Ubuntu 24.04 LTS Testbericht

11 min


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Der Monat April in Verbindung mit einer geraden Jahreszahl bedeutet im Hause Canonical bzw. Ubuntu die Veröffentlichung einer neuen Version mit Langzeitpflege. Ich nehme an, Ihr habt bereits erraten, worum es geht. Wir werfen heute einen Blick auf die brandneue Ubuntu 24.04 Ausgabe. Kann Ubuntu den Erwartungen gerecht werden? Das und noch vieles mehr erfährst Du in meinem Test. Los gehts.

Briefing über Ubuntu

Ich denke fast allen von Euch ist Ubuntu bekannt. Doch ein Teil meiner Zielgruppe sind Menschen, die mit Linux und Ubuntu noch keine Berührungspunkte hatten. Falls Du so jemand bist, jetzt kommt ein Briefing mit den wichtigsten Eckpunkte zu Ubuntu.

Ubuntu ging im Jahr 2004 an den Start mit dem Ziel das bessere bzw. nutzerfreundlichere Debian zu sein. Die hinter diesem Mantra verborgene große Denkweise offenbarte sich in den darauffolgenden Jahren, als Ubuntu zur größten und beliebtesten Linux Distribution aufstieg. An Ubuntu kam man in den Mid-2000ern kaum vorbei. Es gab sogar viele Computerzeitschriften, die Gratis CDs von Ubuntu beilegten. Ich hoffe Du weiß noch, was eine CD ist. Wenn nicht, das war das Medium aus den 2000er Jahren. Da konnte man nicht nur Musik und Filme drauf brennen, sondern auch sogenannte ISO Images, um ein startfähiges Ubuntu System für die Installation mitzuschicken.

Hinter Ubuntu steht das Unternehmen Canonical. Ubuntu ist jederzeit kostenlos als Desktop und Server Ausgabe zu haben, egal ob als Firma oder Privatmensch. Ubuntu ist ein fundamentaler Teil der Wertschöpfungskette von Canonical. Die Mehrheit der angebotenen Produkte basiert auf einer Ubuntu Server Ausgabe oder Variante. Canonical verdient Geld mit z.B. mit Supportverträgen mit Firmenkunden. Das erwirtschaftete Geld fließt auch in Ubuntu, da Canonical bezahlte Entwickler dafür abstellt. Doch auch freiwillige Entwickler arbeiten bei Ubuntu mit und werden als Ubuntu Community vom Ubuntu Council vertreten. Ein herzliches Dankeschön an der Stelle im Übrigen an den Verein Ubuntu Deutschland und Torsten Franz für die weitreichenden Aktivitäten rundum den Support von Ubuntu im deutschsprachigen Raum.

Halbjährlich im April und Oktober eines Jahres veröffentlicht Canonical eine neue Ubuntu Ausgabe. Wie eingehend erwähnt, die Kombination aus April, also 04 und gerader Jahreszahl wie z.B. 2024 für 24 ist ein Kennzeichen für eine LTS Ausgabe von Ubuntu, die mit Langzeitpflege kommt. Mehr dazu gleich. Die anderen Versionen von Ubuntu, also die im Oktober erscheinen oder die April Versionen mit ungerader Jahreszahl wie z.B. 25.04, sind sogenannte STS Versionen. STS steht in dem Kontext für Short Term Support, da diese jeweils nur neun Monate Aktualisierungen bekommen. Diese kurzweilig gepflegten Ausgaben werden auch alternativ Interimsversionen genannt. Sie erscheinen halbjährlich und sind vollgepackt mit neuer Open Source Technik. Die Zielgruppe ist hier nicht unbedingt der reine Neueinsteiger oder Anfänger, sondern schon etwas mit der Materie vertraute Leute, die immer die neueste Technik einsetzen möchten.

Die Versionen mit Langzeitpflege werden LTS genannt. Das kommt aus dem englischen und steht für Long Term Support. Hier gibt es immer kostenlos fünf Jahre Aktualisierungen. Heißt Ubuntu 24.04 LTS wird bis ins Jahr 2029 garantiert und planbar Updates durch den LTS Zweig bekommen. Doch nach fünf Jahren ist noch nicht Ende der Fahnenstange. Wer auf dieser LTS Version bleiben muss oder will und nicht auf eine neuere LTS Version springt, kann über ein Ubuntu Pro Abo weitere 7 Jahre Sicherheitsaktualisierungen bekommen und den gesamten Supportzeitraum einer LTS Version somit auf gigantische 12 Jahre ausdehnen. Die 12 Jahre setzen sich aus fünf Jahre LTS Support + sieben Jahre ESM Support via Ubuntu Pro Abo zusammen. ESM steht für Expanded Security Maintenance.

