Siduction – Die rollende Debian Alternative

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Siduction ist eine GNU/Linux Desktop Linux Distribution, die auf Debian Sid aufsetzt. Siduction ist somit eine alternative Lösung zu Debian Sid aka Unstable. Was es mit Siduction genau auf sich hat, darum soll es in diesem Beitrag gehen. Bleibt dran.

Siduction – das Wissenswerte

Siduction entstand im Juli 2011 aus der ehemaligen Aptosid Community. Davor gab es aber auch schon Stationen. Von Knoppix zu sidux zu aptosid zu Siduction. Ein reifer Fahrplan sollte man meinen.

Was ist der Unterschied zwischen Siduction und Debian?

Zunächst ist ein Großteil beider Distros äquivalent. Die kleineren Unterschiede sind, dass Siduction eine rollende Debian Distro mit grafischen Installer ist, Debian hingegen bietet Sid nicht als direkte ISO Ausgabe an. Um Debian Sid zu installieren, muss man entweder zunächst Stable installieren und dieses über Testing zu Sid umwandeln oder man installiert Sid mit dem Mini-Installer. Falls Dich diese beiden Varianten näher interessieren, dann schau Dir gerne mal meine beiden Videos zu an. Links in der Beschreibung unten. Kurz und gut kann man sagen, wer ein rollendes Debian System haben möchte, wird bei Siduction einen weitaus einfacheren und schnelleren Weg finden.

Siduction bringt auch einen eigenen Kernel und Scripte mit und bietet Support via Forum und IRC an.

Falls Du Dich fragst, wie man auf den Namen Siduction kommt, der Name siduction ist ein Wortspiel aus zwei Begriffen: Dem Wort sid, also der Codename von Debian Unstable und seduction im Sinne von Verführung.

Technische Eckpunkte

Die Mindestanforderungen schwanken je nach Desktop und Variante. Siduction selbst gibt folgende Specs mit:

CPU: 64-bit Processsor

Arbeitsspeicher:

  • KDE Plasma mindestens   4 GByte RAM
  • Xfce       mindestens   4 GByte RAM
  • LXQt       mindestens 512 MByte RAM
  • Xorg       mindestens 512 MByte RAM
  • NoX        mindestens 256 MByte RAM

Plattenplatz:

  • Mindestens 5 GByte Festplattenspeicher für NOX.
  • Mindestens 15 GByte Festplattenspeicher für alle anderen Varianten.
  • Mindestens 50 GByte Festplattenspeicher bei Installation auf einer mit Btrfs formatierten Partition.

Grafik:

VGA Grafikkarte mit mindestens 640×480 Pixel Auflösung und ein optisches Laufwerk oder USB Medien.

Sidcution ist eine rollende Distribution. Heißt es gibt immer das nagelneue Software und Apps.

Als Paketverwaltung gibt’s APT an die Hand aber zusätzlich noch je nach Desktop eine weitere Lösung wie z.B. Discover bei KDE Plasma. Ferner steht euch Synaptic ebenfalls zur Seite. Als Paket kommt das Debian Paket zum Einsatz. Flatpak ist zwar grundsätzlich mit an Bord aber ohne Flathub als Bezugsquelle.

Inbetriebnahme / Download von Seite

Öffnet einen Browser und geht zum Download-Bereich der Siduction-Seite. Dort könnt Ihr anhand des Wunschdesktops Euch ein ISO aussuchen inkl. EU oder US Spiegelserver. Wenn Du das ISO auf Konsistenz verifizieren willst, direkt beim Download der jeweiligen Edition steht unter dem ISO die Datei mit dem Prüfcode.

Das heruntergeladene ISO müsste anschließend mit einem Tool wie Etcher auf ein USB Stick geflasht werden. Wer in einer VM z.B. mit VirtualBox installiert, kann sich diesen Schritt sparen. Ist das ISO auf USB, musst Du den Rechner herunterfahren, den USB Stick verbinden und im Bios oder UEFI einstellen von USB zu booten und dann das Live-System starten. Dann kannst Du live ausprobieren und das völlig unverbindlich oder Du startest die Installation.

Inbetriebnahme / Installation

Die Installation erfolgt assistentgestützt mit Calamares Installer. Die Schritte sind vergleichbar z.B. derer von Linux Mint. Wer also Linux Mint installieren kann, düfte das auch mit Siduction schaffen. Falls Du unsicher bist, kannst Du auch mal mein Installationsbeitrag zu Linux Mint anschauen.

