Manjaro 21.1.1 -Pahvo- als Gnome Edition im Test

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Manjaro ist heutzutage eine gesteckte Größe in der Linuxwelt und bekannt für seine aktuellen Pakete mit möglichst hoher Stabilität. Die neueste Ausgabe ist Manjaro 21.1.1 mit Codenamen Pahvo und wir werfen heute einen Blick auf die Gnome Ausgabe, denn es gibt interessante Neuerungen. Mehr dazu erfahrt ihr im Video.

Über die Distribution

Manjaro geht weiterhin den Spagat zwischen aktuellen Arch Paketen und möglichst großer Stabilität daraus. Wie das gehen soll? Manjaro reicht die Pakete, die von Arch sofort bereitgestellt werden, nicht sofort durch, sondern belässt sie ca 2 Wochen in einer Testphase. Erst dann werden sie den Manjaro Anwendern bereitgestellt. Dadurch möchte Manjaro möglichst aktuell sein, ohne dabei instabil daherzukommen. Davon ausgenommen sind übrigens Sicherheitsaktualisierungen. Diese werden dann direkt durchgereicht.

Das verwirrt Dich? Kein Problem. Arch ist der Upstream, wo es täglich neue Pakete gibt. Diese landen eins zu eins im Manjaro Unstable Zweig. Von dort geht es weiter in den Manjaro Testing Zweig. Damit hat das Arch Paket bereits zwei Layer, also Manjaro Unstable und Manjaro Testing, zu nehmen. Hat das Paket beide Layer passiert, landet es im stabilen Manjaro Zweig und somit bei Dir als Anwender von Manjaro im Paketmanager als verfügbare Aktualisierung. Wie schon erwähnt, die Ausnahme sind Sicherheitsaktualisierungen. Diese werden von Arch zu Manjaro Unstable geschoben und von dort als Fast-Tracking dann weiter zu Manjaro stabil.

Bildquelle: Manjaro.org

Unterbau, Paketformat und Paketverwaltung

Manjaro kommt mit einem Arch Linux Unterbau daher. Entsprechend setzt Manjaro auch auf das aus Arch heraus resultierende LZMA-gepackte Tar Dateiformat tar.xz. Als Paketverwalter kommt Pacman standardmäßig mit. Wer lieber grafisch seine Software verwaltet, bekommt standardmäßig Pamac zur Seite gestellt.

Unterstützte Architekturen

Manjaro 21 Gnome wird nur als 64 bit Version angeboten. Andere Architekturen sind nicht zu haben.

Zielgruppe der Distribution

Manjaro bemüht sich sehr eine top aktuelle aber dennoch einsteiger- und nutzerfreundliche Linux Desktop Distribution zu sein. Im Vergleich zur Arch Basis hat Manjaro seit jeher die Installation im Vergleich zu Arch deutlich erleichtert dank grafischen Installer. Auch gibt es viele kleine Helferchen, die für den Manjaro Desktop zusammengestellt wurden an die Hand und diese sollen den Anwendern im Alltag einfach die Arbeit erleichtern. Das ist konträr zum Prinzip von Arch. Hier benötigt man mehr Fachwissen und Expertise, nicht zur um überhaupt ein installiertes System zu haben, sondern auch im Aufbau des Desktops. Man muss bei Arch einfach alles selbst machen und Manjaro nimmt dem Anwender hier viele Arbeit ab.

Was ist neu?

  • Verbesserungen in Calamares, einschließlich der Dateisystemauswahl für die automatische Partitionierung und verbesserter Unterstützung für Btrfs.
  • Gnome Edition erhält Gnome 40 inkl. Anpassungen
  • Die Gnome Layouts App hat ein neues Manjaro Layout und für das bisherige als Manjaro Legacy fort
  • KDE Edition kommt mit Plasma 5.22, Frameworks 5.85 und Applications Gear 21.08. Das Breeze Thema wurde besser integriert.
  • XFCE Edition erhält Xfce 4.16. Der Windowmanager erhielt wieder viele Updates und Verbesserungen
  • Kernel 5.13 inkl. Neuer Treiber
  • Kernel 5.4 LTS im Bedarfsfall verfügbar

Vorarbeiten, Inbetriebnahme & Systemvermessung

Hier möchten wir uns gar nicht allzulange mit den Vorarbeiten und der Inbetriebnahme aufhalten. Alle Infos zu den Vorarbeiten bekommst Du in meinem Beitrag zu Manjaro 21 Ornara. Die Infokarte oben rechts führt Dich dahin. In diesem Umfang wird das Thema ausführlicher behandelt und es macht ja keinen Sinn, wenn ich in jedem nachgelagerten Video das gleiche nochmal erzähle. Hier bitte ich entsprechend um Verständnis.

Zum Teil der Installation dürft Ihr einen standardisierten Installer erwarten, den ich detailliert beschrieben hatte im Rahmen eines expliziten Manjaro Beitrag innerhalb der Serie Wechsel zu Linux. Wenn Du neu in der Linuxwelt bist oder Du Manjaro noch nie installiert hast und Dir das zunächst einmal unverbindlich anschauen magst, dann empfehle ich Dir den Beitrag wärmstens.

