0
  • E-Mail Client: Thunderbird 60.10.0
  • Office: WPS Office 11.1.0.9615 (dürfte WPS Office 2019 für Linux sein)
  • Software-Container: Flatpak ist nicht dabei und Snap kommt in Version 2.45.1+20.04.2

Weitere Software könnt ihr über den hauseigenen Kylin Software Center beziehen. Da sind auf den ersten Blick Apps für den chinesischen Nutzer drin, doch finden wir auch alles andere aus den Ubuntu Repos.

Allgemein vorinstallierte Software:

Es sind ein paar MATE Tools dabei ohne daß der Desktop an MATE erinnern würde. Ein paar Spiele sind auch dabei und Kylin Apps, auf die ich im nächsten Kapitel kurz eingehe. Ansonsten ist die Auswahl so getroffen, daß Ihr nach der Installation losarbeiten könnt, sofern ihr die hier getroffene Vorauswahl an Programmen annehmen möchtet.

Besonderheiten

Mit dem Kylin Assistant könnt Ihr folgende Dinge erledigen: das System zu putzen, Laufwerksübersicht, Systeminfo und Tool Kit. Darüber erreichen wir das Software Center, System Monitor und Shred Manager. Ob Shred Manager irgendwelche besonderen Funktionen hat, kann ich nicht ermitteln.

Systemsicherungen (Backups) könnt Ihr in den Einstellungen unter Update -> Backup durchführen. Hier könnt ihr auch nach System Aktualisierungen suchen und installieren.

Fazit

Ubuntu Kylin weiß zu überzeugen und das nicht nur in China. Das System ist absolut unterschätzt. Ich würde sogar so weit gehen, daß Ubuntu mit dieser Oberfläche, würde man ihr noch ein paar individuelle Akzente verpassen, vielleicht sogar erfolgreicher sein könnte als mit Gnome. Doch das ist Spekulation.

Ubuntu Kylin 20.04.1 konnte optisch einen vergleichbaren angenehmen Eindruck machen wie es Deepin Linux auch tat. Die Oberfläche geht gut von der Hand, sieht modern und schön aus und macht Lust auf mehr. Es fehlen lediglich noch ein paar eigene Akzente um das ganze noch etwas mehr optisch von Windows abzuheben. So könnte es noch als plumper China-Klon diskreditiert werden. Als kleiner Wehmutstropfen: Wie schon erwähnt, ist die Übersetzung derzeit noch nicht vollständig auf Deutsch. Das ist nicht so ideal aber man kann dennoch damit arbeiten.

Ubuntu Kylin ist das Ubuntu Kind, das mit Ubuntu Studio am meisten im Schatten der anderen steht. Eigentlich ziemlich zu unrecht, denn optisch muß es sich keinesfalls verstecken und könnte aufgrund der optischen Ähnlichkeit mit Windows vielleicht auch am meisten Wechsler ansprechen. Diese Tochter hat viel Potential.

Habt Ihr schon viel von Ubuntu Kylin gehört oder gar es ausprobiert? Wenn ja, laßt mal Eure Meinung dazu in den Kommentaren hören. Ich bin darauf schon jetzt gespannt. Wem mein Material gefällt, kann meinen Youtube Kanal sehr gerne abonnieren. Das hilft mir sehr. Wer das Thema gerne nachlesen mag, findet den dazugehörigen Artikel auf meinem Blog michlfranken.de und darüber hinaus noch viele mehr.

Besten Dank für das Schauen meiner Videos. Ich hoffe es hat Dir gefallen. Machts gut Leute. Bleibt gesund und kommt gut durch den Herbst. Auf Bald! Servus!

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One Comment

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  1. Ich finde Ubuntu Kylin als eine interessante Variante. Ich habe mich aber so an Ubuntu Budgie gewöhnt, daß ich dabei bleibe. Als kindischer Mensch habe ich Gefallen an Plank gefunden. Für diejenigen, die es nicht kennen: Plank ist die Iconleise am unteren Bildschirmrand, wo man die wichtigsten Anwendungsicons hingibt, die so ähnlich ‘springen’ wie bei MacOS. Interessanterweise ist Budgie eine Variante die sehr selten erwähnt wird. Ich arbeite zu ca. 90 % meiner Zeit nur mehr mit Ubuntu Budgie und nicht mehr mit Windows. Ich habe zwei Anwendungen, die ich fallweise brauche, da muß ich dann Windows booten, aber das weiß ich schon von vornherein. Die Hintergrundbilder von Kylin finde ich wunderschön, die hätte ich gerne für Budgie 😉