Wie wird man SAP Technology Consultant?

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Das Lebens als SAP Technology Consultant ist einerseits unglaublich vielschichtig, andererseits manchmal branchenfremden Menschen ziemlich schwierig zu erklären. Doch bevor man sich ins gemachte Nest setzen kann, muss man sich erstmal auf den Weg dorthin machen. Hier setzt dieser Beitrag an. Ich beschreibe nachfolgend aus Eigenerfahrung wie Du zum SAP Technology Consultant werden kannst.

Ein SAP Technology Consultant oder auch SAP Technical Consultant muss zunächst technisches Verständnis mitbringen. Dazu zählen Kenntnisse in verschiedenen Betriebssystemen. Linux darf Dir also kein Fremdwort sein. Weiter ist es vorteilhaft, wenn ein gewisses Verständnis für Datenbanken vorhanden ist. Das Wissen zu Datenbanken ist aber keine zwingende Voraussetzung am Anfang. Der Umgang mit Linux sollte schon verlangt werden können.

Aller Anfang ist schwer

Deine Karriere als Berufseinsteiger nach der Ausbildung oder dem Studium könnte mit einer Anstellung als Junior SAP Technology Consultant starten. Du wertest also Stellenangebote als Junior SAP Consultant in dem für Dich passenden Umfeld aus. Hier gilt gleich, dass wer im Ballungsgebiet lebt, einen erheblichen Vorteil hat gegenüber dem, der im ländlichen Raum wohnt. Das muss nicht zwingend so sein, jedoch ist es so, dass in den Ballungsgebieten oder Großstädten entsprechend mehr Firmen angesiedelt sind, was letztlich Dir entgegenkommt bei der Wahl des Wunscharbeitgebers. Also je ländlicher, desto unwahrscheinlicher, dass Du viel oder überhaupt Auswahl haben wirst. Ein Umzug aus beruflichen Gründen könnte also notwendig werden.

Das heißt nicht, dass Du jetzt sofort gleich auf Immobilienportalen eine neue Wohnung suchen sollst, sondern Du solltest Dich mental damit beschäftigen, ob Du Dir einen Umzug vorstellen kannst um Deine Chancen gegebenenfalls zu erhöhen. Sofern Du diese Frage mit Dir ausgemacht hast, kann es mit dem Bewerbungsprozess losgehen. Du erstellst also eine Bewerbungsmappe, schickst sie ab und erhältst im Idealfall eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch. Um hier jetzt nicht zu weit auszuholen, unterstelle ich, dass Du mindestens eine Zusage bekommen und diese auch angenommen hast. Je nach Lokalität ändert sich für Dich entweder nicht viel oder alles in Form eines Umzugs. Ungeachtet dessen sagen wir mal, Du bist jetzt lokal vor Ort wohnhaft in der Nähe Deiner künftigen Wirkungsstätte.

Der erste Tag und die Tage darauf

Am Beginn Deiner Karriere prasseln vermutlich unzählige Eindrücke, Details und Informationen auf Dich ein. Du solltest also nicht erwarten, dass Du die erste Zeit sofort produktiv arbeitest. Manche Firmen schicken neue Mitarbeiter auf interne Schulungen. Auf alle Fälle musst Du zunächst mental ankommen. Es ist nicht unüblich, dass Dir ein Pate zugewiesen wird. Dabei handelt es sich um eine Ansprechperson für Dich. Sie hilft Dir bei Fragen weiter, ist aber gewöhnlich auch für eine fachliche Einarbeitung verantwortlich. Heißt mit dieser Person wirst Du über einen längeren Zeitraum viel Zeit verbringen.

Sind die ersten Tage oder Wochen vergangen, wird man Dir vermutlich kleinere Sachen zeigen, sodass Du Dir selbst Dokumentation dazu anfertigst. Hier nutzen viele Notizprogramme. Auch kann es sein, dass nachdem Du Sachen gezeigt bekommen hast, Du erste Aufgaben allein durchführst. Das bereitet Dich dann schon mal auf das vor, was vermutlich schon bald auf Dich zukommt.

Schulungen bei SAP

Die SAP bietet unzählige Schulungen zu ihren verschiedenen Produkten an. Die Ausbildung zum SAP Technology Consultant dauert in der Regel 5 Wochen. Das sind drei Kurse mit zwei mal zwei Wochen SAP Netweaver und eine Woche Datenbank wie HANA oder MaxDB. Schulungen auf Basis von Oracle Datenbank dürften, sofern es sie noch gibt, bald nicht mehr abrufbar sein. SAP und Oracle gehen künftig allen Anschein nach getrennte Wege, sodass alles mit Oracle im SAP Universum als nicht zukunftsträchtig angesehen werden darf.

Am Ende Deiner Schulungen steht die Zertifizierung zum SAP Certified Technology Associate an. Hier hast Du für gewöhnlich drei Versuche mit dem NetWeaver Release, auf das Du geschult wurdest. Es kann also auch mal vorkommen, dass man einen Zertifizierungsanlauf nicht besteht. Auch das gehört dazu. Ich unterstelle, dass Du es im Rahmen der drei Anläufe bestanden hast. Gratulation. Nun hast Du die erste fachliche Qualifikation in Deiner Karriere erreicht, zumindest in der Theorie. Die Fronterfahrung der Praxis wird Dir zeigen, dass beide Teile eines Ganzen sind aber nicht immer geschmeidig ineinander übergehen.

