Stellungnahme von SUSE zu den jüngsten Entwicklungen bei Red Hat

2 min


Loading

Als Reaktion auf die Entscheidung von Red Hat bei RHEL/CentOS eine Paywall einzuführen, hat SUSE nun eine offizielle Erklärung abgegeben um wachsenden Sorgen der Open Source Community zu begegnen.

Vergangene Woche schlug die Entscheidung von Red Hat, den Zugang zu seinem RHEL Quellcode einzuschränken große Wellen. Die Reaktion der Open Source Gemeinschaft fiel erwartungsgemäß mehrheitlich negativ aus.

Auch wenn Red Hat sich viel Mühe gab die Beweggründe ausführlich darzulegen, drängt sich immer wieder der Eindruck auf, dass die Zunehmende Beliebtheit von RHEL-Klonen wie Rocky und Alma im Hause Red Hat und IBM alles andere als gern gesehen wurde. Immerhin profitieren diese Klone von der Red Hat Arbeit, jedoch kann Red Hat mit seiner umfassenden Wertschöpfungskette von den Instanzen der Klone nicht monetär profitieren.

Dies scheint Red Hat dazu angetrieben zu haben, die Optionen auszuloten. So entschied man sich mit einem harten Einschnitt und ging bis an die rechtlich zulässige Grenze der GPL Lizenz. Das Ausdehnen eben dieser bis zur Grenze reichenden Entscheidung vermittelt in der Szene den Eindruck, als träte man die Werte des Open Source Software Gedanken mit Füßen und versuche so die Arbeit der Klone erheblich zu erschweren.

Red Hat als Unternehmen gilt selbst als ein Linux-Pionier und wurde seinerseits selbst auf dem Gedanken und den Prinzipien von Open Source aufgehaubt. In rund 30 Jahren konnte das Unternehmen eine beachtliche Reputation aufbauen, die nun binnen kürzester Zeit stark beschädigt wurde.

Aus dem Grund sah man sich vor dem Hintergrund wachsender Unzufriedenheit gegenüber Red Hat im Allgemeinen und firmengestützter Distributionen im Speziellen bei SUSE nun veranlasst sich zum Thema zu äußern: SUSE bleibt fest auf dem Open Soure weg.

Dr. Thomas Di Giacomo, President of Engineering, Product, and Innovation bei SUSE, erklärte im Blog des Unternehmens, dass SUSE trotz der jüngsten Turbulenzen, die durch die Entscheidung von Red Hat, den Zugang zu seinem Quellcode einzuschränken, verursacht wurden, fest zu seinen Open-Source-Werten steht und diese auch in Zukunft beibehalten wird.

Wie ist die Aussage von SUSE zu bewerten?

Durchaus positiv, denn SUSE ist ein ebenbürtiger Linux Distributor, mit vergleichbarer Reputation und Substanz wie Red Hat und schlägt hier einen anderen Weg ein, indem man auf Kurs bleiben will.

Es bleibt zu hoffen, dass die Firmensubstanz von SUSE nachhaltig in den Unternehmensgenen persistiert ist und man auf Kurs bleibt. Heutzutage ist für viele Unternehmen leider der Profit das Einzige, was die obere Firmenetage interessiert. Doch auch SUSE hat seine Reputation und seine Erfolge den Prinzipien und Werten von Open Source zu verdanken. Dieses positive Zeichen ist Grund für die Annahme und Hoffnung, dass SUSE nicht vergessen hat, woraus sich der Erfolg speist.

Zum aktuellen Zeitpunkt ist SUSE somit der einzige große Enterprise Linux Distributor, der sich offen gegen die Red Hat Entscheidung gestellt hat, obwohl derselbe Markt bedient wird. Bleibt abzuwarten, ob und wie andere Mitbewerber wie z.B. Canonical reagieren und sich positionieren werden.

Da jedoch auch Canonical schon Entscheidungen traf, die mit der Open Source Community nicht im Einklang waren, könnte sich Red Hat auf eine Ebene mit Canonical diskreditieren haben. Fakt ist die oft unterschätzte openSUSE-Distribution mit ihren Leap- und Tumbleweed-Editionen bietet die bestmögliche Erfahrung für Linux-Nutzer, unterstützt durch erstklassigen Support, Zuverlässigkeit und Beständigkeit.