Der Codename von Ubuntu 24.04 ist Noble Numbat.

Nachdem wir nun das Eis gebrochen haben und aufgewärmt sind, gehts jetzt mit den technischen Merkmalen weiter.

Technisch

Schauen wir uns die Specs von Ubuntu 24.04 genauer an. Los geht’s mit den Mindestanforderungen. Rechnet mit diesen Eckpunkten:

  • Intel, AMD oder ARM Prozessor für Ubuntu Desktop
  • 4 GB RAM oder mehr
  • 25 GB Plattenplatz oder mehr
  • DVD oder USB-Slot für das Installationsmedium
  • Internetzugang hilfreich

Ubuntu 24.04 ist eine LTS Version, die mit statischen Versionsstand kommt, insgesamt bis April 2029 mit Aktualisierungen versorgt wird. Als Architektur wird klassische 64-bit unterstützt. Der Ubuntu Server unterstützt nebst 64-bit Architektur auch weitere Formate. Anbei die Liste eingeblendet, damit Ihr Euch einen Überblick verschaffen könnt: AMD64 or EM64T architecture (e.g., Athlon64, Opteron, EM64T Xeon, Core 2.

Ubuntu unterstützt das Debian Paket Format (Deb) und sein hauseigenes Snap Containerformat, welches mehr und mehr in den Vordergrund rückt. Diese Ausgabe basiert noch auf dem klassischen Debian Paket. Als kleinere Nebenausgabe wird auch eine Ubuntu 24.04 Version erscheinen, die auf Snap Paketen aufbaut. Dazu kommt zum späteren Zeitpunkt mehr.

Zielgruppe

Die potenzielle Zielgruppe für Ubuntu Desktop ist breit gefächert und umfasst Privatanwender, die ein benutzerfreundliches und kostenloses Betriebssystem suchen, ebenso wie fortgeschrittene Benutzer und Entwickler, die die Flexibilität und Anpassbarkeit von Linux schätzen. Darüber hinaus sind Bildungseinrichtungen, öffentliche Institutionen und Unternehmen, die nach stabilen, verlässlichen, planbaren und sicheren Lösungen suchen, wichtige Zielgruppen. Auch kreative Profis, die leistungsfähige Tools für Design, Entwicklung und Multimedia benötigen, finden in Ubuntu eine passende Plattform.

Was ist neu?

Schauen wir uns an, welche Neuerungen Ubuntu 24.04 für uns im Gepäck hat

  • GNU/Linux Kernel 6.8
  • Gnome Shell 46
  • Neuer Flutter Installer optisch verbessert
  • Verbessertes Software Center
  • Verbesserte Benachrichtigungen
  • Weitere Snap Transformation
  • 12 Jahre Unterstützung

Kernel 6.8

Im Herzen wird Ubuntu 24.04 vom Linux Kernel 6.8 angetrieben, der am 10. März erschien und der derzeit neuesten Mainline Kernel ist. Daher können wir mit dieser Version die neuesten Funktionen und bestmögliche Hardware-Kompatibilität erwarten. Damit sollten auch neue Prozessoren, Grafikkarten und Hardware allgemein nach bester Möglichkeit verwendet werden können.

Gnome 46

Die Ubuntu 24.04 Desktop Ausgabe kommt mit GNOME 46 daher. GNOME 46 basiert auf GTK 4.13 und libadwaita 1.4.2. Die meisten Änderungen in GNOME Shell Version 46 sind jedoch unter der Haube erfolgte Aktualisierungen, die sich auf Fehlerbehebungen und Leistungsverbesserungen konzentrieren.

Eine der wesentlichen Neuerungen, die Nautilus als Teil von GNOME 46 einführt, behebt ein langjähriges Leistungsproblem beim Wechseln der Ansicht (zum Beispiel von Liste zu Raster). Jedes Mal, wenn Du die Ansicht änderst, versucht Nautilus, das gesamte Verzeichnis neu zu laden. Zudem erhält die Suchfunktion von Nautilus eine vollständige Überarbeitung: “Suche im aktuellen Ordner” ersetzt den ursprünglichen Suchbutton und konzentriert sich weiterhin darauf, Dateien im aktuell angezeigten Verzeichnis zu finden. “Globale Suche” ist ein brandneuer Button, der im linken Bereich hinzugefügt wurde und es Dir ermöglicht, direkt im gesamten Dateisystem nach den gewünschten Dateien zu suchen.

