Debian Stable zu SID über Testing transformieren

4 min


Debian

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Mit diesem Video möchte ich Dir zeigen, wie Du ein Debian Stable System zu einem rolling Release umwandeln kann. Debian SID bzw. unstable wird ständig mit neuesten Versionen versorgt und ist damit stets gespickt mit der neuesten Software bzw. mit aktuellen Paketen.

Debian ist ein Linux-Urgestein und genießt eine exzellente Reputation aufgrund seiner hohen Skalierbarkeit ebenso wie wie seiner hohen Stabilität. Doch die Stabilität hat auch einen gewissen Preis, der zu zahlen ist. Denn bei Debian werden Paketstände eingefroren wenn eine neue stabile Version vorbereitet wird. Das hat den Vorteil, daß die Software zwar ausgereift ist und zum Veröffentlichungstermin noch einigermaßen aktuell aber im Verlaufe der Point-Releases, die nur Paketkorrekturen bringen und Sicherheitslücken stopfen, altern die Pakete logischerweise zusehend. Da Debian i.d.R. alle 2 Jahre eine neue stabile Version herausbringt, können so nach 18-24 Monaten die Versionsstände schon weit abgehangen sein.

Mehr zum Thema: Debian Stable Backports und non-free Repositories ins System einbinden

Logisch, daß diejenigen, die Rolling Releases bevorzugen, hier nur Schmunzeln können bei so alter Software. Doch man muß nicht verzweifeln oder vorschnell zu z.B. Arch oder openSuSE Thumbleweed wechseln. Es gibt auch bei Debian verschiedene Editionen. Neben der stabilen Version, die natürlich für alle empfohlen wird, gibt es noch Testing und Unstable bzw. SID. Siehe https://www.debian.org/releases/

Was ist Debian Testing?

Testing ist immer die sich derzeit in Entwicklung befindenden nächste stabile Version. Zwar hat Testing aktuellere Pakte, doch wird diese Edition offiziell nicht vom Security Team unterstützt. Heißt bis ein Paket von SID zu testing wechselt, kann eine gewisse Zeit ins Land gehen. Wir sprechen hier von Tagen oder gar Wochen. Für Sicherheitsaktualisierungen ist das definitiv zu lang. Ergo sollte Testing nicht für den produktiven Einsatz in Erwägung gezogen werden.
Vorteile Testing: Aktuellere Software, die schon etwas stabiler bzw. mehr getestet ist.
Nachteile Testing: Keine Sicherheitsaktualisierungen in angemessener Zeit. Bei fehlerhaften Paketen ist manueller Aufwand zur Beseitigung nötig.

Was ist Debian SID / Unstable?

Unstable bzw. SID ist die Entwicklungsversion von Debian. Sicherheitsaktualisierungen werden zwar auch hier nicht vom Security Team bereitgetellt, doch da die Entwickler alle paar Stunden Pakete reinschieben können, landen hier nebst Korrekturen auch die Sicherheitsaktualisierungen sehr zeitnah unter der Prämisse, daß die Paketbauer aktiv sind bzw. sich für ihre jeweiligen Paket sich verantwortlich sehen.
Vorteile SID: Rolling Release. Einmal umgestellt, nie wieder Versionssprünge nötig. Immer aktuelle Software/Pakete.
Nachteile SID: Zum Teil ungetestete Software im Zusammenspiel mit andere Systemkomponenten. Keine offizielle Unterstützung vom Security Team. Bei fehlerhaften Paketen ist manueller Aufwand zur Beseitigung nötig.

Soviel zur Theorie. In der Praxis sähe es so aus, daß wir uns ein Debian Stable System installieren und dann im ersten Schritt von Stable zu Testing und im zweiten Schritt von Testing zu SID wechseln. Wir prüfen gewisse Komponenten unter Stable, unter Testing und unter SID.

Der Wechsel erfolgt über zwei Schritte. Ich zeige Dir alle Schritte und erkläre auch die Vor- und Nachteile dieses Vorhabens.

Lust auf mehr Videos von mir zum Thema Debian oder Linux? Schau doch mal in meinen Playlists vorbei:

Anbei die nötigen Statements:

Upgrade von Stable zu Testing:

Wechseln zu Root: sudo su

Sources List sichern

cd /etc/apt

cp -p sources.list sources.list-BAK

In der Sources List müssen wir das Release von Buster auf Testing umstellen:

vi /etc/apt/sources.conf

:%s/buster/testing/g

Bevor wir nun einsteigen, Bildschirmschoner, Bildschirmsperre und dergleichen ausschalten.

