Q4OS 4.10 Gemini mit Trinity Desktop Umgebung – Nachhaltig anders gedacht?

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Heute schauen wir uns Q4OS 4.10 alias Gemini mit Trinity Desktop Umgebung an. Was genau an Trinity so erstaunlich ist und wieso das ausgesprochen nachhaltig wirkt, all das gibt’s jetzt im Beitrag.

Das ist Q4OS

Q4OS ist ein Fork, der auf Debian Stable, derzeit Bullseye basiert. Bei Q4OS hat man jedoch, anders als bei Debian, seit jeder sich nicht gegenüber proprietärer Software verwehrt. Wo es Sinn machte, lieferte man auch nicht quelloffene Pakete. Ein durchaus plausibler aber auch pragmatischer Ansatz.

Mein letzter Test von Q4OS 4.7 stammt vom Februar 2022 und war seinerzeit die Kombination Q4OS 4.7 mit KDE Plasma Desktop. Heute steigen wir in eine Zeitkapsel, denn wir schauen uns heute Q4OS mit Trinity Desktop an, eine Lösung, die auf früheren KDE-Desktopansätzen aufbaut und dabei erstaunlich niedrige Performancewerte haben wird. Doch später dazu noch mehr.

Die hier zugrunde liegende Ausgabe von Q4OS ist Q4OS 4.10 Gemini mit Trinity Desktop. Veröffentlicht wurde diese Version am 1. August 2022. Es handelt sich hierbei ergo nicht um die brandneue, sondern um die derzeit neueste Version von Q4OS.

Was ist neu?

  • Debian Bullseye 11.4 Paketstand
  • Trinity Desktop 14.0.12

Wow das war ziemlich kurz. Doch keine Sorge im Hinblick auf den eben genannten Debian 11.4 Paketstand. Dieser war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von Q4OS 4.10 lediglich der neueste. Derweil ist der Paketstand auf dem Level von Debian 11.6. Einfach regelmäßig die Aktualisierungen einspielen und schwubs ist man auf dem neuesten Debian Paketstand.

Technische Eckpunkte

Die Mindestanforderungen an Q4OS sehen wie folgt aus:

  • Plasma desktop – 1GHz CPU / 1GB RAM / 5GB disk
  • Trinity desktop – 300MHz CPU / 256MB RAM / 3GB disk

Ja, Du siehst richtig und nochmal ja ich weiß, für das Jahr 2022 bzw. 2023 sehen diese Werte erschreckend gering aus. Gerade hier liegt das Geheimnis, welches wir im weiteren Verlauf noch lüften werden, versteckt.

Das traditionelle Debian Distributionsmodell schlägt auch hier voll durch. Also statisch und es gibt überwiegend Sicherheitsaktualisierungen. Als Architektur unterstützt Q4OS 32-bit und 64-bit Hardware. Darüber hinaus steht ein Image für Raspberry Pi und Pinebook breit. ARM Architektur wird unterstützt, doch hier sollte zuvor Setup Guide auf der Downloadseite angeschaut werden. Als Paketverwalter werkelt APT. Das native Paketformat ist das Debian Paket

Inbetriebnahme

Wir machen es an der Stelle kurz, denn Download und die Installation hatte ich bereits im Rahmen meines Q4OS 3.11 Tests dokumentiert. Schau da gerne mal rein sollten Fragen offen sein. Ich denke da wird alles relevante gezeigt.

Hacks und wichtige Befehle (Aktualisierung, Suchen etc)

Wenn Du das System aktualisiren will, kannst Du das grafisch machen oder via Synaptic. In der Konsole würde ich folgende wichtigen Befehle empfehlen:

Paketquellen auffrischen:

sudo apt update

Pakete aktualisieren:

sudo apt upgrade

Unnötige Pakete entfernen nach Aktualisierung

sudo apt autoremove

Flatpak Pakete auffrischen

flatpak update

Vollautomatisierte Aktualisierung:

sudo apt update && sudo apt upgrade -y && sudo apt autoremove -y && sudo flatpak update -y

Zielgruppe

Q4OS fühlt sich am Linux Desktop heimisch, keine Frage. Doch möchte man jetzt nicht den neuesten und fettesten Desktop Rechner als Heim adressieren, sondern ältere Rechner. Und hier kommt der Trinity Desktop ins Spiel, denn damit dürfen ausgesprochen brauchbare Resultate auf älterer Hardware erwartet werden. Ferner wird Euch abgenommen in Debian die contrib und non-free Paketquellen von Hand einzubinden.