Hacks und wichtige Befehle (Aktualisierung, Suchen etc)

Wenn Du das System aktualisieren will, kannst Du das grafisch machen oder via Synaptic. Die Siduction Entwickler empfehlen das in der Konsole, damit man bei eventuellen Fehlersituation gleich eine Information bekommt, wo es zwickt. In der Konsole würde ich folgende wichtigen Befehle empfehlen:

Paketquellen auffrischen:

apt update

Pakete aktualisieren:

apt upgrade

Pakete upgrade:

apt full-upgrade

Unnötige Pakete entfernen nach Aktualisierung

apt autoremove

Flatpak Pakete auffrischen

flatpak update

Vollautomatisierte Aktualisierung:

apt update && apt upgrade -y && apt full-upgrade && apt autoremove -y && flatpak update -y

Zielgruppe

Neueinsteiger und Anfänge sind hier klar raus. Wer Sid oder Siduction einsetzt, muss mit dem Terminal umgehen können und auch befähigt sein im Fehlerfall das Problem eigenständig analysieren und lösen zu können. Also Linuxkenntnisse sind unerlässlich. Und dazu solltet Ihr auch Zeit für den Fehlerfall mitbringen. Denn wenn mal was zwickt, kann das von zart bis hart reichen. Und wenn die Kiste mal nicht hochfährt, solltet Ihr ausreichend Zeit investieren können. Eventuell eignet sich für ein System, das sofort da sein muss, ehr Debian Stable oder eine andere LTS Distro. Wer aber im Debian Kosmos das Neueste vom Neuen haben will, kann hier aus den Vollen schöpfen.

Performance, Desktop & Programme

  • Mein System mit KDE Plasma Desktop belegte 9,8GB von der Platte. Aber eigentlich nur 8,9 GB. Gleich mehr dazu.
  • Der Bedarf an Arbeitsspeicher lag bei 1,2 GB.
  • Anzahl installierter Pakete nach ersten Start: 2626

Info: Ich hatte mit BtrFS Dateisystem installiert. Hierfür wurde offensichtlich Snapper gleich mitinstalliert. Snapper wird den meisten von Euch vielleicht in Verbindung mit openSUSE bekannt vorkommen, denn dort wird in Verbindung mit BtrFS und Snapper genau dasselbe realisiert. So hat Snapper bereits automatisch Schnappschüsse angelegt. Die hatte ich dann einfach mal gelöscht und dann sank die Auslastung von 9,8 auf 8,9 GB.

Desktop Oberfläche und Konzept

Zum Zeitpunkt der Beitragserstellung wurde KDE Plasma-Version 5.27.2 bereitgestellt.

Das Konzept des Desktops sollte keinen von den Socken hauen. Wer mal mit Windows gearbeitet hat, sollte hier daran erinnert werden. Das klassische Konzept mit einer Leiste unten mit Menü, Schnellstartern und Systemindikatoren.

Ausgeliefert wird im dunklen Design. Doch das kannst Du auch auf hell in den Systemeinstellungen umstellen. Das helle Thema heißt Breeze und das dunkle heißt Breeze Dunkel. Wie bei KDE üblich, könnt Ihr weiträumig das Design an Eure Vorstellung anpassen. Mehr Themen etc gibt’s auf Knopfdruck.

Vorinstallierte Software

  • Kernel: 6.2.7
  • Browser: Firefox, Gnome Web, KDE Konqueror
  • E-Mail Client: Kmail
  • Büropaket: LibreOffice
  • Software-Container: Flatpak

Allgemein vorinstallierte Software:

Die getroffene Vorauswahl an Software ist recht üppig und sollte im Vergleich mit Debian Sid mit KDE hier mehr bieten. Ist so eine Frage ob man mehr oder weniger ausliefert. Ich sehe das so, wenn der Fokus auf Einsteiger liegt, wie Ubuntu z.B. die Wahl bieten ob normale oder minimale Installation. So werden Neulinge sehr gut abgeholt und bekommen bei normaler Installation eine sinnvolle Vorauswahl an Apps mit. Ob Distros, die sich an erfahrene Nutzer wenden so viel Software vorinstallieren sollten, sei mal dahingestellt. Ich denke etwas Diät könnte nicht schaden. Aber hey, immerhin sind keine Spiele vorinstalliert.