Überarbeiteter Installer

Der neue Ubuntu Installer wurde weiter optimiert. Neuester Feinschliff besteht in Optionen der Zugänglichkeit. Also konkret können Menschen mit Seheinschränkungen sich die Optionen vorlesen lassen oder Kontraste ändern. Weiter bietet der Installer nun ein Deployment via Script an. Es ist also möglich mit einem yaml Template identische Masseninstallationen durchzuführen. Stellt Euch vor jemand muss 100 PCs in einer Schule installieren. Damit muss das nicht jedes Mal manuell durchgeführt werden, sondern via Script geht dies weit schneller. Für Einzelplatzinstallationen macht das aber keinen Sinn. Daher für einen einzelnen Rechner die interaktive Installation und für Massendeployment die automatisierte Installation. Der bisherige Ubiquity Installer, der seit Ubuntu 6.06 treue Dienste leistete, ist somit endgültig in Rente geschickt.

Verbessertes Software Center

Das neue, in Flutter geschriebene Software Center bietet eine Verjüngungskur für allem für die, die von Ubuntu 22.04 LTS das Upgrade machen werden. Die neue Oberfläche wirkt geräumig, sauber und modern. Die Apps sind nun organisiert nach verschiedenen Sektionen wie z.B. Produktivität, Entwicklung oder Spiele. Die Suche unterscheidet nun nach Snap und Debian Paketen, wobei Snap Pakete immer die erste Wahl bei den Vorschlägen sind. Man merkt in welche Richtung das ganze geht.

Verbesserte Benachrichtigungen

Wie eben schon beim Software Center angemerkt, die Snap Transformation schreitet mit dieser Version einen größeren Schritt voran. Die Benachrichtigung von z.B. Snap Apps, die ein Update gefunden haben, wurde verbessert. Zwar ist dies nicht grundsätzlich nur auf Snap Apps limitiert, sondern generell sind die Verbesserungen in Verbindung mit Gnome 46 optimiert.

Weitere Snap Transformation

Mit Thunderbird ist ein weiterer prominenter Kandidat aus der traditionellen App-Startmannschaft vom Lager der Debian Pakete zum Lager der Snap Pakete gewechselt. Mehr dazu noch im weiteren Verlauf des Tests.

Insgesamt 12 Jahre Unterstützung möglich

Mit Ubuntu 24.04 LTS verlängert Canonical die maximale Produktpflege einer LTS Version. Während bislang 5 Jahre LTS mit 5 Jahren ESM über Ubuntu Pro erweitert werden konnten, sind es nun 7 Jahre ESM Support über Ubuntu Pro. Das nicht nur für Ubuntu 24.04, sondern für alle Ubuntu LTS Versionen zurückreichend bis Ubuntu 14.04. Das ist ein Brett an Kampfansage an Red Hat und SUSE, denn für Privatleute ist Ubuntu Pro mit bis zu fünf Instanzen sogar kostenlos zu haben.

Inbetriebnahme

Ubuntu bietet mittlerweile einen aufgefrischten Installer, der deutlich auf Nutzerfreundlichkeit und Einfachheit getrimmt ist. Dieser sieht top modern aus und wurde lange und sorgsam entwickelt, ohne, dass der vorherige Installer irgendwie schlecht gewesen wäre. Falls Du bei Ubuntu einsteigen willst, hier die groben Eckpunkte:

Als Erstes laden wir uns das Ubuntu ISO Abbild herunter. Dazu navigiert Ihr auf die Ubuntu Webseite und klickt oben auf Products und dann auf Ubuntu Desktop. Im nächsten Fenster klicken wir auf „Download Ubuntu“. Auf der nächsten Seite wählt Ihr bei Ubuntu 24.04 LTS den gründen Button „Download Ubuntu 24.04 LTS“. Nun heißt es zwei bis drei Sekunden geduldig sein bis das Download Fenster aufspringt. Wählt einen Platz auf Eurer Platte auf und dann dauert es je nach Internetverbindung ein Weilchen.

Sobald die ISO Datei vollständig heruntergeladen wurde, solltest Du die Checksumme verifizieren. Wie das geht, habe ich bereits gezeigt. Einfach Reinschauen falls da Unklarheiten sind.

Die Inbetriebnahme fand bei mir in einer virtuellen Maschine statt. Ich werde an der Stelle den Installationsprozess nicht detailliert beschreiben. Stattdessen verweise ich auf mein Ubuntu Installationsvideo im Rahmen der Serie Wechsel zu Linux. Schau gerne mal rein wenn Du da nicht ganz sicher bist. Eine aufgefrischte Version des Videos mit dem neuen Installer kommt demnächst.

Performance, Desktop & Apps

Systemvermessung

Schauen wir uns an, wie anspruchsvoll Ubuntu Desktop ist nach der Installation.