Vertrauen ist ein wesentlicher Bestandteil jeder Linux-Distribution und ein entscheidender Faktor für ihre erfolgreiche Existenz. Während Red Hat an Boden verloren hat, bleibt SUSE fest auf dem Open Source-Weg. Wer also derzeit einen Wechsel der Distro in Erwägung zieht, sollte das freundliche grüne Chamäleon zumindest als Option in Erwägung ziehen.


9 Comments

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

  1. Klingt fast so, als will sich REHL und Canonical den weg von Apple gehen.

    Aber auf der anderen Seite, kann ich diese Unternehmen verstehen.
    Gefühlt will jeder mit den Freien Betriebssystem Geld Verdienen.
    Mit YouTube Videos, Blogs, Spenden, Bücher etc.

    Was RHEL gut erkannt hat, das man ehr darauf fokussiert ist, gegeneinander zu Arbeiten, als miteinander zu Arbeit.

    Was nützt den User gefühlte 10.000 Linux Distros, wenn davon in der Woche mind. 100 Versionen eingestellt werden.

  2. guter Artikel und auf dem Punkt gebracht!

    spannende Zeiten und womöglich die Chance für Suse!
    Hoffe das selbe wie in den letzteb zwei Absätzen geschrieben

  3. Es ist eine alte Binsenweisheit Ziel eines jeden Unternehmens ist es Gewinn zu erwirtschaften

  4. Das Angebot von SUSE steht seit Januar 2022, die verdienen nämlich Geld mit dem Support (und der Migration of SLES o.ä).

    Versuch mal, bei SUSE (oder Canonical) den Quellcode für deren Pakete zu bekommen, so dass Du diese nachbauen kannst.
    So nimmt Canonical Pakete von Debian, baut diese neu und verschickt sie.

  5. Danke für die Info, Suse könnte durch den Schritt von RHLE neue Kunden für sich generieren, wir werden sehen wie das in der Geschäftswelt aufgenommen wird.

  6. RedHat ist SUSE doch nur ein Stück ähnlicher geworden. SUSE hat nie seinen Code öffentlich raus gerückt, weshalb es auch keine Nachahmung gibt. Das hat nun auch RedHat unterbunden, aber SUSE ist gut und RedHat ist schlecht. Es zeigt eigentlich nur eines, es heulen hier die am meisten, die es am wenigsten betrifft. Danach jammern die Nachahmer. zu Recht.

  7. Für mich ist es ein ganz klares Zeichen, dass RedHat den OpenSource Gedanken und die Philosophie nicht verstanden hat. Gewinnmaximierung mag rechtlich zulässig sein, aber die Entscheidung, Centos8 mitten im laufenden Betrieb den STecker zu ziehen und auf Steam zu setzen, hat schon einige Kunden verprellt. Wir nutzen RHEL für Oracle Datenbanken, und für DEV Systeme Centos. Wir durften jetzt einige Systeme neu installieren, und sind auf Oracle Linux bzw. Almalinux gegangen. NAchdem RedHat jetzt erneut den Klonen den Stecker ziehen möchte, hat bei uns in der Firma RedHat aktuell gar keinen guten Ruf mehr, und wir versuchen auch, deren Produkte zu meiden. Schade eigentlich. Ich hoffe, dass Suse die Lücke schließen kann. Immerhin profitieren auch Distributoren wie RedHat, SusSe, Debian etc. von der Arbeit von anderen. Es gibt den Satz “Leben und leben lassen” – wäre schön, wenn ein miteinander auch hier klappen würde, und nicht nurr immer der eigene Profit gesehen wird.

  8. @Ben: Ich kann Dich verstehen. Habt Ihr mal Oracle Linux in Erwägung gezogen? Wenn Ihr schon die Ora DBs nutzt, evtl interessant. Von CentOS wurde der Stecker aber nicht über Nacht gezogen, sondern das wurde mit entsprechender Übergangszeit realisiert. CentOS 8 Kunden konnten auf Stream oder eine andere Lösung wie Ubuntu, Debian oder einen der RHEL Klone wechseln. Bei uns hat der RHEL Ruf derzeit noch nicht gelitten. Liegt aber daran, dass RHEL und SLES als OS für SAP Systeme zum Einsatz kommen und in Verbindung dessen spielen solche FOSS Themen nicht so die übergeordnete Rolle.

    VG