Tauche ein in die Zukunft: Fedora Silverblue im Test

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Fedora Silverblue ist eine Variante des Fedora-Betriebssystems, die sich durch ihre innovative Ansätze in Bezug auf Softwareverwaltung und Systemkonfiguration auszeichnet. Hier sind einige der wichtigsten Merkmale von Fedora Silverblue

Fedora Silverblue im Überblick

Fedora Silverblue präsentiert eine aufregende Perspektive auf das Fedora-Betriebssystem, indem es sich auf Unveränderlichkeit, fortschrittliche Systemverwaltung und moderne Softwarebereitstellung konzentriert. Mit einem unveränderlichen Systemkern, der auf der OSTree-Technologie basiert, ermöglicht Fedora Silverblue atomare Updates und erleichtert Rollbacks, was die Systemstabilität fördert. Die Nutzung von Flatpak-Paketen für Anwendungen und die Integration von Container-Technologien bieten eine konsistente und isolierte Umgebung. Fedora Silverblue richtet sich besonders an Entwickler, die von der Stabilität und Entwicklerfreundlichkeit profitieren, während gleichzeitig eine moderne Workstation-Erfahrung für den alltäglichen Gebrauch gewährleistet wird.

Das macht Fedora Silverblue besonders

Immutable System

Fedora Silverblue verwendet das Konzept eines unveränderlichen Systems. Das bedeutet, dass der Kern des Betriebssystems nicht direkt modifiziert werden kann. Diese Unveränderlichkeit fördert Stabilität und Sicherheit, da das System weniger anfällig für unbeabsichtigte Änderungen ist.

OSTree-Technologie

Die Basis von Fedora Silverblue beruht auf der OSTree-Technologie. OSTree ermöglicht das effiziente Management von Systemaktualisierungen. Das Dateisystem wird in einer Baumstruktur organisiert, was erleichtert, das System auf eine vorherige Version zurückzusetzen, wenn ein Update Probleme verursacht.

Atomic Updates und Rollbacks

Systemaktualisierungen in Fedora Silverblue werden atomar durchgeführt. Dies bedeutet, dass Updates als Ganzes betrachtet werden und entweder vollständig angewendet oder rückgängig gemacht werden können. Dieser Ansatz erhöht die Zuverlässigkeit und ermöglicht ein einfaches Zurückgehen zu einer vorherigen Systemversion.

Flatpak-Anwendungen

Anwendungen in Fedora Silverblue werden über das Flatpak-Format installiert und ausgeführt. Flatpak ermöglicht die Isolierung von Anwendungen, wodurch Konflikte zwischen verschiedenen Anwendungsabhängigkeiten minimiert werden. Dies fördert die Systemstabilität und ermöglicht eine konsistente Anwendungsumgebung.

Container-Unterstützung:

Die Integration von Container-Technologien spielt eine wichtige Rolle. Entwickler können Container verwenden, um Anwendungen mit ihren spezifischen Abhängigkeiten zu isolieren. Dies erleichtert die Bereitstellung von Anwendungen und gewährleistet eine konsistente Ausführungsumgebung.

Entwicklerfreundlichkeit

Durch die Unveränderlichkeit des Systems und die Verwendung von Container-Technologien ist Fedora Silverblue besonders entwicklerfreundlich. Entwickler können zuverlässig auf einer konsistenten Plattform arbeiten und Anwendungen in einer isolierten Umgebung entwickeln.

Fokus auf Workstation-Erfahrung

Fedora Silverblue ist so gestaltet, dass es eine moderne Desktop-Erfahrung bietet. Die Benutzeroberfläche ist auf Benutzerfreundlichkeit ausgerichtet und wird mit den neuesten Desktop-Umgebungen und Anwendungen ausgeliefert.

Vor- und Nachteile

Vorteile von Fedora Silverblue

Fedora Silverblue bietet eine stabile und konsistente Umgebung durch die Einführung von atomaren Updates. Dieser Ansatz gewährleistet, dass Systemaktualisierungen als Ganzes durchgeführt werden, was das Risiko von Inkompatibilitäten und Systemfehlern minimiert. Durch die Implementierung eines schreibgeschützten Dateisystems wird eine stabile und reproduzierbare Systemkonfiguration ermöglicht, was zu einer zuverlässigen Betriebsumgebung führt. Die Verwendung von Containern zur isolierten Ausführung von Anwendungen verbessert die Systemintegrität und Sicherheit.

Entwickler profitieren von der benutzerfreundlichen Umgebung von Silverblue. Die Bereitstellung einer Development Toolbox schafft eine isolierte Entwicklungsumgebung, die Entwicklern ermöglicht, verschiedene Entwicklungstools zu nutzen, ohne das Basissystem zu beeinträchtigen. Flatpak-Unterstützung erleichtert die Installation von Anwendungen und die Verwaltung von Abhängigkeiten, was zu einer konsistenten Bereitstellung beiträgt. Die integrierte Unterstützung für Kubernetes macht die Entwicklung und Bereitstellung containerisierter Anwendungen nahtlos.