Mein System krallte sich saftige 12 GB von der Platte. Der Bedarf an Arbeitsspeicher pendelte sich bei 1,1 GB ein. Initial sind 1620 Debian Pakete und 11 Snap Pakete vorinstalliert. Wir erkennen eine quantitative Verhältnismäßigkeit, die nach wie vor zu Gunsten des Debian Pakets aber das ist nicht in Stein gemeißelt. Es geht in Richtung Snap, auch wenn man es jetzt noch nicht deutlich sieht, macht Euch da nichts vor.

Desktop Oberfläche und Konzept

Zum Zeitpunkt der Beitragserstellung wird Gnome Shell 46.0 angeboten. Das ganze läuft erwartungsgemäß in einer Wayland Sitzung.

Der Ubuntu Desktop kommt mit kleineren Änderungen, die mehr einem Feinschliff gleichen. Auffälligste Änderung ist das Ubuntu Symbol unten links. Wo Gnome von der Stange die 9 Punkte anzeigt, gibt es hier ein Ubuntu Logo. Klickst du drauf, kommst Du zur App Übersicht.

Anders als Standard Gnome passt Ubuntu seinen Desktop an. Falls Du Dir einen Eindruck über Standard Gnome machen möchtest, so sei an der Stelle auf meinen Test zu Fedora 40 hingewiesen. Schau es Dir gerne nach diesem Video an und entscheide dann, was Dir besser gefällt. Ich bin hier klar im Team Ubuntu. Für meinen Workflow ist Gnome im Ubuntu Desktop besser geeignet als bei Fedora. Bei Fedora müsste ich mehrere Gnome Erweiterungen installiere, zuzüglich Gnome Shell Theme und App Icon Sets etc. Das ist kein Beinbruch aber bei Ubuntu Desktop kann ich mir das sparen. Es kommt hochpoliert daher und sieht toll aus. Einfach ausgereift und einsatzbereit. Klar für den Start ohne Anpassungen. So mag ich es.

Der Ubuntu Desktop liefert links eine Leiste, die mit ein paar App Schnellstartern ausgestattet ist. Apps lassen sich hier kinderleicht hinzufügen oder entfernen. Je nach Geschmack und Bedarf. Die Leiste links kann auch nach unten oder rechts verschoben werden. Weiter kann sie auch als ein zentriertes Dock umgeschaltet werden. Alles das geht mit Bordmitteln. Doch da sind wir noch gar nicht am Ende der Möglichkeiten. In den Einstellungen unter Darstellung können wir nicht nur verschiedene tolle Wallpaper setzen, sondern auch Farbnuancen wählen. Nebst dem Standard Ubuntu orange können auch andere Farben gesetzt werden, die sich dann systemweit auswirken. Toll gemacht. Leider blicken hier Vanilla Gnome Nutzer weiter in dir Röhre und können sich mit Erweiterungen helfen, diese sind aber nicht so fein ins System integriert wie bei Ubuntu.

Insgesamt ein produktiver Desktop, der sofort einsatzbereit ist.

Softwareauswahl (Anzahl Apps, Software Stack)

  • Kernel: 6.8
  • Browser: Firefox Snap
  • E-Mail Client: Thunderbird Snap
  • Büropaket: LibreOffice
  • Software-Container: Snap

Der neue Ubuntu Installer bietet hier eine Option an. Einerseits können wird auswählen ob wir ein Basis-System ohne groß vorinstallierter Zusatz-Apps aufsetzen möchten, das wäre dann die Standard Installation. Alternativ besteht die Möglichkeit eine vollständige Installation durchzuführen. Da werden dann auch Dinge wie Office oder Games mit vorinstalliert. Für diesen Test hatte ich die Standard Installation durchgeführt.

Apropos Apps. Ubuntu bietet eine neue Apps für Firmware Updates an. Diese ist ebenfalls in Flutter geschrieben und kommt als Snap App. Wie schon erwähnt, insgesamt sind 11 Snap Apps vorinstalliert. Merkbar am Desktop spiegelt sich dies in Form der Apps Firefox, Thunderbird und Firmware Updater wider. Mehr ist offen gestanden nicht vorinstalliert. Das ändert sich, wenn Ihr vom Software Center Apps installiert, denn hier bekommen Snaps immer den Vorzug.

Ihr bekommt dazu auch Transparenz über verifizierte Software Entwickler Accounts. Ist im Software Center ein grüner Haken beim Entwickler gelistet, so handelt es sich um ein verifiziertes Entwicklerkonto. Heißt hinter Microsoft steckt Microsoft bei Powershell oder hinter Slack steckt auch Slack. Wenn Ihr beruflich in einem sensiblen Umfeld arbeitet, kann die Verwendung von Software aus vertrauenswürdigen Quellen ein Knackpunkt sein, der derzeit für Snap spricht und der derzeit, dass muss ich zähneknirschend einräumen, gegen die Mitbewerberlösung Flatpak spricht. Das mit dem grünen Haken könnt Ihr im Übrigen selbst testen wenn Ihr auf snapcraft.io die jeweilige App sucht. Dabei handelt es sich um die offizielle Seite von Snaps von Canonical.

