Fedora 38 Workstation im Test. Hut ab oder Schlapphut?

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Willkommen zurück. Michael hier. Fedora 38 ist pünktlich erschienen und damit kommt nicht nur eine technische Modernisierung, sondern auch Gnome 44 wird wieder ein Stück auf die Massen losgelassen. Alles, was Du zu Fedora 38 wissen solltest, gibt’s jetzt. Ab geht’s.

Eckpunkte zu Fedora

Fedora ist eines der Standbeine im Red Hat Kosmos. Hinter der Linux Distribution Fedora steht das Fedora Projekt, welches hauptsächlich durch das Unternehmen Red Hat finanziert wird. Der Sinn der Sache liegt darin, dass Red Hat eine Pflege seiner Wertschöpfungskette verfolgt. Ein essenzieller Teil ist Red Hat Enterprise Linux (RHEL). Fedora selbst leistet keinen direkten Beitrag hierzu bei. Doch der indirekte Beitrag ist erheblich, denn durch die Finanzierung von Fedora durch Geld und Mitarbeiter möchte man eine solide Grundlage für RHEL sicherstellen. So fungiert Fedora für Red Hat als Upstream Distro. Also der Punkt, wo neue Technologien in Stellung gebracht werden. Der Einstiegspunkt. Für Dich und mich springt dann nebenbei aber auch eine tolle Linux Distro heraus, die kostenlos zu haben ist und weit mehr als nur den Desktop in Form der Workstation Edition abdeckt. So bietet Fedora nebst der Workstation folgende weitere Ausgaben:

  • Fedora Server als Server Betriebssystem
  • Fedora IoT als Open Source Plattform für Internet of Things Ecosysteme
  • Fedora Cloud als minimales OS für public und private Cloud Umgebungen
  • Fedora CoreOS als minimales, automatisch aktualisiertes und container-fokussiertes OS

Was ist neu?

  • Linux Kernel 6.2
  • Gnome 44
  • Unified Kernel Image (UKI) zum Absichern des Bootprozesses
  • OSTree Native Container
  • Aktualisierte Pakete wie z.B. Ruby 3.2, gcc 13 oder PHP 8.2

Technische Eckpunkte

Die Mindestanforderung an Fedora 38 ist ein 2Ghz Dual Core Prozessor oder neuer, 2GB RAM und 15 GB Plattenplatz oder mehr. Mehr ist hier immer besser. Die 2 GB RAM beziehen sich dann im Übrigen auf einen sparsamen Spin, z.B. mit Xfce. Für Fedora mit Gnome würde ich mindestens 4 GR RAM ans Herz legen.

Bei Fedora handelt es sich um eine semi-rollende Distro. Heißt die Mitte zwischen LTS und rollend. Also neuer als LTS aber nicht ganz so viel Bewegung wie bei rollend. Nicht falsch verstehen. Fedora liefert immer den neuesten Kernel und wichtige Komponenten werden schon aufgefrischt aber halt nicht jedes Paket wie es bei rollenden Distros der Fall ist.

Fedora unterstützt 64-bit Architektur und ARM. Als Paketverwalter ist DNF mit dabei um die RPM Pakete zu verwalten. 

Inbetriebnahme / Download von Seite

Wenn Ihr bei Fedora einsteigen möchtet, müsst Ihr Euch das ISO Abbild herunterladen und auf ein USB Gerät oder DVD brennen. Ist das ISO vollständig heruntergeladen, solltet Ihr es verifizieren. Wie das geht, habe ich bereits in einem separaten Beitrag gezeigt. Einfach mal Reinschauen, sollten da Unklarheiten sein.

Inbetriebnahme / Installation

Ist das ISO auf der Platte und erfolgreich geprüft, kannst Du installieren. Um den Rahmen dieses Videos nicht zu sprengen, verweise ich auf meinen Installationsbeitrag zu Fedora im Rahmen der Serie Wechsel zu Linux. Dort zeige ich Schritt für Schritt die verschlüsselte Installation inkl. der Einrichtung von korrekten BtrFS Subvolumes. Das ist wichtig wenn Du Schnappschüsse z.B. mit TimeShift erstellen willst etc.  Den Installationsprozess kannst Du Dir gerne einmal anschauen. Ich denke dadurch sollten alle Unklarheiten geklärt werden. Auch hier einfach mal einschalten, sollten da Unklarheiten sein.

Hacks und wichtige Befehle (Aktualisierung, Suchen etc)

Folgende Befehle sind für mich die wichtigsten bei Fedora:

System aktualisieren

sudo dnf update

Nur Security Patches einspielen

sudo dnf check-udpate --security

Flatpak auffrischen

sudo flatpak update

Vollautomatisierte Kette:

sudo dnf update -y && sudo flatpak update -y

Hinweis: Das Einspielen von nur Security Patches ist bei CentOS oder RHEL besonders interessant, da deren Fokus auf Stabilität im Serverumfeld ist. Bei Fedora ist der Fokus ein anderer, daher würde ich hier nicht dazu raten nur Sicherheitspatches einzuspielen, sondern alle Pakete auf neuesten Stand zu halten, wie Fedora es anbietet. Wenn Dir die Frequenz bei Fedora zu hoch ist, ist diese Distro vermutlich über kurz oder lang nicht die beste Distro für Dich.

