Red Hat Enterprise Linux 9.0 (Plow) im Test

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Der Enterprise Markt im Linux Umfeld wird von drei Firmen mit ihren Distributionen beherrscht. Canonical mit Ubuntu, SUSE Linux mit Suse Linux Enterprise und Red Hat mit Red Hat Enterprise Linux – kurz RHEL. Wir sind hier also in der Königsklasse. Mit RHEL 9.0 (Plow) erschien kürzlich eine neue Hauptversion von Red Hat Enterprise Linux und in diesem Beitrag werfen wir mal einen Blick auf diese erstklassige Server Distro. Viel Spaß.

Das ist Red Hat

Das Unternehmen Red Hat firmiert als Tochter von IBM. Ursprünglich gegründet wurde das Unternehmen aber 1993. Im Laufe seiner Unternehmensgeschichte gab es zahlreiche Fusionen und Übernahmen bis IBM sich Reh Hat im Jahr 2018 einverleibte.

Hinter Red Hat steht nicht nur die Distro RHEL, wobei diese zweifelsohne das Flaggschiff des Hauses ist. Doch es gibt auch noch CentOS und Fedora, die Teil der Red Hat Linux Wertschöpfungskette sind. Innerhalb des Trios Fedora, CentOS und RHEL gibt es definierte Belieferungswege. Während Fedora neue Technologien einführt und zum Teil erprobt, werden diese für Enterprise Marktreife nach CentOS gebracht. Dort werden sie solange erprobt, bis sie den Qualitätsansprüchen von RHEL genügen.

Nebst RHEL bietet Red Hat auch weitere Produktpaletten wie Jboss Middleware, Virtualisierung, Cloud Computing, Mobile Plattform, Storage und Cloud Infrastructure Management an.  Darüber hinaus auch lukrativen Support und Services wie Schulung und Zertifizierungen für Technical Consultants.

Was ist neu?

  • Linux Kernel 5.14
  • Verbesserte Webkonsolen Leistungsmetriken
  • Kernel Livepatching
  • Smartcard Authentifizierung für Webkonsole
  • Neue Sicherheitsprofile
  • OpenSSL 3 Integration
  • Uvm

Eine komplette Übersicht gibt es in den Versionshinweisen.

Distributionsmodell

Als Linux Server Distro kommt RHEL mit statischen Versionsstand

Architektur

Unterstützt wird RHEL auf folgender Architektur: Intel/AMD64 (x86_64), ARM 64-Bit (AArch64), IBM Power PC 64-Bit Little Endian (ppc64le) und IBM Z System (s390x)

Paketverwaltung und natives Paketformat

Red Hat bildet einen eigenen Unterbau. Als Paketformat wird das RPM Paket zum Einsatz gebracht. Als Paketverwaltung steht DNF bereit.

Inbetriebnahme / Download von Seite

Um RHEL herunterzuladen ist ein aktives Red Hat Entwicklerkonto nötig. Dieses kann kostenlos und schnell eingerichtet werden, ist aber Voraussetzung. Zunächst ruft die Red Hat Seite auf und dann auf Produkte -> Red Hat Enterprise Linux und dann auf kostenlos testen. Anschließend klickt Ihr „Zur Testversion“ an. Nun müsst Ihr Euch mit dem RHDev Konto anmelden oder eben eins anlegen. Nach der Anmeldung gehts dann auch schon los.

Ist das Geschehen, solltet Ihr die ISO Datei validieren um sicherzustellen, dass Euch kein korrupter oder manipulierter Installer untergeschoben wurde. Wie das geht, hatte ich hier gezeigt. Einfach reinschauen falls da Unklarheiten noch sind

Inbetriebnahme / Installation

Die Installation von RHEL ist nicht viel anders wie die von CentOS oder Oracle Linux. Der Einfachheit halber verweise ich Dich an der Stelle an meinen Test von Oracle Linux. Hier bin ich auf die Installation näher eingegangen. Hier geht es zu meinem Test von Oracle Linux.

Hacks und wichtige Befehle (Aktualisierung, Suchen etc)

Folgende Befehle sind für mich die wichtigsten bei RHEL:

System aktualisieren

sudo dnf update

Nur Security Patches einspielen

sudo dnf check-udpate --security

Flatpak auffrischen

sudo flatpak update

Vollautomatisierte Kette:

sudo dnf update -y && sudo flatpakt update -y

Hinweis: Das Einspielen von nur Security Patches ist bei CentOS oder RHEL besonders interessant, da deren Fokus auf Stabilität im Serverumfeld ist.