Abschließende Gedanken

Ubuntu 24.04 ist die zehnte LTS Version. Beachtet man, dass alle 2 Jahre eine erscheint, blicken wir auf die Story von Ubuntu zurück, die mittlerweile schon 20 Jahre in die Vergangenheit ragt. Ich habe sie alle im Einsatz gehabt und seit Ubuntu 20.04 konnte ich eine Verbesserung am Ubuntu Desktop mit Gnome feststellen. Ubuntu 18.04 musste noch die Scherben nach dem Ende von Unity Desktop zusammenkehren, aber mit Ubuntu 20.04 wurde Yaru auf Gnome Shell gebracht, mit Ubuntu 22.04 aufgewertet und mit Ubuntu 24.04 sind wir an einem Punkt angekommen, wo Ubuntu in meinen Augen optisch auf Augenhöhe mit anderen Betriebssystemen wie Windows oder macOS steht. Man merkt einfach, dass Ubuntu hierfür ein eigenes Design Team hat.

Ich weiß nicht aber für mich fühlt es sich an, als wäre Ubuntu 24.04 LTS zeitgleich eine großartige Version und zugleich meine letzte, die ich verwende. Wieso? Weil ich von Snap nicht ganz überzeugt bin bzw. den Mitbewerber Flatpak bevorzuge. Flatpak Apps sind universell gut in alle Distros integriert. Snaps tun sich da etwas schwerer. Canonical hat viel Zeit und Mühe in die Optimierung der App Integration investiert. Man merkt auch, dass es sich verbessert hat.

Dennoch vermute ich, dass Ubuntu 24.04 die letzte LTS Version war, die noch primär auf Debian Paket aufsetzt. Meiner Einschätzung nach werden die nachfolgenden Interimsversionen Ubuntu 24.10, 25.04 und 25.10 die Transformation von Deb zu Snap zum Schwerpunkt haben. Zwei Jahre sind dafür eine realistische Zeitspanne vom Standpunkt der heutigen Entwicklung aus betrachtet.

Ich für meinen Teil setzte auf Ubuntu LTS mit Flatpak. Ich kratze Snap aus dem System heraus und ersetzte es mit Flatpak und Desktop Apps werden dann entweder via PPA oder Flatpak App eingesetzt. Das ganze ist nicht ohne und man betreibt anfangs ein bisschen Aufwand aber mit der Zeit hat man dann keinen weiteren Aufwand mehr.

Es ist zudem geplant zum späteren Zeitpunkt ein Folgevideo zu veröffentlichen, das zeigt, wie man Snap durch Flatpak auf Ubuntu 24.04 LTS ersetzt. Und falls das alles für Dich böhmische Dörfer sind, ein komplett neuer Kurs für Ubuntu 24.04 befindet sich derzeit in Produktion und soll Einsteiger an der Hand durch die Installation und Inbetriebnahme von Ubuntu 24.04 folgen. Nähere Infos folgen. Folge gerne meinem Blog oder folge mir auf Mastodon oder X um hier auf dem Stand zu bleiben und als erster informiert zu werden, wenn der Kurs online ist.

Fazit

Mein Kompliment an die Ubuntu Entwickler. Mit Ubuntu 24.04 ist eine super Version entstanden, die insgesamt auch noch 12 Jahre Pflege bekommen wird. Also im April 2036 gehen bei Ubuntu 24.04 LTS die Lichter aus. Denkst Du heute schon so weit voraus? Solltest Du für die Altersvorsorge zweifelsohne machen aber für Dein Desktop Betriebssystem? Ich glaube nicht. Musst Du auch nicht, denn Du weißt jetzt, dass Du bis dahin Dir nicht zwingend Gedanken machen musst.

Ich werde sicher den Supportzeitraum nicht ausreizen am Desktop. Hier fahre ich im Rahmen des offiziellen Upgrade-Pfades von Caonical. Also frühestens dann, wenn das erste Point-Release veröffentlicht wurde. Das wird schon im Sommer soweit sein. Ubuntu 24.04.1 ist für den 15. August terminiert. Der Termin steht fest. Siehe hier https://wiki.ubuntu.com/Releases

Also Spätsommer oder Herbst ist ein guter Zeitpunkt. Doch es besteht kein Stress. Ubuntu 22.04 wird ebenfalls 12 Jahre gepflegt. Hier läuft der LTS Support noch bis 2027 und dank ESM gehts dann bis 2034 weiter. Solange werde ich nicht bei Ubuntu 22.04 LTS bleiben, keine Frage. Das Upgrade mache ich voraussichtlich irgendwann in der zweiten Jahreshälfte. Ich werde via VMs an Ubuntu 24.04 LTS dranbleiben und dann entscheiden. Das ist im Übrigen auch meine Empfehlung an Dich. Warte mit dem Upgrade auf Ubuntu 24.04 LTS. Die ersten Ungeduldigen sind meist auch die, die in unerwartete Fehlersituationen reinlaufen und diese dann selbst lösen müssen. Darauf habe ich an meinem für mich wichtigen System keine Lust. Daher warte ich brav.