Zielgruppe

Fedora ist besonders interessant für Entwickler, die die neuesten Schnittstellen etc benötigen aber auch für gewöhnliche Desktop Anwender, denen die Paketstände anderer LTS Distros wie Ubuntu oder Debian zu alt sind und gleichzeitig davor zurückschrecken, dass wie bei rollenden Distros alles ständig in Bewegung ist. Heißt neuere Pakete aber dennoch eien RHEL Qualitätsmindeststandard mitnehmen.

Performance, Desktop & Programme

Systemvermessung

Meine Fedora 38 Installation belegte 5,9GB von der Platte. Der initiale Benchmarkwert im Arbeitsspeicherhunger lag bei 1 GB. Die Anzahl installierter Pakete nach erstem Start lag bei 1802

Desktop Oberfläche und Konzept

Zum Veröffentlichungstermin und somit zum Zeitpunkt der Beitragserstellung liefert Fedora 38 Gnome Shell 44.0 aus.

Fedora liefert Gnome Shell ohne nennenswerte Anpassungen aus. Das bedeutet es ist Vanilla Gnome. Auch hier ist die Handschrift von Red Hat erkennbar, denn Red Hat pflegt auch gute Beziehungen zum Gnome Projekt weswegen hier insgesamt eine Anpassung der Veröffentlichungen eingestellt hat. So kommt meist wenige Wochen vor einer neuen Fedora Version eine neue Gnome Version heraus, die dann direkt mit Fedora debütiert.

So erwartet Euch ein leerer Desktop. Um etwas Bewegung in die Sache zu bringen könnt Ihr Euch entweder einer Funktionstaste bedienen oder Ihr bewegt die Maus. Ins Launchpad kommt Ihr wenn Ihr oben links auf „Aktivitäten“ klickt. Nun wird der Bildschirm etwas verkleinert und unten taucht ein Dock auf. Dieses Dock hat rechts 9 Punkte. Klickt Ihr da drauf, dann kommt Ihr ins Launchpad und seht somit alle installierten Apps.

n meinen Augen geht dieser Workflow völlig in die falsche Richtung am Desktop. Ich weiß von Euch werden einige jetzt aufschreien und argumentieren, dass mit einem Trackpad und Tastaturbelegungen Gnome Vanilla wunderbar zu bedienen ist. Mag sein. Wer ausschließlich mit dem Notebook und Trackpad arbeitet alles gut. Ich arbeite im Alltag am Desktop aber mit Tastatur und Maus und da geht das Konzept nicht so voll auf. Mir fehlen demnach Erweiterungen, um einen für mich funktionalen Desktop einzurichten. Da kommt mir die Gnome Vorstellung von Ubuntu am Desktop mehr entgegen. Bei Fedora müsste ich direkt mit Erweiterungen wie z.B. Dash to Dock anfangen bzw. anfangen diese zu installieren.

Die in Fedora 38 mitgelieferten Hintergrundbilder sehen insgesamt sehr gut aus. In den Einstellungen könnt Ihr unter Erscheinungsbild auch zwischen hell und dunkel umschalten. Leider liefert weder Fedora noch Gnome bislang die Option der Farbpaletten aus, wie es Ubuntu bereits seit Version 22.04 anbietet. Kommt vermutlich mit Gnome 45 erst.

Vorinstallierte Software

  • Kernel: 6.2
  • Browser: Firefox
  • E-Mail Client: –
  • Büropaket: LibreOffice
  • Software-Container: Flatpak

Allgemein vorinstallierte Software:

Im Vergleich zum Vorgänger, Fedora 37, hat sich hier nichts Wesentliches verändert. Es sind weiter Stock Gnome Apps dabei aber kein Mailclient. Du musst Dir halt selbst einen installieren z.B. über das Gnome Software Center. Insgesamt ein schlanker Software-Stack am unteren Rand der Schmerzgrenze für Desktop Anwender.

Besonderheiten und Fazit

Fedora hat den Umgang mit nicht-freier Software etwas überarbeitet. Während im Gnome Software Center früher unzählige Paketquellen von Drittanbietern gelistet und zu- bzw. abschaltbar waren, wird das jetzt einfach unter „Ausschließlich freie Anwendungen anzeigen“ umgekehrt. Bedeutet, wenn Du bei der Einrichtung meiner Empfehlung mit proprietärer Software gefolgt bist, ist der Schalter aus. Hast Du es Dir anders überlegt, kannst Du hier nachjustieren. Im Umkehrschluss kann man zunächst nicht mehr feiner granulieren wie einst. Also entweder Fluch oder Segen.

