Hey Leute. Ihr wisst, dass ich über viele Jahre Debian als Daily Driver, wie man neudeutsch so schön sagt, benutzt habe. Doch irgendwie haben Debian und ich uns entfremdet. Zeit sich nach einer neuen Distribution umzusehen. Wie ich dabei vorgehe und welche Kriterien ich hier anlege, darum soll es in diesem Beitrag gehen. Viel Spaß
Nach so vielen Jahren ein Wechsel?
Ja was soll ich sagen? Debian ist Debian. Debian ist Kontinuität und damit einhergehend ausgesprochen konservativ was neuere Dinge angeht. Damit hatte ich auch nicht so wirklich Probleme als ich noch Gnome Desktop verwendete. Doch das hat sich halt in der letzten Zeit verändert und damit stieß ich auf konstitutionelle Probleme bei Debian, die ich nicht umschiffen konnte.
Doch alles der Reihe nach. Um zu verstehen, wieso man sich auf die Reise begibt, muss einem klar sein, wo man steht. Anders ausgedrückt: Zukunft braucht Herkunft. Bei mir ist die Herkunft Gnome mit LTS Unterbau. Doch wie schaut es jetzt mit der Zukunft aus?
Ganz klar, ich wechsele zurück zu Windows – Fall erledigt! MUAHAHA
Nein das war ein Scherz und es müsste mit dem Teufel zugehen, dass das nochmal Realität wird.
Um zu verstehen um was genau es geht, versuche ich die aufkommende Diskrepanz zunächst zu beschreiben. Wer meinem Projekt schon länger folgt, weiß vielleicht, dass ich einige Beiträge zum Pantheon Desktop, der federführend aus dem elementary OS Projekt entstammt, erstellt hatte. Da ist es auch gut zu wissen, dass ich seit 2008 auch Macs verwende. Ja ich weiß. Der böse Apfel aber Butte bei die Fische, es ist wie es ist. Ich mag die macOS Oberfläche und das hat sich bei mir einfach so in tief ins Hirn persistiert, sodass ich daran auch festhalten möchte. Da kam mir Pantheon Desktop als Adaption sehr entgegen.
Ganz allgemein haben die Entwickler hinter elementary OS klare Vorstellungen zur Oberfläche. Das umfasst ein konsistentes Erscheinen, wo alle Apps, ungeachtet der Installationsquelle, gleich aussehen. Die Entwickler hatten auch Richtlinien für das UX Design klar definiert und das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. Mir hat das schlussendlich so gut gefallen, sodass ich davon nicht mehr loskam. In den letzten Monaten hatte ich mich also immer öfter dabei erwischt, dass ich lieber Pantheon statt Gnome wollte. Dass ich lieber elementary OS statt Debian nutzten wollte. Die Arbeitsabläufe in Pantheon, das Benutzererlebnis und schließlich der Gesamteindruck war einfach das, was ich erwartete.
Gnome ist zwar auch nicht per se schlecht, doch mir persönlich gefällt Pantheon einfach besser. Gnome entwickelt sich in eine Richtung, die nicht mein Geschmack ist und wie es im FOSS Umfeld so ist, es gibt immer eine Alternative. So ist Pantheon für mich die Alternative zu Gnome. Aber das gilt nur für mich.
Wo soll die Reise hingehen
Meine Ausgangslage war also Debian 11 mit Gnome Desktop. Mein Zielbahnhof sollte also etwas stabiles mit Pantheon Desktop sein. Zur Auswahl standen verschiedene Kandidaten. Ich bin ein LTS User und bevorzuge die Stabilität. Demnach bin ich nicht allzu scharf auf rollende Distros, die mir unter Umständen auch die neuesten Fehler mitbringen. Ihr wisst schon, dass ich das überspitzt meine.
Trotzdem wollte ich nicht Gefahr laufen in vorgefertigten Wegen festzufahren. Also war ich bei der Findung offen für alles. Ich zog sowohl LTS, rollend als auch Semi-Rollend in Erwägung. Ihr sehr also, ich habe Eure Erfahrungswerte durchaus mit einfließen lassen. Viele von Euch schrieben auf meine Kritik zu rollenden Distros, dass diese durchaus stabil sind. Daher wollte ich das auch mitnehmen und für mich die Machbarkeit ausloten.
Somit hatte ich mehrere potenzielle Kandidaten im Test und wandte ein Ausschlussverfahren an. Die zugrunde gelegten Kriterien waren gute Integration des Desktops in das Betriebssystem, volle Operabilität und auch das Pantheon Tweak Tool.