Performance, Desktop &, Programme

Systemvermessung

Mein System beschlagnahmte von der Platte für sich 7,1 GB.

Was den Arbeitsspeicherbedarf angeht, so schnappte sich das System 444MB RAM.

Die Anzahl an Paketen liegt bei 1789. Ich habe jedoch neofetch installiert und somit ca 10 Pakete installiert. Du kannst diese also gerne abziehen um ganz korrekt zu sein.

Desktop Oberfläche und Konzept

Q4OS 4.10 liefert zum Zeitpunkt der Beitragserstellung Trinity Desktop R14.0.12

Wie Ihr unschwer erkennen könnt, stellt Trinity nicht das allerneustes Desktop Konzept dar. Ganz im Gegenteil, es sieht aus wie vor knapp 20 Jahren KDE Desktop Umgebung aussah. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer. Denn letztlich erleben wir hier die Fortführung des traditionellen KDE Deskops. Ich habe früher, also in den frühen 2000er Jahren SUSE und Mandrake mit KDE benutzt. Was soll ich sagen, das eine oder andere kam mir noch bekannt vor. Ich trage es mit positiver Erinnerung, doch möchte ich um jeden Preis dorthin zurück? Ich denke nicht, denn es ist gut wie es war und es ist gut, wie es ist.

Trinity trägt das KDE Erbe mehr oder minder fort. Das Konzept erinnert an Windows 7. Unten eine Leiste mit Menü, Schnellstartern und rechts Systemindikatoren und Steuerelemente. Die geöffneten Programme werden per Standard nicht gruppiert aber via App-Symbol dargestellt. Das spart einfach Platz.

Sollte Dir das Design nicht so ganz gefallen, schau mal im TKE Kontrollmodul nach. Das findest Du unter Designverwaltung. Da kannst Du umschalten und im Bedarfsfall andere Themes, wie ein Windows XP Thema aktivieren.

Vorinstallierte Software

  • Kernel: 5.10
  • Browser: Firefox und Konqueror
  • E-Mail Client: Thunderbird
  • Büropaket: LibreOffice
  • Software-Container: nicht vorinstalliert

Allgemein vorinstallierte Software:

Eine Grundausstattung für den Desktop wird mitgeliefert. Ich identifiziere mitgelieferte Spiele, meine Spezialität, wie Ihr wisst. Die Browser Redundanz aus Konquerer und Firefox erwähne ich nur der Vollständigkeitshalber.

Solltest Du mehr Software benötigen als mitgeliefert wird, dann öffne mal das Software Cenre. Hier gibt es eine getroffene Vorauswahl an Paketen. Wirst Du hier auch nicht fündig, bleibt Dir noch Synaptic Manager übrig.

Besonderheiten und Fazit

Das Trinity Menü erinnert mich an KDE Kickoff, wer das noch von früher kennt. Angenehm hierbei ist, dass es sich über die Ecke oben rechts anhand der Größe anpassen lässt.

Falls Du dich fragst, wie man Einstellungen am System vornimmt, da gibt es das Kontrollzentrum. Zugegeben es wirkt nicht mehr so ganz taufrisch aber es erfüllt seinen Zweck. Behalte vielleicht immer im Hinterkopf, dass Trinity nicht neu entwickelt wird oder wurde, sondern gehabtes fortführt und darauf aufbaut.

Was hat das nun aber mit Nachhaltigkeit zu tun?

