Mageia 7.1: Ein Erbe von Mandrake und Mandriva Linux im Test

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Mageia ist eine aus Frankreich stammende Linuxdistribution, die ein Erbe der Linux Distribution Mandriva Linux ist, welche wiederum der Nachfolger der damals glorreichen Linuxdistribution Mandrake Linux war. Ob die Enkel-Distribution an den Verdiensten seiner Ahnen anknüpfen kann, schauen wir uns gemeinsam an. Viel Spaß.

Über die Distribution

Mageia ist eine RPM basierende Linuxdistribution, die auf weitreichende Wurzeln zurückschauen kann. Mageia basiert auf Mandriva Linux. Mandriva basierte auf Mandrake Linux und Mandrake Linux basierte auf Red Hat Linux. So resultiert auch die RPM Basis der Distribtuion. Mageia wird als Desktop Edition, Live Medium und als Server angeboten und wird auf Distrowatch derzeit noch in der ersten Hälfte, Platz 42 geführt.

Download

Das ISO Abbild könnt Ihr Euch über die Mageia Projektseite herunterladen. Einfach auf den animierten Mageia Kasten klicken und danach auf klassische Installation. Nun auf 64-Bit und schon geht es los wenn Ihr auf direkter Link klickt. Ich bin jedoch abgebogen und habe mir die Mageia 7.1 Live Gnome 64 Bit Version heruntergeladen. Nachdem das ISO heruntergeladen war, habe ich mit Virtualbox weitergemacht.

Die Liste mit alternativen Downloads gibt es hier:

https://www.mageia.org/de/downloads/alternative/

Installation

Alles beginnt im Live Modus. Dort klicken wir auf die Knopf „Auf die Festplatte installieren“ und schon öffnet sich der Installer. Im ersten Schritt legen kommen wir zur Partitionierung. Weiter geht es mit der Bootloader Konfiguration. Sobald dies alles abgeschlossen ist, wird noch ein Neustart benötigt und es geht weiter mit der Benutzererstellung. Danach geht es mit einem Gnome Desktop weiter

Eckdaten: Auslastung Plattenplatz

Soblad Mageia auf der Platte ist mit Gnome Deskopt, werden 6 GB dafür benötigt. Das ist ein recht guter Wert für einen Gnome Deskopt. 

Eckdaten: Arbeitsspeicherverbrauch RAM

Der initiale Benchmark im Leerlauf nach dem Start liegt bei 502MB, was ein sehr guter Wert bei einem Gnome Desktop ist.

Desktop

Mageia liefert Gnome Shell in Version 3.32.1 mit aus.

Auch hier kommt Gnome ohne große Anpassungen daher. Ich habe mir die Freiheit erlaubt die Erweiterung Dash to Panel zu installieren, damit ich hier einen einigermaßen zeitgemäß wirkenden Desktop vorzeigen kann. Wie Ihr Gnome anpassen könnt, habe ich ja schon thematisiert. Mit dieser Erweiterung stellen wir ein Windows 10 Konzept ansatzweise nach.

Außer dem Adwaita Thema liefert Mageia leider nichts weiter mit. Das gilt auch für die Symbole. Es wird ein Vanilla-Gnome ausgeliefert. 

In den Einstellungen wird unter Datenschutz der Zugriff auf Mikrofon und Kamera erlaubt. Das sollte individuell geprüft werden. Ortungsdienste schalte ich generell ab und die Übermittlung von Diagnosedaten wird hier nicht steuerbar gemacht, da der Eintrag fehlt.

Bei den Hintergrundbildern wird auch nur Schonkost mitgeliefert. Wenigstens hat man ein eigenes Hintergrundbild erstellt. Der Rest dürfte auch Gnome Standard sein.

Allgemein wirkt der Desktop blass und relativ vernachlässigt.

Vorinstallierte Software

  • Kernel: 5.6.14-desktop-2.mga7
  • Browser: Firefox 68.8.0esr
  • E-Mail Client: evolution 3.32.2
  • Office: LibreOffice 6.2.8.2
  • Flatpak oder Snap? Weder Flatpak noch Snap werden direkt unterstützt.

Allgemein vorinstallierte Software:

In meiner Installation mit Gnome sind Spiele bereits vorinstalliert. Als Chatprogramm kommt Ekiga-Softfon mit. Der HP Device Manager ist auch schon dabei auch für Lexmark Drucker wird was vorinstalliert.

Was ich für fahrlässig halte ist die Installation von Ekiga Softfon. Dieser Dienst hat Ende 2018 aufgegeben. Die Seite ist noch erreichbar, zwar mit ungültigen Zertifikat aber immerhin. Wieso sowas noch im Image mit drin ist, ist mir gänzlich schleierhaft. Vermutlich fehlen Ressourcen um Images neu zu bauen. Doch wenn es schon so losgeht, wie wird auf Sicherheitssachen reagiert?