Besonderheiten und Fazit

Siduction liefert ein Nutzerhandbuch kostenlos mit aus. Etwas vergleichbares in der Form kennen wir von MX Linux. Hier möchte ich ebenfalls auf diese tolle Arbeit hinweisen. Das Handbuch liegt in deutscher und englischer Sprache vor. Es ist sehr ausführlich und man merkt, da ist viel Herzblut eingeflossen.

Im Menü System gibt es den Absprungpunkt „kernel-remover“. Führt Ihr es aus, müsst Ihr das Root- oder Sudo Kennwort eingeben. Anschließend springt ein Fenster auf und hier kannst Du alte, nicht mehr verwendete Kernel auswählen und löschen. Toller Helfer. Bei manchen Debian basierten Distros wird das total vernachlässigt, sodass mit der Zeit das Boot Verzeichnis auch mal vollaufen kann.

Falls Du Dich fragt, wer eigentlich hinter Siduction steckt, so werfen wir mal einen schnellen Blick. Es sind nicht unbekannte, das kann ich schon sagen. Zum einen ist Ferdinand Thommes involviert. Aber auch Vinzv ist involviert. Ferdinand Thommes betreibt auch das Portal Linuxnews.de und Vinzv ist Vinzenz Vietzke von Tuxedo. Das Kürzel Towo2099 deutet auf texedo_torsten hin.

Also Ihr seht, ihr seid hier u.a. in erfahrenden Händen von Leuten, die schon sehr lange im Linuxlager unterwegs sind. Und auch wenn Ihr das nicht so groß hausiert, von mir gibt’s Applaus für Eure Arbeit an Siduction.

Fazit

Müsstest Du entscheiden Debian Sid oder Siduction, was würdest Du nehmen?

Meine Tendenz ginge in der Tat zu Siduction, wenn einer der angebotenen Desktops direkt meine erste Wahl wäre. Also als Debian Sid Nutzer mit KDE oder Xfce würde ich ehr Siduction nutzen. Man merkt, dass hier jemand die Debian Sid Basis nimmt und damit mit moderaten Ergänzungen ein stimmiges Paket schnürt. Das ganz aber mit dem Gedanken alles auch an Debian zurückzugeben. Darüber hinaus fühlt sich Siduction nach Eigenangabe den Grundwerten des Gesellschaftsvertrages und den DFSG von Debian verpflichtet.

Ich als Gnome Nutzer müsste vermutlich die Version ohne Gui installieren und dann Gnome nachinstallieren.

Allem in Allen gefällt mir Siduction und es stellt in meinen Augen das bessere Debian Sid dar. Es ist aber schade, dass man für gewissen Anpassungen Debian forken muss und das bei Debian selbst nicht in der Form Praxis finden kann. Hier stellt sich Debian in meinen Augen manchmal etwas zu universell auf aber so ist das leider. Muss ich mit leben. Was meint Ihr dazu? Wie findet Ihr Siduction? Interessante Alternative zu Debian Sid oder sprechen Gründe dagegen? Schreibt Eure Meinung dazu gerne mal in die Kommentare rein.


7 Comments

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  1. Finde die Idee hinter Siduction sehr gut, denn es erleichtert einem die normale Sid Installation. Auch bringt es vieles wichtiges bereits mit was man unter Debian erst alles einrichten müsste. Hatte es selbst gestet als es noch Gnome ISO’s gab. Mir war es aber zu überladen. Ich hätte es mühselig zu meinem Wunsch System anpassen müssen, das es am Ende einfacher wäre, Sid dann doch selber zu installieren. Aber lief alles sehr rund und kann gut verstehen das es gerne eingesetzt wird.

  2. sind die Mindestanforderung für die Distro mit XCFE Desktop tatsächlich mind. 4GB Ram?
    Erscheint mir arg viel XFCE…

  3. Der Calamares Installer, der auch für Siduction verwendet wird, benötigt min. 2GB an Arbeitsspeicher, sonst lässt sich Siduction nicht installieren, egal ob KDE Plasma, LXQt. Ist schade, da Xfce auch mit 1GB Ram noch recht gut laufen kann und ich teilweise von meinen sozial schwächeren Klienten sehr alte Laptops zur Aktualisierung erhalte, die nur über 1-2GB an RAM verfügen.

  4. Schade dass mein Standard Desktop Cinnamon nicht mehr als .iso verfügbar ist.
    Händisch nachinstallieren bin ich zu blöd, allein schon wegen der Zusatzprogramme und Einstellerei. Schade.
    Von daher habe ich für ein “sinnvoll vorkonfiguriertes Debian” zu LMDE (Linux Mint Debian Edition) gegriffen, leider kein RR mehr.