Wie lange wird ein Computer durchschnittlich benutzt? Exakte Daten hierzu kann ich nicht liefern aber ich unterstelle mal eine Zeitspanne von 3-8 Jahren. Vielleicht kennst Du auch einige Bekannte, die alle 2-3 Jahre einen neuen Rechner anschaffen, weil der alte zu langsam ist. Doch ist so ein ausgemusterter Computer dann gleich schlecht? Ich wage das zu bezweifeln. Oftmals können diese älteren Rechner noch guten Zwecken zugeführt werden. Windows 11 wird darauf sowieso nicht laufen und wie Windows 10 auf einem 5-8 Jahre alten Rechner läuft, das mag ich mir nicht mehr vorstellen. Ja wird irgendwie gehen nur halt wie. Und genau an der Stelle kommt Q4OS mit Trinity Desktop ins Spiel. Gerade ältere Rechner, die aus heutiger Sicht etwas schwachbrüstig sind, können vom ressourcensparsamen Trinity Desktop profitieren. Da kannst Du auch noch von einem älteren Rechner mit 4GB RAM noch ein brauchbares Nutzungserlebnis erwarten.

Wann hattest Du zuletzt einen Rechner mit 4GB RAM im Einsatz? Ist vermutlich schon ein Weilchen her oder?

Also grundsätzlich kann ein nachhaltiges Konzept im Sinne von älterem Rechner mit Q4Os und Trinity wieder fit für den Praxiseinsatz zu machen schon eine Überlegung wert sein. Das hat aber auch gewisse Grenzen in der Machbarkeit. Wenn Du gerne 4K Videos auf YouTube schaust und dann einen 10 Jahre alten Rechner verwendest, könnte das diesen überfordern. Also hier mit Maß an die Sache rangehen. Ein weiterer Stolperstein könnte sein, wenn das ein alter Rechenknecht ist, der mit CPU und den restlichen Komponenten zum Deluxe Stromfresser mutiert. Für kürzerer Nutzung ok aber für den Tagesbetrieb mit mehreren Stunden dürfte es dann vermutlich nicht die beste Lösung sein. Ein Strommessgerät gibt’s beim Elektronikhändler des Vertrauens für wenige Euro. Eine Investition, die sich lohnt. Nicht nur um den Rechner mal zu prüfen, sondern auch um andere Stromfresser im Haushalt zu finden.

Fazit

Das Konzept von Q4OS mit Trinity Desktop ist mir sympathisch. Es schließt einen Kreislauf, der durch die Profitgier der Hersteller unterbrochen wurde, indem sie ihren Kunden suggerieren ständig immer das neueste und beste zu benötigen. Natürlich braucht man nicht alle 2-3 Jahre einen neuen Computer, Ausnahmen gibt es natürlich aber nicht in der breiten Masse.

Allerdings geht das bei Q4Os mit gewissen Einbußen im Desktop einher. Der Desktop sieht halt nicht mehr aus wie die neueste Generation. Weder von Windows noch von KDE Plasma, da sollte man ehrlich sein. Wenn Dich das nicht stört, dann ist das definitiv einen Versuch wert. Sollte es Dir nicht zusagen, vielleicht stellen Alternativen wie Xubuntu oder Lubuntu für Dich dann die bessere Lösung dar.

Von Q4OS könnt Ihr eine stabile Basis mit Langzeitpflege erwarten, da es auf Debian Stable aufsetzt. Wenn Euch das sympathisch ist, Trinity weniger, dann gibt’s auch eine Ausgabe von Q4Os mit KDE Plasma. Diese hatte ich ebenfalls mal vorgestellt Anfang 2022.

Mit hat der Ausflug mit Q4OS Trinity Edition Spaß gemacht. Es war eine Reise in die Vergangenheit und nach fast 20 Jahren Linuxnutzung erstaunt es mich immer wieder, wie lange Projekte und Desktops leben können. Ich bin so ehrlich zu erwähnen, dass ich mir für mich Q4OS mit Trinity nicht vorstellen kann. Es passt einfach nicht zu meiner Vorstellung eines Desktops. Hier würde ich dann tatsächlich ehr zu einer Lösung mit Xfce also z.B. Debian mit Xfce, Xubuntu oder Linux Mint Xfce greifen. Das wären auch in meinen Augen die schärfsten Mitbewerber zu Q4Os mit Trinity Desktop Umgebung.

Den Beitrag möchte ich noch nicht schließen ohne Euch um Eure Einschätzung zu bitten. Wie fandet Ihr Q4Os mit Trinity? Könntet Ihr Euch das für Euch selbst mal vorstellen oder ehr weniger? Ich bin gespannt, was Ihr zu sagen habt.