Wir springen dann direkt weiter zur Systemveremssung von Manjaro 21.1.1 Pahvo.

Beim Plattenplatzverbrauch krallte sich die Gnome Ausgabe satte 11 GB. Damit platziert sich Manjaro im oberen Mittelfeld. Kein Drama aber dennoch mehr als andere gerne hätten.

Beim Arbeitsspeicherkonsum lag der initiale Benchmarkwert bei knapp 750 MB. Das ist in meinen Augen für einen so modern anmutenden Linux Desktop mit Gnome ein akzeptabler Wert.

Vergleichen wir kurz mit Manjaro 21, dann sehen wir, dass der Bedarf an Plattenplatz gestiegen ist, während der Arbeitsspeicherverbrauch zwar etwas sank aber in etwa konstant ist.

Desktop & Programme

Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Beitrags lieferte Manjaro 21.1.1 Gnome 40.4 aus.

Wie es bei Manjaro traditionell üblich ist, verpasst man dem Desktop seinen Stempel. Mit dem Wechsel zu Gnome 40 hatte Manjaro ein paar Anpassungen durchzuführen, die insgesamt zu einem stimmigen und konstanten Manjaro Benutzererlebnis führen. Wer vielleicht nicht so viel Wert auf Versionsstände wert legt, dem könnte evtl sogar der Gnome Wechsel nur am Rande aufgefallen sein. Heißt nicht, dass Manjaro hier Teile von Gnome 40 weggelassen hat, sondern ist ein Prädikat, dass man die großen Änderungen von Gnome an sein Layout anpasste. Das haben die Entwickler großartig gelöst. Der Gnome Desktop sieht auch in Version 40 bei Manjaro sehr gut aus, wirkt operabel und funktional.

Bei den Themen setzt man weiterhin auf die Matcha Themen, die nicht nur hell und dunkle Desktops realisieren, sondern auch die Farben steuern, wobei hier nur wenige Farben zur Auswahl stehen. Bei den Symbolen ist die Quantität etwas geringer und letztlich liefert man Papirus-Dark-Maia aus.

Wer im Tweak Tool die Erweiterungen sucht, findet diese im App Launcher unter Erweiterungen. Das ist keine Manjaro Sonderlocke, sondern eine mit Gnome 40 einhergehende Veränderung.

Bei den Hintergrundbildern bekommt Ihr für den Start eine solide Basis. Die meisten von Euch setzen aber eigene Bilder, daher gehen wir gar nicht allzu sehr darauf ein.

Im Terminal ist weiterhin Zsh die Standard Shell. Wem das zu viel Schnickschnack ist, kann aber auch problemlos auf z.B. bash wechseln.

Wer mit der Zeit vom Desktop Layout gelangweilt ist, bekommt bei Manjaro mit Layouts einen Design Wechsler. Hier werden nicht Themen, sondern das ganze Layout verändert. Du magst es mehr wie macOS mit Dock? Dann ist das neue Manjaro Layout vielleicht Dein Ding. Oder doch lieber wie Windows 10? Kein Problem. Alles auf Knopfdruck umschaltbar. Das ist super.

Der Desktop sieht sehr poliert aus und wirkt konsistent. Ich fühle mich aber mit der Themen Vorauswahl nicht gut abgeholt, da alles dunkel ist. Versteht mich nicht falsch, ich bin kein Freund von dunklen Desktops. Aber ich weiß, dass unter meinen Zuschauern viele Anhänger dabei sind und scheinbar haben auch die Manjaro Entwickler das bemerkt und entsprechend darauf reagiert. Ich komme klar, denn ich könnte es für mich ja schnell auf ein helles Thema ändern.

Vorinstallierte Software

  • Kernel: 5.13
  • Browser: Firefox
  • E-Mail Client: Geary
  • Büropaket: OnlyOffice
  • Software-Container: Snap und Flatpak

Allgemein vorinstallierte Software:

Beim einfachen Kliick auf den App Launcher sieht das Dashbord ziemlich mager bestückt aus. Das täuscht aber, denn Manjaro verschachtelt das ganze mit den Ordnern. Meiner Meinung nach keine so gute Idee. Denn was auf den ersten Blick sauber aussieht, entpuppt sich dann auf den zweiten Blick als undurchsichtig und kompliziert in meinen Augen. Man muss halt immer durch die Ordner navigieren oder sucht oder legt es sich einmalig in den Favoriten ab.

Was die Standard Auswahl angeht, bin ich eigentlich zufrieden. Für den Desktop sind die Kernbereiche abgedeckt. Für den Start ist alles dabei.

Es gibt auch ein paar Schmankerl:

Webapps ist mit dabei. Das kennt Ihr vermutlich von Linux Mint. So kann man Internetseiten wie Apps darstellen lassen. Es ist aber nur ein Wrapper, kein vollumfänglicher Ersatz für native Programme.

Layouts hatten wir ja eben schon behandelt.