Setzt Du jetzt hingegen Ubuntu 23.10 ein, dann bist Du vermutlich ein Feature-Jäger und kein frischer Neueinsteiger. Dann kannst Du wohl auch kleinere Fehlerchen selbst beheben. In dem Fall rate ich Dir dennoch zu zwei bis drei Wochen Geduld bis Du das Upgrade machst. So nimmst Du nicht jede potenzielle Kinderkrankheit von Ubuntu 24.04 mit. Zeitgleich ist die Wartezeit nicht zu lange. Insgesamt hast Du für das Upgrade bis Juli 2024 Zeit, bis der STS Support von Ubuntu 23.10 nach geplanten 9 Monaten endet.

Ubuntu 24.04 ist eine tolle Version, die optisch gut poliert und technisch aktuell auf der Höhe der Zeit ist. Die langen Produktsupport-Zeiträume sind für Privatleute und Firmenkunden sowohl am Server, als auch am Desktop ein mega gutes Signal. Man bekommt lange Planungszeiträume. Gerade Firmen planen auf mehrere Jahre die Flotten. Hier kann Ubuntu sicher punkten und hat für Server und Desktop Alleinstellungsmerkmale gegenüber den Mitbewerbern wie Red Hat und SUSE. Ubuntu 24.04 gefiel mir sehr gut und ich freue mich wenn es dann im Herbst soweit ist mit dem Praxiseinsatz von Ubuntu 24.04.

Wie steht es um Deine Meinung zu Ubuntu 24.04 LTS? Macht es Dich schwach ggf zu wechseln? Oder falls Du Ubuntu 22.04 oder 23.10 einsetzt, wann machst Du das Upgrade? Ich bin schon jetzt auf Euer Feedback gespannt.


19 Comments

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  1. Wann wird die kleinere Version auf Snap Basis kommen??
    Ist ein Termin bekannt? Grüße aus dem Haunetal

  2. Seit meinen ersten Anfängen, – ja mit Ubuntu CD – war im immer mal wieder als Linuxer dabei. Dennoch bin ich damals regelmäßig zu Win bzw. MAC OS zurück gekehrt, weil irgendetwas nicht funktioniert hat. Mal gingen die FN Tasten nicht, mal wurde der Drucker nicht eingebunden, mal kam kein Ton und als Anfänger war ich mit diesen Problemen echt überfordert. Dann kam vor ca. 4 – 5 Jahren der endgültige Schnitt. Nur noch Linux! Es waren spannende PC Jahre. Etwas Suse, ein bisschen Debian, längere Zeit Mint, kurz mal Fedora, Monate glücklich mit Zorin oder POP OS und ebenso zufriedener KDE Neon Nutzer. Mittlerweile habe ich keine Lust mehr auf Distro-Hopping (vielleicht auch altershalber, Ü 70!) und bin seit rund einem Jahr treuer Ubuntu Anwender. Snap hin, Snap her, es funktioniert einfach. Mit ein paar Erweiterungen in Gnome auf persönliche Vorlieben angepasst hat mich Ubuntu noch nie im Stich gelassen, ist trotz “heftigem” Installieren und Deinstallieren von Apps und allem Möglichen, noch nicht einmal abgeschmiert. Hilfe im Netz für Linux bezieht sich meist direkt auf Ubuntu Nutzer, was Anpassungen oder Features einfach hinzufügen lässt. Ubuntu mit Gnome entspricht einfach meinen Design Vorstellungen von einem klaren Desktop ohne große Konfigurations-Orgien machen zu müssen. Deshalb werde ich bei Ubuntu bleiben und mir 24.04 laden, wenn die Version 24.04 Punkt-Null-Eins erschienen ist.

  3. Ein wirklich schöner Test/Bericht !!
    Mir persöhnlich ist es egal, ob Deb oder Flatpak oder Snap. Funktionieren muß es.
    Was mir bei Flatpak so richtig stört, sind die Intallationsgrößen der Pakete. Da stoße ich mit den 40 GB der Root-Partition ganuz schnell an die Grenze. Das geht in meinen Augen gar nicht.
    Aber hey, was kostet die Welt ? Ich habe in meinem Leben den Umstieg von Byte auf KB und dann auf MB und GB gemacht. Mittlerweile sind wir halt bei Terrabyte *Kopfschüttel*
    Zurück zu Ubuntu. Ist wohl die einzige Distro, die mich noch mal von Mint wegholen könnte.