Machts gut und bis zum nächsten Mal. Ciao.


7 Comments

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  1. Ich mag Q4OS nicht, aber ich benutze Trinity Desktop mit Debian und ich liebe es. Ich muss sagen, dass die heutigen Desktop-Umgebungen sehr ressourcenintensiv sind. Auf einem Lenovo G50-45 80E3 (Jahr: 2016) Full-AMD-Rechner mit 16GB RAM ist Gnome z.B. nutzlos, KDE könnte darauf funktionieren. Mit Trinity bekomme ich einen Computer, der normal funktioniert.

  2. Klassisch bedienbar, schnökellos und mit gut aussehenden (keine flat)-Icons. So solls sein. Das ganze ohne diese besch*** Containerformate. Habe Q4OS auch schon mal ausprobiert bin aber nicht tiefer eingestigen. Danke für das Video Michael. Dieser “Handytouch” Style vieler Bedienoberflächen ist mir ein Graus!!

  3. Windows 10 läuft mit einer SSD und 8GB Ram auf einem 8 Jahre alten Haswell-Rechner (4. Generation, i5-4xxx und i7-4xxx) sehr gut und flüssig. Ich kenne genügend Leute die ihren Rechner länger als 5 Jahre nutzen.

  4. hab q4os 32 bit auf asus eeepc 1000h und der asus eeepc wurde sofort erkannt sogar ppersönlich angesprochen

  5. Ich muß immer schmunzeln, wenn ich in der c´t oder sonstwo im Netz Sätze wie
    “… und wie Windows 10 auf einem 5-8 Jahre alten Rechner läuft, das mag ich mir nicht mehr vorstellen.” und “Da kannst Du auch noch von einem älteren Rechner mit 4GB RAM noch ein brauchbares Nutzungserlebnis erwarten. Wann hattest Du zuletzt einen Rechner mit 4GB RAM im Einsatz? Ist vermutlich schon ein Weilchen her oder?” lese.
    Ich habe in den 80ern mit ZX81 und einem selbst zusammengelöteten Apple II, später mit Z80-Karte, angefangen, dann kamen die ersten XT-kompatiblen PC, DOS, Assembler, dann der Windows-Kram und spätestens ab Win7 war klar, wohin die Reise ging. Meinen letzten neuen und “up to date”-PC habe ich Ende der 80er gekauft, dann noch einen Anfang der 90er mit einem schon älteren Motherboard zusammengeschraubt und seither nur noch gebrauchte, gut abgehangene Geräte für kleines Geld gekauft, wenn nicht vor dem Schrott gerettet. Die haben erst vor eher kurzer Zeit ein Upgrade auf 4GB erhalten, sind über 10 Jahre alt und kommen mit SSD völlig problemlos mit auch mit Win11 zurecht (auch wenn sie offiziell nicht Win11-tauglich sind) – diese Zeilen schreibe ich auf einem “uralten” E6410 mit Win11. Zugestanden, ohne SSD wäre es eine Qual, aber von der Rechenleistung her kommen auch diese Oldtimer mit allem zurecht, was ich ihnen zumute, und für das, was Otto Normalmensch mit seinen PCs macht, reichen sie allemal. Und wenn die neue Seite im Browser nicht in 50ms steht sondern 200ms braucht – was soll’s? Früher einmal stand Linux im Ruf, im Gegensatz zu Windows schnell und ressourcenfreundlich zu sein. Wenn ich jetzt (hier) lese, daß ein 7 Jahre alter PC mit 16GB mit Debian und Gnome nicht zurecht kommt, dann muß ich am Verstand der Entwickler und der User zweifeln. Habt ihr sie noch alle?

  6. @ Michael: “… Habt ihr sie noch alle?”
    Verwende zwar seit über 20 Jahren, nur mehr Linux, kann hier aber nur zustimmen …

  7. Habe gestern Q4OS 5.4 Aquarius installiert. Zum ersten Mal KDE Plasma. Meine locker 10 Jahre alte Kiste hat sich mit Mint oder Zorin 16 und 17 nicht so flott angefühlt wie jetzt mit Q4OS. Alles funktioniert wie es soll. Ich bin begeistert !