Zielgruppe

RHEL ist eine Enterprise Distro mit klarem Fokus. Mit Privatanwender hat RHEL nichts am Hut. Hier ist der Fokus ganz klar auf Geschäftskunden mit Interesse an Hochverfügbarkeitslösungen und potenten Geldbeutel ausgelegt. Privatleute können CentOS Stream oder Fedora einsetzen. An der Stelle existiert eine strikte Trennung, was auch durchaus sinnvoll ist.

Performance, Desktop &, Programme

Systemvermessung

Meine Instanz belegte nach der Installation 4 GB der Platte

Der initiale Benchmarkwert im Arbeitsspeicherkonsum lag bei knapp 970MB RAM

Anzahl installierter Pakete nach ersten Start

Insgesamt sind 1171 Pakete vorinstalliert

Tipp: Das findest Du heraus mit diesem Befehl:

sudo rpm -qa | wc -l

Desktop Oberfläche und Konzept

RHEL 9 liefert Gnome Shell 40.4.0 zum Zeitpunkt der Beitragserstellung aus.

Wie bei Server Distros zu erwarten, hier werden keine Änderungen an Gnome vorgenommen. Möglicherweise werden sich manche von Euch aber ehr an der Tatsache wundern, dass überhaupt eine GUI installiert wird. Nun das könnte man im Rahmen der Installation anders gestalten aber ändert man nichts ab, ist Gnome mit dabei.

Eine minimale Anpassung gibt es bei den mitgelieferten Hintergrundbildern. Hand aufs Herz aber hier liefert Red Hat mehr mit also so manch andere Distro, die einen Anspruch auf den Linux Desktop erhebt.

Vorinstallierte Software

  • Kernel: 5.14
  • Browser: Firefox
  • E-Mail Client: nicht vorinstalliert
  • Büropaket: nicht vorinstalliert
  • Software-Container: Flatpak ist installiert

Allgemein vorinstallierte Software:

Generell ist das System ohne großen Ballast unterwegs. Was mir schon bei meinen Tests zu CentOS, Oralce Linux und RHEL 8.4 auffiel, dass Cheese mit installiert ist. Gut, das kann man verschmerzen, da es eine Gnome App ist. Ich finde sie unnötig, aber gut.

Wenn Ihr Euer System in Betrieb nehmt, müsst Ihr zunächst den Red Hat Subsripction Manager starten. Hier benötigt Ihr wieder Euer Red Hat Konto. Gebt die Zugangsdaten ein um deine 30 Tage Testlizenz zu bekommen. Nur mit dieser könnt Ihr überhaupt Aktualisierungen einspielen bzw. die Paketquellen in Betrieb nehmen.

Wer auf die grafische Oberfläche beim Server verzichtet, kann die Administration entweder via Terminal remote durchführen oder aktiviert das Cockpit. Dies geht mit diesem Befehl:

sudo systemctl enable --now cockpit.socket

Danach kannst Du es im Browser mit localhost:9090 aufrufen. Damit könnt Ihr die Serveradministration via Weboberfläche durchführen und müsst nicht via Putty oder Terminal auf Konsolenebene absteigen. Anwesenheit vor Ort ist hierbei nicht nötig.

Wie schon bei RHEL 8.6 erwähnt, Port 9090 ist für das Cockpit offen. Wenn die RHEL Instanz z.B. in einer DMZ steht, sollte dies bei den Firewall Regeln unbedingt berücksichtigt werden. Wer ein geschlossenes Compartment hat, muss hier nicht konkreten Handlungsbedarf bei sich sehen.

Besonderheiten und Fazit

RHEL ist robust und im Serverumfeld nicht wegzudenken. Die Stabilität in Verbindung mit 10 Jahren Langzeitpflege suchen ihres Gleichen. Daraus resultieren nicht nur ein hohes Maß an Planbarkeit, sondern auch Verlässlichkeit im Betrieb.

Doch es hat seinen Preis. Los geht’s mit der Holzklasse, auch als Self-Support deklariert, für jährlich 349 US-Dollar. Da ist nur das Nutzungsrecht für ein Jahr auf einem physikalischen System drin, mehr nicht. Das Standardpaket geht bei 799 US-Dollar los. Hier ist zumindest zu den Geschäftszeiten Support mit drin. Das könnte für ein Testsystem ganz gut passen. Wer produktive Systeme hat, die hochverfügbar sein sollen, wird gleich bei Premium ab 1.299 US-Dollar einsteigen. Hier ist 24/7 Support für Sev 1 und 2 Cases. Beachtet, dass es bei bei allen Tarifen noch weitere Optionen gibt und die genannten Preise nur die Unterkante darstellen. Dennoch denke ich, dass für Privatanwender deutlich wurde, dass das nichts für sie ist, sondern hier Geschäftskunden angesprochen werden. Hier bietet das Red Hat Universum Dir jedoch kostenlos Fedora und CentOS Stream an. Also Kopf nicht hängen lassen.