  4. also ubuntu is ja schön und gut (immernoch besser als windos) ABER es ist so unfassbar langsam und zähflüssig um vergleich zu Arch Linux dass ich es einfach nicht als ordentliche alternative sehen kann. (und ich vergleiche sogar voll ausgebautes arch) hinzu kommt dass mir unter debian/ubuntu zu viel fehlt. support neuer hardware, 70% der software die ich nutze e.t.c

  5. @Fritz, Du sprichst mir aus dem Herzen! Habe es gestern schon installiert… es läuft, so wie ich mir das immer gerne bei Windows gewünscht hätte, ohne Werbung und Generve !
    Gruß KL

  6. Die Erklärung warum das es vermutlich deine letzte Ubuntu LTS Version sein würde wegen der Snap Implementierung seitens Canonical, kling für mich nicht Nachvollziehbar.
    Zumindest sehe ich da keinen denn es wird einem kein Stein in den Weg gelegt etwas anderes zu nutzen.
    Aus Sicht eines Admins gibt es dazu im Vergleich zu deb.s keinen wirklichen Grund auf Snap zu verzichten eher im Gegenteil. Bei Flatpak schaut es besser aber nicht unähnlich aus, denn die Sicherheitsbedenken wurden erst unlängst seitens Flathub komplett konterkariert

  7. Schau mer’s uns mal an.
    Läuft aber auch ohne die .1 schon vernünftig
    Gut, ein NextCloud Desktop Client snap Problem (PFad mussste händisch angepasst werden, um ihn zum syncen zu motivieren) und ein snap Store Aktualisierungsproblem (snap Store selbst wollte sich nicht über Snap Store aktualisieren).
    Aber das wars dann auch schon an Anfangsproblemen
    Jetzt läuft die Chausse. Und ja, Design ist top. Kann man nicht meckern. Zieht sich sauber durch die ganze Büchse sauber durch.
    Merkt man halt doch dass da, im Gegensatz zu anderen Distris, richtig Ressourcen hinten dran stecken die da Arbeit rein stecken.
    Was soll man sagen. Man kann über ubuntu ruhig meckern wie man will. Am Ende haben sie den Staffelstab doch in der Hand wenn es über den Zielstrich geht.
    Da kommen andre halt einfach nicht (ganz) ran.
    Und ja, Snap hin oder her, interessiert mich mittlerweile nicht mehr. Es muss funktionieren. Die Zeit dass ich mir GEdanken über Details gemacht habe sind vorbei.
    Markus Rühl (wer ihn nicht kennt muss halt googlen) hat mal gesagt: “Muss ned schmecke Muss wirke” 😉

  8. Wenn die Snap Besessenheit/Forcierung nicht wäre, würde ich wohl auch Ubuntu direkt benutzen. Das System an sich ist ja schließlich nicht schlecht.

  9. Neuer Installer, neue Probleme. Installiert zwar brav das OS, auch mit LVM Verschlüsseung, aber dann beim ersten booten … rien ne va plus, nichts geht mehr. Das System findet keine Boot-Partition.

  10. Ubuntu, phuuuu gruslige GUI!
    Nun ja. Wenn schon, denn schon dann dies hier:

    Lubuntu 24.04 LTS freigegeben!

    Dank der harten Arbeit unserer Mitwirkenden wurde Lubuntu 24.04 LTS veröffentlicht. Mit dem Codenamen Noble Numbat ist Lubuntu 24.04 die 26. Veröffentlichung von Lubuntu, der 12. Version von Lubuntu mit LXQt als Standard-Desktop-Umgebung.

    Download und Support Lifespan

    Da Lubuntu 24.04 eine langfristige Unterstützung Zwischenmitteilung ist, wird es die Standard-LTS-Unterstützungsfrist von drei Jahren folgen und bis April 2027 unterstützt werden. ….

    (Firefox-übersetzung)

    https://lubuntu.me/noble-released/

  11. Hallo!
    Ich wäre ja schon froh, wenn ich irgendein 24.4 Ubuntu installieren könnte. Weder Ubunntu, noch Mate, noch Cinnamon kann ich installieren. Die Installationsroutine braucht mehrere Anläufe bevor sie überhaupt startet, dann (faals ich es geschafft habe die Installation zu starten, wird der Installationsvorgang abgebrochen. Die Ubuntu Fehlermeldung dazu klingt wie Hohn: “Upps! Da ist was schief gegangen!”
    Das weiß ich selber!
    Mit den 23er Versionen (egal welche) habe ich keine Probleme beim Installieren – erst mit der 24er Version stellt sich Ubuntu quer.
    Somit ist für mich klar: Das wars, für mich, mit Ubuntu!

