Slackware Linux 14.2 (deutsch): Test auf Herz und Nieren (Teil 2/2)

5 min


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Willkommen zum zweiten Teil meiner Slackware Reihe. Slackware ist die älteste noch aktive Linux-Distribution und zeitgleich die erste Linux-Distribution, die weltweit Verbreitung fand. Und nun schauen wir uns voller Ehrfurcht einmal dieses Linux Urgestein an und versuchen zu ergründen, wie es Ende 2020 bzw. Anfang 2021 um Slackware Linux steht. Wer erst jetzt reinschaut, das ist der zweite Teil. Teil eins war die Installationsanleitung für Slackware und in diesem Beitrag schauen wir uns das eigentliche System genauer an. Bleibt dran, es wird spannend.

Über die Distribution

Geschichte der Distribution:

Die Geschichte von Slackware geht bis ins Jahr 1993 zurück. Am 17. Juli 1993 veröffentlichte Patrick Volkerding, der Gründer und Kopf hinter Slackware Linux, die erste Version auf 24 Disketten, also 3,5 Zoll Disketten. Fortan konnte sich Slackware gut entwickeln und fand zahlreiche Anhänger. Slackware folgt seit jeher dem KISS Prinzipt, also keep it simple stupid. Halt es also so einfach wie nur möglich.

Slackware war übrigens die Basis von SUSE Linux, also openSUSE und Suse Linux Enterprise Server und Desktop. Anders als aber z.B. Yast in openSUSE hat Slackware kein vergleichbares, distibutionsspezifisches Werkzeug. Es folgt traditionell seinem Unix Vorbild seit den 90er Jahren. Es gibt noch weitere Derivate von Slackware aber keines davon gelang ein größerer Durchbruch oder spielt heute eine führende Rolle bei den größeren Linux Distributionen.

Eine rollende Distribution ist Slackware mitnichten, sondern veröffentlicht in gewissen Abständen Punktversionen. Die Abstände reichen hier aber durchaus bis zu 3-4 Jahren. Eine neue Version kommt, wenn sie fertig ist. Das Prinzip kennen wir ja auch schon von Debian, das im Übrigen nur unwesentlich jünger ist als Slackware. Die derzeit aktuelle Version von Slackware 14.2 erschien am 1. Juli 2016.

Paketformat und Paketverwaltung

Generell passt Slackware die Pakete nicht in irgendeiner Form an die Distribution an. Als Paketformat verwendet Slackware Tar-Archive. Die Paketverwaltung, wenn man es so nennen mag, wird mit dem Befehl slackpkg +Option aufgerufen.

Unterstützte Architekturen

Slackware unterstützt folgende Architiekturen: i486, x86-65, Alpha, SPARC und ARM, sowie S/390 und System z.

Zielgruppe der Distribution

Slackware ist meiner Meinung nach definit keine Einsteigerdistribution. Vielmehr erfordert Slackware eine gewisse Expertise und Erfahrung im Umgang mit dem Terminal. Das kann man alles lernen, keine Frage aber nicht jeder möchte sich so tief in sein Betriebssystem verlieren. Es erinnert etwas an Arch vom Umfang der Installation, wenn auch gleich sich beide wieder an dem Punkt scheiden, wo es um die Aktualität der Pakete geht und wie neue Pakete in das System gebraucht werden. Slackware genießt einen sehr stabilen Ruf. Ich persönlich kann dazu nicht viel sagen, da ich Slackware nicht verwende, sondern mich nur für diesen Test im Jahr 2020 darauf einließ. Ja ich schaffe die Installation etc aber ich persönlich könnte mir auch nicht vorstellen Slackware einmal einzusetzen. Das schließt Desktop wie auch Server ein. Hier sehe ich Debian weitaus besser aufgestellt aber das mag Geschmackssache sein. Kurz und knapp: Es ist keine Einsteigerdistro. Man benötigt Erfahrung und muss viel selber machen.

Vorarbeiten, Inbetriebnahme & Systemvermessung

Um Slackware herunterzuladen, müssen wir uns zur Slackware Projektseite begeben und links auf „get Slack“ klicken. Ich habe dann auf „mirrors“ -> „Slackware ISO Images“ -> „slackware64-14.2-iso“geklickt und dann diese ISO Datei heruntergeladen: slackware64-14.2-install-dvd.iso. Wenn die Datei heruntergeladen ist, könnt Ihr diese z.B. mit einem Programm wie Etcher auf ein USB Medium brennen oder ihr macht wie ich in Virtual Box weiter.