Toller Desktop, tolle Kandidaten
Ich schlage vor, ich stelle Euch als erstes die Kandidaten vor.
- Kandidat 1 ist die Distro, die mit Pantheon Desktop von Haus aus kommt: elementary OS
- Kandidat 2 ist openSUSE Tumbleweed mit Pantheon Desktop
- Kandidat 3 ist Manjaro mit Pantheon Desktop
- Kandidat 4 ist EndeavourOS mit Pantheon Desktop
- Kandidat 5 ist Garuda Linux mit Pantheon Desktop
- Kandidat 6 ist Fedora mit Pantheon Desktop
Ich streiche direkt die Kandidaten 4 und 5, da dieses Bleeding Edge sind, also immer das neueste Rausfeuern. Das will ich nämlich nicht. Ich möchte möglichst große Stabilität, was für mich eine höhere Priorität hat als die Aktualität aller Pakete. Ebenso flog Fedora raus, weil die Portierung von Pantheon unvollständig ist. Es sind nicht alle Switchboard Funktionen dabei, auch wenn man alle verfügbaren Pantheon Pakete installiert. Ebenso gibt es kein brauchbares Tool für Softwaredistribution, also keinen brauchbaren App Store. Man muss alles mit DNF in der Konsole machen. Kein Beinbruch, aber es geht komfortabler. Blieben also drei Kandidaten übrig: Elementary OS, openSUSE und Manjaro
Manjaro flog dann aber raus, weil für die vollständige Installation von Pantheon auch auf das Arch User Repository (AUR) zurückgreifen sollte. Das AUR ist aber nicht unumstritten. Ich weiß um den Wert des AUR, aber ich möchte darauf nicht angewiesen sein. Also Aus für Manjaro. Selbes galt auch für EndeavourOS und Garuda, ohne oben schon vorweg gegriffen zu haben. Wer jedoch mit dem AUR keine Probleme hat, findet mit Manjaro und Pantheon eine solide Kombi.
Mit openSUSE und Pantheon hatte ich mich einen längeren Zeitraum beschäftigt, da es doch der erfolgreichste Ansatz zu sein scheint. Die Pantheon Paketquelle wird jedoch nicht offiziell von openSUSE gepflegt und betreut. Es handelt sich um eine Drittanbieterquelle, die man einbinden und vertrauen muss. Innerhalb der Paketquelle werden Aktualisierungen immer wieder bereitgestellt. Letztlich gab es aber bei den Aktualisierungen hin und wieder mal Problemchen bei Aktualisierungen. Also zwar lösbar aber immer wieder mal mit Fummelaufwand, wenn der Fehlerteufel zuschlug. Also auch hier der Zonk! Gecko Linux basiert auf openSUSE und konnte für mich keine signifikante Diversifizierung zu openSUSE aufweisen. Ergo hatte ich es gar nicht explizit als Kandidat aufgegriffen.
Ich bin also bei elementary OS 6.1 hängengeblieben. Trotz dem Ubuntu 20.04 LTS Unterbau, der wirklich nicht mehr frische Pakete innehat, hatte ich mich dafür entschieden. Voraussichtlich erscheint im Laufe diesen Jahres elementary OS 7 mit Basis Ubuntu 22.04, was wieder frischere Pakete bringt. Doch zu viele bittere Pillen muss man mit elementary OS 6.1 auch nicht schlucken. Es hört sich dramatischer an, als es letztlich ist, denn die meisten Desktop Apps werden als Flatpak und somit mit neuestem Stand angeboten. Der Unterbau ist jedoch entsprechend der Zeit gereift, trotz HWE.
Als Bonbon obendrein kommt auch der App Store von elementary OS mit. Damit ist, was die Flatpak Pakete anbelangt, die beste Integration gegeben. Für Debian Pakete nutze ich Synaptic. Ja nicht volle 100%, doch auch mit diesen 98% kann ich recht gut leben. Es ist immer noch etwas Luft nach oben. Nichts ist perfekt. Im Übrigen ist auch macOS nicht perfekt aber dieses Duo, also Ubuntu Basis und Pantheon Desktop, kommt schon nah an das ran, was für mich der bestmögliche Zustand ist.
Ich bleibe aber weiter neugierig was in naher Zukunft passiert. Vielleicht adaptiert die eine oder andere interessante Distro Pantheon auch noch und könnte bei nächster Gelegenheit die Krone erobern? Wer weiß.