Im Ordner System Tools ist Timeshift versteckt. Das kann jedoch seine Stärken voll ausspielen in Verbindung mit einer der Neuerungen von Manjaro 21.1.1 wenn Ihr bei der Partitionierung nicht ext4, sondern BtrFS ausgewählt habt. Denn dann könnt Ihr Schnappschüsse automatisch erstellen lassen und im Fehlerfall nicht nur in diese hineinbooten, sondern auch zurückrollen. Damit holt Manjaro auf zu Distors wie Garuda oder openSUSE Tumbleweed, die ebenfalls rollend sind und mit Schnappschüssen die eventuelle Fehleranfälligkeit versuchen abzumildern. Für mich ist das die größte Verbesserung in Manjaro 21.1.1.

Wie immer gilt, wenn Du mehr Software haben möchtest, dann öffne einfach Pamac unter „Software hinzufügen/entfernen“ und ab gehts.

Am Ende dieses Kapitels finden wir bei Manjaro 21.1.1 einen soliden Gnome Desktop vor, der mit Liebe angepasst wurde, eine gute Grundausstattung mitbringt und flexibel umschaltbar ist zwischen Layouts wie z.B. Windows oder macOS. Wir sehen hier den Anspruch von Manjaro eine nutzerfreundliche Linux Desktop Distro zu sein.

Besonderheiten und Fazit

Manjaro hat weiterhin eine Besonderheit nicht ganz bleeding Edge wie Arch zu sein, sondern aktuelle aber getestete Software zu liefern. Das ist ehr vergleichbar mit openSUSE Tumbleweed. Beide verbindet jetzt auch die Tatsache, dass man dank BtrFS Dateisystem automatische Schnappschüssen erstellen lassen kann und im Bedarfsfall, also wenn z.b. Aktualisierungen sich nicht so verhalten, wie Du das erwartest, zurückrollbar sind. Damit wird die potentielle Gefahr, dass Aktualisierungen mal das System schrotten deutlich reduziert und man lebt einfach entspannter, wenn es einfach läuft und man immer ein Auffangnetz parat hat oder?

Manjaro ist vermutlich für Arch oder EndeavourOS Anwender viel zu spießig und langweilig. Doch auf der anderen Seite gelingt Manjaro hiermit genau der Spagat zwischen Aktualität und Stabilität. Die Software ist deutlich neuer als z.B. Bei Ubuntu LTS, Debian Stable oder openSUSE Leap aber der Aufwand der Fehlerbeseitigung wenn eine Aktualisierung mal fehlerhaft ist, ist deutlich geringer bzw. komfortabler bei Manjaro 21.1.1 mit BtrFS als bei Arch oder EndeavourOS. Bei letztgenannten Distros kann man zwar auch mit BtrFS installieren, muss sich aber um die Konfig und Möglichkeit des Rückrollens in Verbindung mit dem Bootloarder selbst kümmern. Das nimmt Manjaro Dir ab und das ist auch gut so.

Was ist Deine Meinung zu Manjaro 21.1.1? Interessant oder schon langweilig? Wenn Du dazu eine Meinung hast, dann ab damit in die Kommentare.

Mir gefällt Manjaro immer mehr. Die Distribution ist in meinen Augen vielversprechend und definitiv eine Bereicherung für den Linux Desktop, die ich nicht missen möchte, auch wenn ich Manjaro nicht als Hauptdistro einsetze. Trotzdem entwickelt sich Manjaro gut und ist definitiv einer Empfehlung wert, wenn man großen Wert auf möglichst neue Software legt.


5 Comments

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  1. Jippi! Endlich btrfs bei Manjaro!!
    Darauf hatte ich mich gefreut und damit verliert garuda mich als User wieder.

  2. Hallo wie kann man dieses Layouts nud Webapps nutzen denn bei meinem Manjaro ist das nicht drauf, nutze die XFCE Version davon.

  3. Hallo MichlFranken,
    Ja, Manjaro ist durchaus eine gute Linux Distribution. Läuft bei mir auf dem Desktop recht gut, dennoch wird Debian Bullseye das Manjaro ablösen. Die Stabilität hat mich einfach mehr überzeugt. Manjaro Linux egal ob Gnome, XFCE oder KDE läuft zwar als Rolling Release recht gut. Gut im Sinn von: das man die Finger vom AUR läßt. Das ist jedenfalls meine Persönliche Erfahrung/Meinung.

    Servus

  4. Ja ist mir auch aufgefallen. EndeavourOS oder Garuda fingern standardmäßig in AUR rein. Da muss man mit der Zeit richtig aufpassen. Finde den restriktiven Umgang bei Manjaro mit AUR auch besser, bei Arch übrigens auch 😉

  5. Manjaro wäre die Prima Ballerina der Distros: “Hasch’ mich! – Cache mich!”.

    Sie ist wirklich sehr anwenderfreundlich.
    Aber plötzlich wirbelt sie wilde und wüste Pirouetten und dreht einem eine ellenlange Nase.
    Insofern könnte ich Vorbehalte gegenüber rollenden Systemen jederzeit nachvollziehen.