  12. @Jörg sagt: 27. April 2024 um 13:48 Uhr

    Das könnte an einer zu alten Grafikkarte/Grafikeinheit im Prozessor liegen. Das hatte ich auch schon auf verschiedenen Laptops. Nichts funktionierte nur LXDE!

    Abhilfe war dann:

    Debian mit LXDE

    https://cdimage.debian.org/cdimage/release/current-live/amd64/iso-hybrid/debian-live-12.5.0-amd64-lxde.iso

    oder Linux Mint Debian 6 mit LXDE

    https://sourceforge.net/projects/linuxmintdeutsch/files/unofficial/lmde6/inoffizielles-lmde-6-lxde-64bit-de-20231015-2207.iso/download

    =Direktlinks jeweils 64bit
    Versuchs mal.

  13. Hallo Uwe!
    Danke für den Versuch einer Hilfe. Aber ich möchte Ubuntu Mate haben und nicht ein Debian.
    Es funktioniert ja nur nicht mit der 24.04 Version!
    Die 23er Version von Mate funktioniert ohne Fehl und Tadel.
    Auch andere Distributionen lassen sich problemlos installieren und nutzen – nur eben diese verkackte 24er Version von Ubuntu nicht!
    Ich bin aber mit meinem Problem nicht der einzige. Auf der Ubuntuusers Seite gibt es etliche User, die sich ebenfalls darüber beschweren, das das Installationsfenster einfach so verschwindet und eine Installation unmöglich macht. Dieses Verhalten des Installationsfenster zieht sich durch alle 24er Versionen von Ubuntu. Warum es manche schaffen Ubuntu trotzdem zu installieren und andere nicht, erklärt sich mir nicht.
    Bei mir jedenfalls klappt es nicht!
    Nur zur Ergänzung: Meine Grafikkarte ist relativ neu (max. 5 Jahre) An der kann es wohl nicht liegen.
    Viele Grüße und nochmals danke. Jörg

  14. zu Skype sagt: 1. Mai 2024 um 6:55 Uhr

    Nun->

    Ubuntu 24.04 LTS (Noble Numbat)
    Ubuntu Universe amd64 Official

    empathy-skype_20240122+gitab786a3+dfsg-2build2_amd64.deb Skype plugin for libpurple messengers (Empathy-specific files)
    pidgin-skype_20240122+gitab786a3+dfsg-2build2_amd64.deb Skype plugin for libpurple messengers (Pidgin-specific files)
    pidgin-skype-common_20240122+gitab786a3+dfsg-2build2_amd64.deb Skype plugin for libpurple messengers (common files)

    https://pkgs.org/search/?q=Skype

  15. Verbesserter Installer? Von Wegen! Mit dem neuen Subiquity hab ich es bis jetzt nicht hinbekommen, meine Partitionierung/Verschlüsselung so einzurichten, wie ich es möchte.
    Ich hab vor der Installation im Livesystem einen LUKS-Container auf einer freien Partition erstellt, diesen dann als /dev/mapper/cryptroot geöffnet und darin eine BTRFS-Partition erstellt. Anschließend hab ich die Installation gestartet. Beim alten Ubiquity-Installer wurde mir bei manueller Partitionierung dann die BTRFS-Partition als Installationsziel angezeigt und ich konnte sie auswählen. Im neuen Subiquity sehe ich nur, dass meine Partition verschlüsselt ist (Crypto), aber die im LUKS-Container erstellte BTRFS-Partition kann ich nicht wählen.
    Vielleicht bin ich ja einfach nur ein wenig zu doof, aber wenn es keine Möglichkeit gibt, im neuen Subiquity-Installer die Partitionierung so, wie ich es möchte, anzulegen, ist das kein Fort- sondern ein sehr großer Rückschritt. BTW: Ein Legacy-Installations-ISO mit altem Ubiquity-Installer gibt es für Ubuntu 24.04 nicht mehr, 23.10 war die letzte Version, für die solch ein ISO noch angeboten wurde.

  16. @Hauke:
    Korrekt. Mir ist es beim Spielen mit 24.04 auch nicht gelungen. Der neue Installer bietet das derzeit nicht an. Verbessert bezieht sich dann mehr auf die optische Anmutung. Technisch funktioniert er ja. Er ist halt im Funktionsumfang anders. Ist unschön, zweifelsohne. Nichtsdestotrotz nehme ich Deinen Einwand direkt als Anlass es im Artikel umzuformulieren und an die Realität anzupassen.

    Als Behelfslösung: Ubuntu 22.04 installieren und dann Upgrade machen.

    VG
    Michael