Die Installation werde ich an der Stelle nicht näher beschreiben, da ich das ja schon in der Installationsanleitung tat. Schlagt also ggf. dort nach.

Werfen wir einen Blick auf die Systemvermessungsdaten. Mit der vollen Installation liegt die Auslastung des Plattenplatzes bei 11GB. Das scheint zunächst viel, aber ist auch die Oberkante an Ausstattung. Der Konsum an Arbeitsspeicher liegt initial bei etwa 570MB RAM. Das machen manche besser, andere schlechter. Der Wert geht in meinen Augen in Ordnung.

Desktop & Programme

Slackware 14.2 liefert KDE 4.14.28 mit aus. Damit sind wir bei einem Versionsstand aus dem Jahre 2016.

Kommen wir noch fix zum eigentlichen Desktop. Ihr seht es ist KDE und das Konzept wird jedem Windows Wechsler bekannt vorkommen. Unten haben wir eine Leiste, die links ein Startmenü hat, gefolgt von Schnellstartern und geöffneten Fenstern. Rechts sind übliche Steuerelemente. Nicht aufregend. Insgesamt sieht es nicht mehr so ganz modern aus, sondern ehr wie von vor ein paar Jahren. Ein KDE 5 hat optisch sich deutlich verändert und das sieht man nunmal. Wie bei KDE üblich könnt Ihr viel einstellen.

Vorinstallierte Software

  • Kernel: 4.4.240
  • Browser: Mozilla Firefox ESR, Konqueror
  • E-Mail Client: Mozilla Thunderbird, KDE PIM bzw. Kmail
  • Büropaket: Caligra Sheets, Stage und Words
  • Software-Container: Nicht vorinstaliert

Allgemein vorinstallierte Software:

Mit der vollen Installation wird, wie schon gesagt, mitgeliefert, was geht. Da ich ja selbst die volle Installation durchgeführt habe, will ich mich jetzt weder wundern noch meckern. Um es kurz zu machen: Für den ersten Start ist alles und noch mehr mit dabei. Mir fielen gewisse Redundanzen auf z.B. Firefox und Konqueror. Thunderbird und Kmail. Spiele sind auch viele dabei. Doch schaut es Euch einfach selbst an.

Slackware kommt insgesamt also quantitativ mit verhältnismäßig wenigen Paketen daher. Zwar ist für den direkten Start alles dabei aber verglichen mit den etwa 65.000 Paketen bei Debian sind es weniger. Das ist nicht schlimm. Wem das nicht ausreicht, braucht nicht in die Röhre zu glotzen, sondern kann via Sbopkg mit Buildscripten arbeiten und so an weitere Software herankommen. Inwiefern das heute noch zeitgemäß ist, dürft Ihr selbst für Euch entscheiden.

Besonderheiten und Fazit

Slackware setzt als Bootloader nicht Grub, sondern Lilo ein.

In meinem Testzeitraum stürzte nichts ab, sondern alles lief erwartungsgemäß stabil. Doch wie schon erwähnt, KDE 4 ist nicht mehr der aktuellste Stand und das sieht man auch. Man hängt optisch einige Jahre hinten dran. KDE hat sich auch spürbar weiterentwickelt und nur wen das nicht stört, kann hier zufrieden sein. Zwar gibt es Pläne für KDE 5 Plasma in der nächsten Slackware Version und es gibt auch mehr oder minder brauchbare Anleitungen wie man schon jetzt auf KDE 5 springen kann, doch soll diese Bastelei nicht Gegenstand des Tests hier sein.

Mir persönlich ist Slackware zu umständlich und die standardmäßige Installationsroutine erachte ich nicht mehr als zeitgemäß. Im Vergleich kommt einem Debian nicht nur einfach, sondern auch von den Paketen her modern vor, wenn mir ein Mindestmaß an Sarkasmus gestattet ist. Nichtsdestotrotz finde ich es begrüßenswert, dass es mit Slackware noch einen so alten Linuxhasen auf dem Spielfeld gibt. Ich denke es ist keine Distro für jedermann und das will man auch nicht sein. Wer damit kein Problem hat, darf zumindest eine sehr stabile und traditionelle Linuxdistribution erwarten.

Das zu diesem Artikel korrespondierende Video kann auf meinem YouTube Kanal hier angeschaut werden.

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One Comment

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  1. Slackware 14.2 wird von den meisten nicht mehr als Desktopsystem eingesetzt, von den meistern Slackern wird Slackware 15 / current empfohlen.

    Slackware current:
    Kernel 5.13.x
    Plasma 5.22.x
    Xfce 4.16