In Bezug auf Sicherheit und Robustheit bietet Silverblue eine erhöhte Sicherheit durch die Ausführung von Anwendungen in isolierten Containern. Das Atomic-Rollback-Feature ermöglicht im Falle von Fehlern eine schnelle Rückkehr zu einem vorherigen stabilen Zustand des Systems. Transparente Updates erhöhen die Systemverfügbarkeit und minimieren Ausfallzeiten.

Nachteile von Fedora Silverblue

Ein potenzieller Nachteil von Fedora Silverblue liegt in der Lernkurve für Neueinsteiger. Die Einführung neuer Konzepte, wie die containerbasierte und atomare Update-Strategie, erfordert eine gewisse Einarbeitung. Fortgeschrittene Benutzer könnten aufgrund des schreibgeschützten Dateisystems Einschränkungen bei der Anpassung und Konfiguration des Systems erfahren. Die Abhängigkeit von Flatpak als Hauptmethode zur Anwendungsinstallation könnte für Benutzer, die an andere Paketmanager gewöhnt sind, anfangs gewöhnungsbedürftig sein.

Ein weiterer möglicher Nachteil liegt in der begrenzten Softwareauswahl. Noch nicht alle Anwendungen sind als Flatpaks verfügbar, was die Auswahl für einige Benutzer einschränken könnte. Die Verwendung von Containern kann zu einem leicht erhöhten Ressourcenverbrauch führen, insbesondere wenn viele Container gleichzeitig ausgeführt werden.

Zudem gibt es potenziell eingeschränkte Hardwareunterstützung, insbesondere für nicht Open Source-Hardwaretreiber. Diese könnten aufgrund der Containerisierung möglicherweise nicht nahtlos mit Fedora Silverblue funktionieren. Fortgeschrittene Benutzer, die umfangreiche Anpassungsmöglichkeiten bevorzugen, könnten die schreibgeschützte Natur des Dateisystems als Einschränkung empfinden.

Ist Fedora Silverblue praxistauglich?

Sprechen wir mal von Silverblue stellvertretend für transaktionale Distros, denn was jetzt kommt, ist nicht nur auf Silverblue begrenzt. Natürlich stellt sich jetzt der eine oder andere die Frage, ob oder welchen Sinn es macht auf so eine Distro zu wechseln bzw. ob dies überhaupt schon praxistauglich für den Desktop ist.

Die Antwort ist ja mit einem großen aber und einem klaren nein für mich. Ja, dass es desktoptauglich ist grundsätzlich. Wir können Gnome Erweiterungen installieren, was für viele vielleicht eine der brennenden Fragen ist. Also Desktop anpassen geht. Kommen wir zum großen ABER. Denn ob Flathub über die Quantität an Apps verfügt wie in dem nativen RPM Paketquellen der regulären Fedora Workstation, wage ich zu bezweifeln. Gibts also die jeweilige App nicht in Flathub, schaut es schlecht aus. Mir fällt hier spontan der RSS Reader QuiteRSS ein. Den gibts nicht auf Flathub. Und jetzt kommen wir zu meinem großen NEIN, wieso das zumindest für mich derzeit keinen Sinn am Desktop macht: Installiere ich Aktualisierungen, so muss ich zwangsweise das System durchstarten um diese aktiv werden zu lassen. Bei klassischen Distros, also in dem Fall Fedora 39, können auch betriebssystembetreffende Aktualisierungen eingespielt werden, die keinen Systemneustart erfordern, sondern sofort greifen. Bei Silverblue muss jedes mal ein Neustart durchgeführt werden. Ein weiteres KO Kriterium könnten Treiber sein, die der Linux Kernel nicht von Haus aus bereitstellt. Hier gehts schnell in undokumentierte Szenarien rein. Jetzt musst Du entscheiden, ob Dir die neue Technologie ggf der Stress wert ist oder nicht. Fakt ist, mit dem regulären Fedora Workstation hast Du keinen Nachteil gegenüber Silverblue, ehr Vorteile. Und solange die Vorteile klassischer Distros gegenüber transaktionalen Distros überwiegen, sehe ich für mich keinen Wechselgrund.

So funktioniert OSTree

Also kurz und gut: Ja es ist praxistauglich mit gewissen Einschränkungen. Das alles unter der Prämisse, dass man einen Grund findet, der überhaupt den Praxiseinsatz rechtfertigt.

Fazit zu Fedora Silverblue

Fedora Silverblue repräsentiert eine faszinierende Evolution im Bereich der Betriebssysteme, indem es innovative Konzepte und bewährte Technologien miteinander verbindet. Der Einsatz von containerbasierten Architekturen und atomaren Updates hebt es von herkömmlichen Betriebssystemen ab und bringt sowohl Vorteile als auch einige Herausforderungen mit sich.

Ein deutlicher Vorteil liegt in der Schaffung einer stabilen und konsistenten Umgebung. Durch atomare Updates wird das Risiko von Inkompatibilitäten und Systemfehlern minimiert. Die Kombination mit einem schreibgeschützten Dateisystem fördert eine zuverlässige und reproduzierbare Systemkonfiguration. Die Verwendung von Containern isoliert Anwendungen, was die Systemintegrität und Sicherheit verbessert. Diese Features machen Silverblue besonders attraktiv für Benutzer, die auf eine zuverlässige und stabile Betriebsumgebung angewiesen sind.