Ansonsten ist der Umfang gerade noch im Rahmen dessen wo ich sage, das geht noch in Ordnung. Aber tendenziell geht’s schon in Richtung zu viel drauf und weniger ist mehr.

Besonderheiten

Mageia bietet auch noch Unterstützung für 32-Bit Architekturen. Weiter unterstützt Mageia standardmäßig kein sudo. Entweder man fügt den Benutzer manuell zu oder man arbeitet mit root über ein „su“ Befehl.

Was bei openSUSE Yast ist, ist bei Mageia das Mageia Kontrollzentrum. Vom Funktionsumfang her fast deckungsgleich war das zu Zeiten von Mandrake für mich schlicht das Killerfeature. Ein graphisches Konfigurationszentrum war vor knapp 20 Jahren unter Linux alles andere als selbstverständlich. Vom Funktionsumfang ist es in etwa gleich. Leider gilt das auch für die Optik. Was vor knapp 20 Jahren der Hammer war, lockt heute keine Katze mehr hinter dem Ofen vor. Doch konzentrieren wir uns auf den Funktionsumfang, spielt es auch heute noch vorne mit. Wir können hier nahezu alle administrativen Dinge erledigen. Von VPN Konfiguration über Netzwerkfreigaben bis Firewall, geht hier alles per Klick. Auch könnt Ihr hier noch einen Bericht über die Systemhardware anschauen. Genau wie Yast seht Ihr dort auf spielend einfache Weise welcher Treiber zur Ansteuerung der Hardware vom System eingebunden wurde. Hier können noch aktuelle Treiberoptionen gesetzt werden und das jeweilige Konfigurationswerkzeug. Das gefällt mir auch heute noch und verdient ein klares Daumen hoch. Da kommt wieder ein Hauch des alten Mandrake Gefühls hoch. Doch auch hier gilt wie bei openSUSE, daß sich das Kontrollzentrum mit dem Gnome Einstellungen zum Teil überschneidet.

Apropos Mandrake. Die Linuxdistribution mußte sich nach einem verlorenen Rechtsstreit umbenennen. Mandrake ist nämlich auch eine Comicfigur: Mandrake the Magician. Im Deutschen: Mandra, der Zauberer. Dies wurde zum Anlaß genommen das ehemalige Mandrake Linux mit der damals brasilianischen Distribution Conectiva Linux zu Mandriva Linux zu fusionieren. Mandriva wollte nicht nur am Desktop durchstarten, sondern auch im Unternehmensumfeld Fuß fassen. Leider scheiterte das Vorhaben. Die Firma Mandriva ging den Bach runter und die Linuxdistribution wurde an die Gemeinschaft übergeben, die jetzt mit zwei Distributionen das Erbe weitertragen.

Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Mandriva_Linux

Nebst Mageia gibt es auch OpenMandriva. Wie sinnig es ist parallel zu operieren will ich jetzt nicht kommentieren. Der damalige Gründer von Mandrake Linux ist jetzt Kopf hinter dem alternativen Android ROM /e/OS der /e/Foundation. Die beiden Mandriva Abkömmlinge spielen heute leider keine federführende Rolle mehr. Für dieses Video hatte ich als Grundlage beide Erben getestet und mich dann entschieden nur über eine Distribution ein Video zu machen und hier erschien mir Mageia als die besser vorzeigbare Edition.

Mageia 7 wird planmäßig bis 30.12.2020 unterstützt.

Fazit

Ich will es an der Stelle kurz machen. Mageia und OpenMandriva kommen leider nicht mehr ansatzweise an die Reputation heran, die Mandrake und Mandriva hatten. Das liegt daran, daß durch die negativen Schlagzeilen Ressourcen sich anderweitig orientierten und nachhaltig fehlen. Mich konnte Mageia nicht voll überzeugen, zumindest nicht die Gnome Ausgabe. Abgesehen vom Kontrollzentrum gibt es kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Und wer hier ein stimmigeres System mit ähnlicher Tradition haben möchte, ist mit openSUSE besser aufgestellt.

Ich kann keinen Sinn drin sehen Mageia und OpenMandriva forzuführen als getrennte Distributionen. Selbst wenn diese die Ressourcen bündeln würden, wäre es schwer gegen nutzerfreundliche Distributionen wie Linux Mint, Ubuntu oder Manjaro zu bestehen. Da hat sich zuviel getan und in meinen Augen haben die Mandriva Nachfolger zuviel vom Trend verschlafen. Ich kann demnach leider keine Empfehlung aussprechen und werde mich schweren Herzens von beiden erstmal wieder trennen. Ich wünsche beiden viel Erfolg obwohl ich skeptisch bin ob überhaupt eins der beiden Projekte in 3-5 Jahren noch existent sein wird.

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2 Comments

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  1. Auch “Rosa” aus Russland ist ein offizieller Abkömmling von Mandriva. Es gibt also nicht nur zwei Nachfolger.