Mit den absolvierten Schulungen hast Du sehr viel nützliches Wissen vermittelt bekommen. Mit der bestandenen Zertifizierung persistierst Du diesen Erfolg. Von nun an beginnt die Praxis. Du wirst in immer mehr verschiedene Aufgaben eingeführt. Im Idealfall zeigt Dein Pate Dir die verschiedenen Vorgehensweisen. Wenn nicht, dann hilft Dir jemand anders von Deinen Kollegen weiter. Es ist aber zum jetzigen Zeitpunkt absolut utopisch zu denken, dass Du jetzt sattelfest bist und alle anfallenden Aufgaben eigenverantwortlich wirst lösen können. Einiges davon vielleicht aber Projekte wie Patchen, Upgrades und dergleichen kannst Du noch nicht voll souverän durchführen.

2 Jahre wirst Du brauchen

Die ersten zwei Jahre wirst Du mehr oder minder auf die Unterstützung der Kollegen angewiesen sein. Zwar wirst Du mit weiterem Verlauf im Normalfall immer souveräner, doch es kommen immer wieder Situationen, in denen nur die Erfahrung heraushilft. Ein Beispiel gefällig? Wer Upgrades bei SAP-Systemen durchführt, kann sich mit SUM (Software Update Manager) anhand einer Anleitung sehr leicht durchklickern. Doch wenn es zu Problemen während der SUM Verarbeitung kommt, die die Doku nicht abdeckt, geht es los. Fehler müssen analysiert werden durch Log Auswertung etc. Auch wenn Du vielleicht beim Lesen dieser Zeilen denkst, dass Du das schon packen wirst, bleibe auf dem Boden der Tatsachen. Hochmut kommt vor dem Fall. Du solltest Methoden entwickeln, wie Du Fehlersituationen analytisch angehst. Hast Du eine erste Analyse durchgeführt und kommst nicht weiter, ist es nicht schlimm sich Hilfe im Kollegenumfeld zu holen.

Diese besagten zwei Jahre sind ein Richtwert für so etwas wie Welpenschutz. Heißt in der Zeit wirst Du vermutlich immer recht schnell und bereitwillig unterstützt. Aber auch dieses Auffangnetz muss mal enden, denn letztlich heißt das für Deine Kollegen auch Extrameilen gehen, für die sie nichts extra bekommen. Was genau der Sinn darin ist, wird sich Dir spätestens dann erschließen, wenn Du zum ersten mal einen neuen Junior Consultant betreust.

Dennoch ist es so, dass man nach einer gewissen Zeit erwartet, dass ein gewisser Level an Wissen und Routine aufgebaut wurde, um weitgehend selbstständig zu agieren. Das hießt Du solltest kleinere Probleme wie z.B. Archiver Stuck beheben, also allein lösen können. Hier hilft es auch über einen gewissen Zeitraum im Umfeld des Service Desks Incidents schwerpunktmäßig zu bearbeiten.

Das Ende des Juniors ist nicht der Beginn des Seniors

Nach den zwei Jahren und einer erfolgreichen Ausbildung, Zertifizierung und Einarbeitung darfst Du guten Gewissens so langsam, aber sicher den Zusatz „Junior“ in Deiner Berufsbezeichnung tilgen. Früher hätte man gesagt, die Lehre ist zu Ende und Du bist jetzt Geselle. Wie dem au sei, Du kannst zufrieden und stolz auf Dich sein. Du hast den Grundstein Deiner Karriere somit gelegt. Doch verfalle nicht dem Standesdünkel. Viele jüngere Consultants sind ganz scharf darauf sich endlich als Senior Consultant zu bezeichnen. Sei realistisch: Bist Du nach zwei oder drei Jahren fachlich schon so weit fortgeschritten und routiniert, dass Du glaubst, Du seist ein Senior Consultant? Mitnichten.

Zwar gibt es hier keine fest gelegten Zeiträume aber als Senior Consultant kannst Du frühestens nach fünf bis sieben Jahren intensiver Berufserfahrung durchgehen. Im Prinzip musst Du nicht nur die technischen Hürden wie Mandantenkopie, Systemkopie, Kernelpatch, System Upgrade, Datenbank Upgrade usw. gemeistert haben, sondern auch die sogenannten Softskills der Beratung beherrschen. Du musst für Deinen Kunden als Ansprechpartner da sein können. Also nicht der IT Nerd, der mit Kartoffelchips und Cola im Serverraum hockt und arbeitet in der Hoffnung, niemand würde ihn stören, sondern Du musst präsent sein als SPOC (Single Point Of Contact). Erst wenn Du das bist, also diese Akzeptanz beim Kunden Dir aufgebaut hast und das klar zu Deiner Führungskraft rüberkommt, dann hast Du diesen Meilenstein erreicht.

Das ergibt sich auf ganz natürliche Weise. Manch einer ist schneller, andere brauchen etwas länger. Was soll es? Der Titel ist letztlich nur Schall und Rauch. Es wird im Übrigen auch nur der ihm gerecht, der sich als würdig erweist. Wer also frühzeitig auf dicke Hose macht, könnte eine böse Überraschung erleben. Schnellschüsse haben leicht die Tendenz in die Hose zu gehen. Und wenn Du hier zu führ auf Senior Consultant machst, wird es letzlich in Deine Hose gehen. Es bedarf nicht viel, um jemanden zu enttarnen, der den Senior suggeriert aber letztlich substanziell ziemlich dünn aufgestellt ist.

Also nimm Dir Zeit. Kümmere Dich um Deine fachliche Karriere. Meistere die Aufgaben. Als junger Mensch bist Du familiär vielleicht noch ungebunden und dadurch weitaus flexibler. Nimm mit an Herausforderungen, was geht. Auch wenn es sich nicht unmittelbar monetär bemerkbar macht, im Laufe der Zeit gibt Dir das aber die Souveränität und das Selbstbewusst Deinen Marktwert ggf. einzufordern, egal ob intern oder extern.


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