Die Entwicklerfreundlichkeit von Silverblue wird durch die Bereitstellung einer Development Toolbox und die Integration von Flatpak weiter gestärkt. Entwickler können in einer isolierten Umgebung arbeiten, ohne das Basissystem zu beeinträchtigen. Die Unterstützung von Kubernetes erleichtert die Entwicklung und Bereitstellung von containerisierten Anwendungen, was für moderne Entwicklungspraktiken von Vorteil ist.

Die Sicherheitsaspekte von Silverblue sind ebenfalls beachtlich. Die Ausführung von Anwendungen in Containern minimiert das Risiko von Sicherheitslücken, während das Atomic-Rollback-Feature eine schnelle Wiederherstellung im Falle von Fehlern ermöglicht. Transparente Updates erhöhen die Systemverfügbarkeit und minimieren Ausfallzeiten.

Trotz dieser Vorteile gibt es jedoch einige Herausforderungen. Die Lernkurve für Neueinsteiger könnte aufgrund der Einführung neuer Konzepte wie atomarer Updates und Container hoch sein. Die begrenzte Softwareauswahl und mögliche Hardwarekompatibilitätsprobleme könnten einige Benutzer beeinträchtigen. Fortgeschrittene Benutzer könnten sich durch die schreibgeschützte Natur des Dateisystems eingeschränkt fühlen.

Insgesamt ist Fedora Silverblue eine spannende Option für Benutzer, die Stabilität, Sicherheit und eine moderne Entwicklungsplattform suchen. Es bietet eine robuste Basis für Anwendungen und fördert die Verwendung von containerbasierten Technologien. Mit der Unterstützung und Weiterentwicklung durch die Fedora-Community bleibt es ein vielversprechendes Betriebssystem, das die Zukunft der Linux-Distributionen beeinflussen könnte.

Fedora Silverblue ist einer der renommierten Ansätze für transaktionale Linux Distros, stellt jedoch nicht das einzige Angebot dar. Direkte Mitbewerber in dem Umfeld sind u.a. openSUSE MicroOS, Ubuntu Core oder NixOS. Aktuell steckt das Konzept noch in den Kinderschuhen und verfügt noch nicht über nennenswerte Verbreitungszahlen innerhalb der Linux Community. Die Vor- und Nachteile sprechen für sich. Viele Nutzer empfinden es als würden sie von ihrem System ausgesperrt, wenn z.B. die Root Partition schreibgeschützt ist. Windows und macOS verfolgen seit längeren ein ähnliches Konzept. Es bleibt abzuwarten, ob sich dieses Konzept mittel- und langfristig bei Linux durchsetzt oder künftig mehr eine ergänzende Rolle einnehmen wird.


3 Comments

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  1. Ich denke Immutable Desktops werden sich früher oder später durchsetzen. Auch Flathub wird in naher Zukunft eine wesentliche Rolle einnehmen und vielleicht sogar gänzlich zur zentralen Anlaufstelle für Linux-Apps werden. Bevor jetzt Leute wegen Plattenplatz oder gar Performance etwas zu meckern haben: Plattenplatz ist mitlerweile erschwinglich und Apps teilen sich Runtimes etc, also keine Rede wert. Zur Performance: Es gibt keine nennenswerten Unterschiede. Ich weis wovon ich rede, denn ich bin leidenschaftlicher Zocker und das jetzt frisch für Linux freigegebene “The Finals” läuft ebefalls exakt gleich gut wie als hätte man es nativ installiert. Kommen wir aber zu Silverblue:
    Das man nur auf Flatpaks zugriff hat ist nicht ganz korrekt. Selbstverständlich kann man auch fehlende RPMs nachinstallieren “layern”, nicht mit DNF sondern mit rpm-ostree install… Die Lernkurve ist jedenfalls sehr flach und super easy zu verstehen. Beispiel: sudo rpm-ostree install openssl. Bei nächstem Neustart ist opensll aus den Fedora-Quellen nachinstalliert, done. Das kann man natürlich auch mit Lizenzbehafteten Codecs etc machen. Alles kein Problem. Ubuntu wird ebenfalls mit 24.04 nachziehen und ein CoreOS Desktop veröffentlichen.

  2. Fedora Silverblue. Mit den Charkteristia meiner Meinung nach eher für Firmen im beruflichen Umfeld geeignet. Also da wo größtmögliche Sicherheit und Stabilität ein Kernelement ist und sich der Firmenadmin drum kümmert. Vieleicht am ehesten etwas für Start-Up Unternehmen die Lizensgebühren und den Update Win-wahnsinn nicht mitmachen wollen?

  3. @ Bubu………….. Ich sehe das so ähnlich, hoffe das wenigstens Debian seiner Linie treu bleibt. Die FOSS Gemeinschaft sollte wenigstens soweit erhalten bleiben. Spannend was 2024 so alles kommen wird.