RHEL ist mittlerweile nebst SLES auch für SAP S/4HANA zertifiziert und wird von SAP auch offiziell unterstützt für den Betrieb von SAP Systemen auf RHEL. Egal ob einfacher Linux Server, hochverfügbarkeits – Cluster oder Node einer Open Hybrid Cloud, RHEL ist vielschichtig einsetzbar und zeichnet sich durch hohe Stabilität und Skalierbarkeit aus. Eine RHEL Hauptversion wird i.d.R. durch LTS Support 10 Jahre Pflege erhalten. Damit liegt RHEL gleichauf mit Ubuntu Server und erhält somit etwas länger Pflege als SLES Server.

Was mir persönlich besonders gut gefällt, ist das Cockpit. Damit ist die Serveradministration von jedem beliebigen Client ohne Zusatzsoftware nötig, da jeder Client über einen Browser verfügt. So spart sich manch einer vielleicht die Installation eines VNC Servers zur Administration.

Ich persönlich würde mir für meine Zwecke keine RHEL Instanz kaufen, sondern wenn dann mit CentOS Stream oder Alma Linux vorliebnehmen. Hier bekomme ich für meine Anspruche das gleiche wie bei RHEL nur halt ohne Support und Laufzeitvertrag. Würde mein Debian Server nicht so klaglos seinen Dienst verrichten, hätte ich einen Wechsel schon vollzogen. So stellt sich für mich derzeit noch die Aufwand-/Ertragsfrage.

Aber wie gesagt, der Kontakt mit den Red Hat Produkten war stets sehr angenehm für mich und von daher will ich an der Stelle nicht meckern.

Wie schauts da bei Dir aus? Welche Server Distro nutzt Du? Hast Du RHEL oder ein auf RHEL aufbauenden Server im Einsatz? Wenn ja, dann schildere bitte mal Deine Erfahrungen in den Kommentaren.

Ich als SAP Technical Consultant habe Erfahrungen mit SAP-Systemen auf RHEL Servern. Hier sind in meinen Augen RHEL und der Mitbewerber SLES auf Augenhöhe. Beide laufen unglaublich stabil und ich hatte in den letzten Jahren keinen einzigen Fall, wo eine Downtime wegen eines abgestürzten Linux – Servers war. Klar, wenn SAN Storage mal wegbricht, ist der Server auch nicht funktionsfähig aber ein Ausfall, weil das Linuxsystem abgestürzt war, hatte ich bislang nicht. Denke das spricht auch für SLES und RHEL als Server Distros.

Ich würde mich freuen, wenn Du bei gefallen des Videos ein Abo da lassen würdest. Falls Du noch etwas Zeit mitbringst und Lust auf mehr hast, dann schau gerne mal in die Videos rein, die ich Dir gleich einblende.

Vielen Dank an alle, die mein Projekt unterstützt haben oder unterstützen.

Herzlichen Dank für die freundliche Aufmerksamkeit und bis zum nächsten mal, wenn Du willst. Tschüss


One Comment

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  1. Ich fände es schön wenn du die folgenden Infos – evtl. ein einem exstra Beitrag – zu RedHat darlegen würdest.

    Als Resultat auf die Anpassung von CentOS, gibt es jetzt das RHEL als Developer Subscription kostenlos für X Installationen. Mehr als genug für Privatpersonen.
    https://developers.redhat.com/articles/faqs-no-cost-red-hat-enterprise-linux#general

    Zudem bietet RedHat im Vergleich zu Debian die sog. Appstream Module. RHEL ist auf Stabilität aus und bietet trotzdem aktuelle Versionen von Datenbanken, Laufzeitumgebungen und so weiter wenn notwendig. Somit müssen die User nicht auf externe Repositories zugreifen. Das kommt direkt von RedHat mit.
    https://www.redhat.com/en/blog/introduction-appstreams-and-modules-red-hat-enterprise-linux#:~:text=Red%20Hat%20Enterprise%20Linux%208,of%20tools%2C%20or%20runtime%20languages.

    Zudem kommt RedHat mit der Möglichkeit einer Systemhärtung nach Industriestandards out-of-the-box wenn man es aktiviert. Das gibt es bei Debian so nicht und bei Ubuntu und SuSE so weit ich weiss auch nicht. Kuckt mal das Video.
    https://www.youtube.com/watch?v=iYuaBNDNSw0

    Zudem – RHEL ist irgendwie nix für den Desktop. Dafür gibt es Fedora.