Paketquellen auffrischen: sudo apt update

Info: der nun folgende Parameter apt -y läßt das Upgrade quasi von alleine durchführen. Es wird keine Abfrage kommen, die wir mit Ja bestätigen müssen. Es läuft demnach mehr oder minder automatisch durch.

Automatisches Upgrade ohne Rückfragen:

sudo apt -y upgrade && sudo apt -y dist-upgrade && sudo apt -y autoremove

Neustart wenn vorherige Kette durch ist: sudo reboot

Version prüfen: cat /etc/debian_version

Upgrade von Testing zu SID

In der Sources List müssen wir das Release von Testing auf SID umstellen:

Öffnen der Sources List:

vi /etc/apt/sources.conf

:%s/testing/unstable/g

Security Eintrag rausnehmen vi /etc/apt/sources.list

Paketquellen auffrischen und voll automatisiertes Upgrade durchführen:

sudo apt update sudo apt -y upgrade && sudo apt -y dist-upgrade && sudo apt -y autoremove

Neustart: sudo reboot

Version prüfen: cat /etc/debian_version oder lsb_release -a

Ist alles gut gegangen, dann sind wir jetzt auf einem rolling release Debian System, nämlich SID. Die installierte Software ist deutlich neuer aber das ganze Konstrukt ist in seiner Architektur ständig in Bewegung. Es kann also gut möglich sein, daß sich im Laufe der Zeit das eine oder andere Fehlerchen mal einschleicht und das System somit nach Aufmerksamkeit ruft.

Warum ich auf Debian Stable bleibe

Ich persönlich habe mit den stabilen Versionen von Debian immer sehr gute Erfahrungen gemacht und würde nicht zum Wechsel zu Testing oder SID raten. Das ist meine persönliche Meinung und Empfehlung dazu. Die muß natürlich nicht deckungsgleich mit Deiner Meinung dazu sein. Man sollte sich immer vor Augen führen, daß je weiter man von stable weggeht, desto mehr manueller Aufwand kann auf einen zukommen. Wer ein System braucht, mit dem er seiner Arbeit nachgehen kann, nimmst stable – PUNKT! Da wird i.d.R. nie ein Fummelaufwand am System auf einen zukommen. Wer das Wissen und ggf die notwendige Zeit mitbringt, kann bei Testing bzw. SID natürlich viel lernen was Linux angeht.

Ich möchte an der Stelle noch zwei weitere Argumente für Stable liefern:

  • Ist die Software zu alt, kann ich den Backports nach neueren Versionen suchen.
  • Trage ich in die /etc/apt/sources.list den Terminus stable statt z.B. Buster ein und frische mindestens um den Veröffentlichungszeitpunkt der nächsten stabilen Version mit sudo apt dist-upgrade auf, dann migriert mein System auch automatisch zur nächsten stabilen Version. Ich müsste also nur etwas Zeit für die Aktualisierung mitbringen aber keinen großen Aufwand investieren.

Ihr seht, ich bin von dem Stable Konzept sehr überzeugt. Liegt daran, daß ich in den letzten Jahren damit sehr gute Erfahrungen gemacht habe. SID und Testing habe ich nie auf produktiven Umgebungen eingesetzt. Da hat mir immer der Mut und die Zeit gefehlt. Auf VMs hatte ich beides aber früher oder später ging immer etwas futsch und mir fehlte dann die Zeit das zu richten.

Viel Spaß mit Eurem Debian rolling release System.

Für ein Kanalabo und Daumenhoch bin ich dankbar 🙂 Anregungen einfach in die Kommentare reinschreiben. Bis zum nächsten Video! Ciao

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3 Comments

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  1. Du schreibst hier das es im Testing Probleme mit Sicherheitsrelevanten Versionen geben kann. Wenn ich aber sehe das ein Paket im Stable 9 Monate alt ist und es schon neuere im Testing gibt – dann scheint es mit der Sicherheit im Stable nicht weit her zu sein.

  2. Ab Minute 14:40 erklärst du wie man eine Stable Version so einrichten kann, so dass man bei der nächsten Hauptveröffentlichung nur noch Updaten braucht. Leider funktioniert das bei mir nicht mit der Einrichtung.