Nobara – das bessere Fedora? Was steckt dahinter?

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Es gibt mittlerweile einige Fedora Forks, die durchaus interessant sind. Doch was bringen diese in Wirklichkeit? Gute Frage. Nach diesem Video weißt Du ob die Distro Nobara das bessere Fedora ist. Ich bin Michael und ich brenne für das Thema Linux und Open Source, und das schon seit über 20 Jahren. Los geht’s.

Die Eckpunkte von Nobara

Nobara ist eine junge Distro für Gamer und Streamer. Sie ist von Gamern für Gamer gemacht. Herausgegeben wird sie vom Redhat Mitarbeiter Thomas Crider (aka GloriousEggroll). Die Basis von Nobara ist Fedora Workstation. Aktuell kommt Fedora 38 als neueste Version, wobei Nobara noch auf Fedora 37 Basis operiert. Zur Fedora-Basis hinzu kommen der Zielgruppe entsprechende Erweiterungen wie z.B. die zum Gaming benötigte WINE Laufzeitumgebung. Weiter wird Stream vorinstalliert wie auch Spiele-Clients wie z.B. Lutris. Das Projekt kommt auch mit einem optimierten Linux Kernel.

Doch neben den Optimierungen für Gaming gibt es eine gravierende Eigenschaft bei Nobara, die in meinen Augen viel mehr Aufmerksamkeit verdient. Denn der Gnome Desktop wird in einer Edition angepasst und kommt nicht wie bei Fedora Workstation mit Vanilla Gnome. Doch das schauen wir uns dann noch genauer an.

Technische Eckpunkte

Da ich keine gesonderten Angaben zu den Mindestanforderungen finden konnte, unterstelle ich die von Fedora 37 Workstation, die da wären:

  • Ein 2Ghz Dual Core Prozessor oder neuer
  • 2GB RAM
  • 15 GB Plattenplatz oder mehr.

Mehr ist hier immer besser. Die 2 GB RAM beziehen sich dann im Übrigen auf ein sparsames Spin, z.B. mit Xfce. Für Fedora mit Gnome würde ich mindestens 4 GB – besser 8GB RAM ans Herz legen.

Bei Nobara handelt es sich um eine semi-rollende Distro. Heißt die Mitte zwischen LTS und rollend. Also neuer als LTS aber nicht ganz so viel Bewegung wie bei rollend. Nicht falsch verstehen. Die Fedora-Basis von Nobara liefert immer den neuesten Kernel und wichtige Komponenten werden schon aufgefrischt aber halt nicht jedes Paket wie es bei rollenden Distros der Fall ist.

Nobara unterstützt 64-bit Architektur. Als Paketverwalter ist DNF mit dabei um die RPM Pakete zu verwalten. Ergäzend dazu kommen noch Nobara Package Manager (Yum Extender) und die Flatpak Containerlösung zum Einsatz.

Inbetriebnahme / Download von Seite

Wenn Du neugierig bist und installieren willst, dann fix im Browser auf nobaraproject.org und oben rechts „Download Nobara“ klicken. Du stehst nun vor der Qual der Wahl des Desktops, denn es werden folgende Desktops angeboten: Gnome Shell mit Erweiterungen, Gnome Shell (also Vanilla), KDE Plasma. Klicke bei Deiner Wahl auf Download und lade das ISO herunter.

Inbetriebnahme / Installation

Hier mache ich es kurz und verweise auf mein Installationsvideo von Fedora im Rahmen der Serie Wechsel zu Linux. Da zeige ich die Installation von Fedora Workstation und das dürfte die meisten offenen Fragen klären. Link ist in der Beschreibung unten.

Zielgruppe

Die Zielgruppe ist Gamer und Streamer. So heißt es in den meisten Tests. Ich würde aber den Bogen noch etwas weiterspannen und den Weg auch für normale Desktop Anwender freimachen, denn hier bekommt man mehr geboten als bei Fedora.

Performance, Desktop & Programme

Systemvermessung

Das System krallte sich 11 GB Plattenplatz. Der Arbeitsspeicherbedarf lag bei 1,4 GB.

Anzahl installierter Pakete nach ersten Start: 2296 RPM Pakete, 9 Flatpak Container

Desktop Oberfläche und Konzept

Nobara 37 liefert zum Zeitpunkt der Beitragserstellung Gnome Shell 43.2 aus.

Wie Ihr Euch sicher vorstellen könnt, habe ich die Ausgabe mit den Erweiterungen am Start. Diese kommt mit einigen interessanten Eigenheiten. So liefert man Nobara Gnome Layouts mit aus. Mit diesem Tool könnt Ihr das Layout Eures Desktops anpassen. Du magst Windows 10? Dann nimm Traditional. Du magst Windows 11? Dann nimm Eleven. Du magst macOS? Dann nimm Pineapple. Gnome als Layout ist Vanilla, also leer. Gnome 2 ist wie MATE heute und Unity ist Unity von Ubuntu nachempfunden.

Dem geschulten Auge ist sicher auch nicht entgangen, dass wir Farbnuancen setzen können. Auch das eine Eigenentwicklung, die ich begrüße. All diese Spielereien gehen über den Nobara Welcome Assistent, auf den wir gleich nochmal zu sprechen kommen.

Vorinstallierte Software

  • Kernel: 6.2
  • Browser: Firefox
  • E-Mail Client: —
  • Büropaket: OnlyOffice
  • Software-Container: Flatpak

Allgemein vorinstallierte Software:

Kurze Info: ich habe Ungoogeld Chromium nachinstalliert. Er ist nicht standardmäßig dabei.