Schlussgedanken
Ja Ihr seht, wie ich an die Sache rangehe. Man kann sich also die passende Distro zur Oberfläche oder die passende Oberfläche zur Distro suchen. Ich hatte also die passende Distro zur Oberfläche gesucht. Ist vielleicht auch einleuchtend bei Pantheon. Es gibt recht wenige Distros, die Pantheon Desktop vernünftig realisieren. Ergo muss man sich nicht zu sehr mit Eintagsfliegen oder Rohrkrepierern herumärgern.
Elementary OS basiert auf Ubuntu LTS. Das hat Vor- und Nachteile. Ich habe mittlerweile gewisse Vorbehalte gegenüber Ubuntu, doch differenziere ich zwischen Ubuntu Desktop, also der Ubuntu Distribution und einem Ubuntu Derivat. Ein Ubuntu Derivat ist eine eigene Distribution, die auf Ubuntu Unterbau aufsetzt. Elementary OS ist solch ein Fork wie z.B. auch z.B. Linux Mint, ZorinOS oder Kubuntu. Diese Distros nutzen die Ubuntu Plattform und setzen etwas darauf auf. Linux Mint hat hier den Cinnamon Desktop und elementary OS den Pantheon Desktop.
Die Vorteile liegen in der langen Pflege des Unterbaus von maximal 5 Jahren bei Ubuntu LTS. Ferner werden die Systeme durch den Ubuntu Hardware Enablement Stack regelmäßig mit neuen Kernels und somit mit frischen Treibern versorgt.
Die Nachteile liegen im LTS Unterbau direkt begründet. Die Paketstände sind mehr oder minder eingefroren und überwiegend erhalten Sie nur Sicherheitsaktualisierungen. Ja es gibt Ausnahmen aber der Großteil der Pakete bleibt auf dem ursprünglichen Versionsstand hängen. Damit hat man nach der Veröffentlichung einer neuen Ubuntu LTS Version noch relativ aktuelle Software, doch nach ein paar Jahren sieht das anders aus. Vor allem dann, wenn man Software aus den Paketquellen Mulltiverse oder Universe im Einsatz hat. Diese werden unter Umständen seit Versionserstellung nicht einmal gepflegt. Diesen Umstand hatte ich hier thematisiert. Canonical pflegt im Sinne des Long Term Supports Modells lediglich Pakete in Main und Restricted. Ist nicht ganz leicht einzuschätzen, weshalb ich meinen Beitrag dazu wärmstens empfehlen kann, wenn Du ein auf Ubuntu aufsetzendes System oder Ubuntu selbst am Start hast.
Wünschen würde ich mich, dass Fedora Pantheon vollständig adaptiert. Gleiches gilt auch für Manjaro, wobei hier es wünschenswert wäre, könnte man Pantheon auch ohne das AUR einzubinden installieren. Doch würden beide Wünsche in Erfüllung gehen, hätte ich das Problem mit entscheiden zu müssen. Na wobei ich vermute mich hier für Fedora zu entscheiden. Aber damit beschäftige ich mich gerne, wenn es so weit ist. Ich befürchte jedoch, dass das Wunschdenken mit beiden Distros bleibt. Aber würde mich schon genügen, würde Fedora hier aus der Hose kommen.
Doch kommen wir zum abschließenden Resümee. Ich bin mit elementary OS sehr zufrieden. Insgesamt überwiegen für mich die Vorteile die Nachteile ganz klar an den Stellen, die für mich besonders wichtig sind: Pantheon Desktop, Langzeitpflege der Basis, nicht hunderte Aktualisierungen in der Woche und gute Flatpak Integration.
Jetzt würde es mich interessieren, was Deine Entscheidung dazu ist oder wäre. Würdest Du Dir vielleicht eine andere Basis mit Pantheon wünschen oder habe ich gar etwas übersehen? Ihr seht schon, die Kommentarfunktion und ich freuen uns auf Eure Beiträge.
Bevor ich gehe, möchte ich mich bei allen Unterstützern ganz herzlich bedanken.
Bei Dir möchte ich mich für die freundliche Aufmerksamkeit bedanken. Deine Meinung kannst Du gerne in den Kommentaren hinterlassen, entweder auf YT oder auf meinem Blog. Wenn Dir das Video gefallen hat, dann abonniere gerne meinen Kanal. Mit dem Daumen kannst Du zeigen, wie es Dir gefallen hat und die Glocke informiert Dich sofort, wenn ich Nachschub an neuen Videos veröffentlichte. Es lohnt sich.
Bleibt gesund, passt weiterhin gut auf Euch auf und bis zum nächsten Mal. Bis dahin. Macht es gut. Ciao, Euer Michl aus Franken.
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