Der Umgang mit BtrFS Subvolumens ist weiterhin streitbar. Installierst Du also ohne den von mir bei meiner Installation vorgeschlagenen Abweichungen hinsichtlich der Subvolumes kannst Du mit einem Tool wie TimeShift nach der Installation keine Schnappschüsse anlegen. Unglücklich aber scheint die Mehrheit der Fedora Nutzer nicht zu stören, sodass man es nicht direkt am Anfang bei der Entwicklung ändert.

Eine grafische Paketverwaltung wird nicht angeboten. Entweder Gnome Software Center oder in die Konsole runter mit DNF. Kein Beinbruch aber ginge auch komfortabler. Dnfdragora ist weiterhin nur sch Spielwiese und nicht für den produktiven Einsatz brauchbar in meinen Augen.

Meine Meinung zu halbjährlichen neuen Versionen habe ich etwas überdacht. Aktuell geht es für mich in Ordnung. Für die Zielgruppe passt es gut und damit ist alles fein.

Fazit

Fedora 38 liefert saubere Ergebnisse ab und performt gut. Das System ist agil, reagiert zügig und das in einer VM. Gedenksekunden und dergleichen begegneten mir nicht. Kernel und Software sind auf modernen Stand, das kann ich sehen lassen.

Spektakuläre neue Features sind jedoch Fehlanzeige. Natürlich partizipiert man von allen Neuerungen in Gnome 44. Doch meiner Meinung nach ist Gnome 44 mehr eine Verfeinerungsversion ohne die großen Brüller. Das ist mitnichten schlimm. Ich finde es völlig in Ordnung auch mal eine Version einzuschieben, die mehr stabilisiert statt umkrempelt.

So darfst Du als Fedora Nutzer ein rundes Paket voll mit aktuellen Tools, Treibern und Apps erwarten.

Bei Fedora 36 dürften dann in Bälde die Lichter ausgehen. Du musst dann entweder auf Fedora 37 oder auf die neue 38 Version wechseln. In einem halben Jahr, also im Oktober, steht Fedora 39 auf der Speisekarte. Schau mer mal was die Entwickler sich dann dafür einfallen lassen. Für den Sommer bist Du mit Fedora 38 gut versorgt und aufgestellt. Ich bin Fan von Fedora und in meinen Augen ist es eine angenehme und moderne Version.

Was sind Deine Impressionen zu Fedora 38? Schreit Eure Meinung gerne in die Kommentare rein.


6 Comments

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  1. Fedora begeistert mich immer mehr. Insbesondere gefällt mir die Balance zwischen Rolling und LTS bzw starren Releases. Das bekommen die sehr gut hin.

    Seit einiger Zeit komme ich aber mit Gnome nicht mehr so klar. Das Konzept ist gar nicht schlecht. Du kannst viel mit der Tastatur machen, hast dynamische Desktops, etc. Irgendwie wirkt es aber träge durch die langsamen Animationen und ich persönlich hatte mit der Schärfe der Darstellung zu kämpfen.

    Warum erwähne ich das? Weil es den KDE Spin von Fedora gibt und der ist absolut beeindruckend. Ich dachte bisher, dass hier openSUSE ein schlüssiges Paket abliefert, aber mittlerweile muss ich sagen, dass Fedora deutlich weiter vorne mitspielt.

  2. @Chris: Die Spins werden m.E. nach von Fedora zu wenig in den Vordergrund gestellt und verdienen mehr Aufmerksamkeit.

  3. Kann mich da nur anschliessen. Allgemein ein tolles OS und hat bei mir nun endgültig Ubuntu LTS als Daily driver abgelöst. Allerdings sollte die Herschaften dringends, wenn man schon BTRFS als Standarddateisystem voreinstellt, es zumindest so vorkonfigurieren wie bei Opensuse. Mit Snapper und Snapshots im Bootmenu. Ansonsten top!

  4. Seit fedora36 dabei,davor Kdeneon,opensuse,peppermint,bunsenlabs,kubuntu u.a. mit fedora sehr zufrieden.läuft rund,guter mix aus rolling release und LTS,minimalistischer lokk,keine bloatware,. für die Schule ist didplaylinkopenboard,xournal und GNOME network displays problemlos und simpel installierbare. schöne distro und dir danke fürs testen.

  5. Fedora ist für mich die Desktop bzw. Convertibel Distro. Aufgeräumt, nur ein Softwarecenter für Apps und System, mit einigen Extensions sofort für z.B. ein Convertible einsatzbereit. In meinem Fall ein Dell Inpirion 7415 2in1 aus 2021. Läuft wunderbar und ist mein Dailydriver. Zusätzlich noch per kernel-tools den Turbo-Boost deaktiviert und schon läuft ein Notebook auch leise, lange und mit Linux auch wesentlich freier als mit “Bing” System mit dem so ein System normalerweise ausgeliefert wird. Ich freu mich auf die 39, werde aber auch wieder min. einen Monat warten und per “Boxen” virtuell die 39er erstmal testen, das Extension Thema wird auch hier wieder zuschlagen.

  6. @Bergprinzess: Ja eine gewisse Zeitspanne zwischen Veröffentlichung von Fedora 39 bis zum Upgrade ist durchaus ratsam. 🙂