Das übrige Stack ist ähnlich wie bei Fedora 37. Kein Mailclient, allerdings ein Office mit Onlyoffice. Wer andere Vorstellungen hat, findet im Gnome Software Center Nachschub.

Weitere Abweichungen zu Fedora 37 wären beispielshaft noch Steam und Lutris.

Der Nobara Package Manager ist eine Alternative zu DNF im Terminal oder Gnome Software und macht einen weiteaus besseren Eindruck als z.B. Dnfdragora. Hier lassen sich das System aktualisieren, RPM wie auch Flatpak Pakete verwalten. Pakete suchen und z.B. installieren ist noch ausbaufähig.

Sofern Du eine Nvidia Grafikkarte im System verwendest, schau Dir mal Nobara Nvidia Wizzard an. Ich habe es hier leider nicht und kann es nicht näher demonstrieren.

TimeShift ist auch mit dabei und kann sein Potential voll ausschöpfen in Verbindung mit BtrFS Subvolumes. Bei Fedora 37 ist das, wie auch beim aktuellen Fedora 38 weiterhin einer meiner Kritikpunkte. Zwar unterstützt Fedora BtrFS standardmäßig schon eine Weile aber die Subvolumes werden bei der Installation nicht erstellt und eingebunden. Das muss man manuell machen. Aber keine Sorge, in meinem Fedora 38 Installationsvideo ist das schon berücksichtig.

Besonderheiten und Fazit

Kommen wir zur eingehenden Frage zurück: Ist Nobara das bessere Fedora?

In meinen Augen ja für die, die Vanilla Gnome nicht mögen. Ich bin so einer. Mir genügt das blanke Gnome bei weiten nicht und ich bin der Idee bekannte Desktop-Konzepte anzubieten ebenfalls nicht abgeneigt. Ich finde es erleichtert den Übergang zu Linux für normale Anwender. Das hat auch nichts damit zu tun, dass wenn man Linux nutzt man auch eine neue Oberfläche lernen muss. Wieso denn auch? Es tut niemanden weh und wenn es dem Linux Desktop dienlich ist, dann soll es so sein. Immerhin gibt es ja nicht den führenden Linux Desktop, der in Konkurrenz zu den Oberflächen von Windows und macOS treten könnte. Von daher ist es für mich in Ordnung. Die mit Nobara kommenden Kleinigkeiten runden das Paket ab.

Doch kleinere Distros sind nicht unumstritten. Zwar ist der Initiator bei Red Hat beschäftigt und verfügt zweifelsohne über entsprechende Expertise dafür. Doch was ist wenn er von Projekten ausgelastet wird, mal länger Urlaub macht oder mal unerwartet länger krank wird? Hier liegt der Hase im Pfeffer, denn in den FAQs wird in Punkt 11 entfernt darauf eingegangen. Die Distro hat Thomas gemacht weil er sie brauchte und sie auch einfach für seinen Vater zu installieren sein sollte. Er macht das und weiter heißt es „Wie im Projektziel angegeben – einige von uns verfügen zwar über die technischen Fähigkeiten, um Probleme zu lösen, aber manchmal fehlt uns einfach die Zeit. Ein Teil des Ziels besteht darin, diese Probleme auf ein Minimum zu beschränken.“ Das macht Sinn und solange es sich nur um Probleme, nicht aber Sicherheitslücken handelt, kann man es verschmerzen. Fehler sind mir übrigens nicht aufgefallen. Es lief alles klaglos.

Fazit

Mir gefällt Nobara. Es ist eine tolle Distro, die Fedora an entscheidenden Stellen verbessert. Wieso adaptiert Fedora eigentlich nicht diese Änderungen und der Käse wäre gegessen?

Denn ich komme hier nicht mit einer blanken Empfehlung heraus. Wenn Du Fedora nutzt, könnte die Distro interessant sein für Dich. Aber ein Online-Wechsel geht nicht. Du müsstest also neu installieren.

Schwerer wiegt jedoch die Tatsache, dass es sich um eine One-Man-Show zu handeln scheint, die noch sehr jung ist. Nobara wurde erst Ende 2022 gestartet. Also Obacht! Da fehlen definitiv Erfahrungswerte. Wie gesagt, wenn Du einen Zweitrechner hast oder nicht abgeneigt bist mal was anderes auszuprobieren, dann evtl ja. Es ist tatsächlich ein sehr guter Verbesserungsvorschlag für Fedora. Wenn Du aber normaler Desktopnutzer bist, der nur will, dass die Kiste läuft, dann würde ich die Finger von Nobara lassen. Bist Du dennoch scharf drauf, dann installiere es doch einfach in einer VM und spiele bei Bedarf nach Lust und Laune damit. Dann tut es auch nicht weh, wenn es mal zwickt.

Was ist Dein Eindruck zu Nobara? Teilst Du meine Meinung, dass es das bessere Fedora sein könnte? Oder hast Du eine andere Meinung? Teile Deine Sichtweise mit uns in den Kommentaren.

Vielen Dank für die freundliche Aufmerksamkeit und bis zum nächsten mal.


2 Comments

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  1. @Uwe vom 2. Juni 2023 um 19:48 Uhr

    Was haben hohle Glückskeks-Sprüche mit dem Nobara Artikel zu tun? Bitte mal für mich Doofie auswalzen, oder war das nur Webseitenwerbung für die kommende Staffel von Mando?