Warum ich Debian nutze! Warum Debian? Gründe für Debian.

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Warum Debian
Warum Debian?

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Seit seiner ersten Veröffentlichung im Jahr 1993 konnte Debian aufgrund seiner Kontinuität eine beachtliche Reputation aufbauen. Debian Stable ist stabil wie ein Fels in der Brandung. Warum ich also Debian benutze, erfahrt Ihr in diesem Testbericht.

Anwendungszweck

Ich habe einen Hauptrechner, auf dem ich mein Tagesgeschäft verrichte. Ich habe einen Server, auf dem für mich wichtige Daten liegen und der interne Dienste wie z.B. Nextcloud oder Pi-hole abbildet. An diese Systeme stelle ich diese Anforderungen:

  • Zuverlässigkeit
  • Stabilität
  • Geringer Wartungsaufwand

Diese drei Anforderungspunkte werden mit Debian Stable in meinen Augen ausgezeichnet erfüllt. Obwohl es sicher auch andere Lösungen dafür gäbe, hat mich Debian dabei auch über Jahre hinweg nicht einmal im Stich gelassen. Nicht einmal war das Einspielen von Aktualisierungen mit negativen Nachwehen verbunden. Noch kein Versionssprung, z.B. von Jessie auf Stretch oder von Stretch auf Buster hat gezwickt oder stellte sich als problematisch heraus.

Darüber hinaus ist Debian für ziemlich jeden Anwendungszweck anpassbar. Zugegeben, wenn man Anpassungen vornimmt, sind diese mit gewissen Aufwand verbunden und man sollte wissen, was man tut. Hier fehlt es etwas an der Nutzerfreundlichkeit, die z.B. Ubuntu Server liefert. Aber wer von uns möchte im Laufe seines Lebens nicht mal was Neues lernen und sich über seine Erfolge an der Front auch freuen?

Mehr zum Thema:

Langlebigkeit

Die folgenden Eckdaten stammen von den Erfahrungswerten der letzten Jahre ab. Eine stabile Version von Debian wird i.d.R. insgesamt 5 Jahre unterstützt. Alle 2 Jahre kommt eine neue stabile Version heraus. Die zuvor stabile Version wird dann von stable zu oldstable.

Im Status oldstable verweilt sie dann für gewöhnlich weitere 2 Jahre. Nach rund vier Jahren bekommt sie dann als oldoldstable noch circa ein Jahr LTS Unterstützung für Sicherheitsaktualisierungen.

  • Debian Jessie erschien am 25. April 2015 und wird noch bis Juni 2020 versorgt.
  • Debian Stretch erschien 17.Juni 2017 und wird noch bis Juni 2022 versorgt.
  • Debian Buster erschein am 6. Juli 2019 und wird planmäßig bis 2024 versorgt.

Ich denke es wird ersichtlich, daß man etwa 5 Jahre auf einer Version verweilen kann. Ich persönlich mache das nicht. Ich bin einmal dazu übergegangen ab dem zweiten Point-Release den Desktop aufzufrischen und wenn der gut lief, ab dem dritten Point-Release den Server dann. Bisher mit guten Erfahrungswerten.

Softwarephilosophie und praxisnahe Handhabung

Zugegeben, es gibt Menschen, die sich vielschichtig um die philosophischen Grundsätze der Software kümmern. Heißt, manche lehnen alles, was nicht quelloffen ist, strikt ab. Das kann ich verstehen und akzeptiere dieses Paradigma. Ich selbst verfolge eine andere Strategie. Ich bevorzuge quelloffene Lösungen aber wenn eine nicht quelloffene Lösung mir bei meiner Anforderung besser hilft, dann nutze ich die Lösung, die nicht quelloffen ist.

Auch hier kann Debian der Anforderung entsprechend was liefern. Sofern man keine non+free Live CD installiert, hat Debian nur das main repository aktiviert. Darin sind ausschließlich quelloffene Pakete drin.

Mehr gibt es, wie z.B. bei Ubuntu, wenn man die unfreien Paketquellen freischaltet. Wie das geht, beschreibe ich hier: Debian Stable Backports und non-free Repositories ins System einbinden

So sehe ich den Spagat zwischen möglichst quelloffen aber dennoch auch einsatzbereit mit nicht quelloffenen Paketen als erfolgreich gemeistert an. Im Sinne des Nutzererlebnisses würde ich dazu übergehen diesen Arbeitsschritt via Gui anzubieten. Im Prinzip daran angelehnt, wie Linux Mint mit seiner Aktualisierungsverwaltung eine komfortable Lösung anbietet, nur daß wir hier Schieberegler für die Repositories hätten. Aber das ist nur mein Wunschdenken.

Desktop Design

Ein Punkt, den Debian in meinen Augen sträflich vernachlässigt. Denn nach dem ersten Start kommt Debian, egal mit welchem Desktop, für mein Geschmack völlig roh daher. Hier fehlt der Feinschliff. An der Stelle hat Canonical mit Ubuntu einiges besser gemacht. Hier möchte ich mal den Vergleich von einem Standard Debian Gnome Desktop und einem Standard Ubuntu Gnome Desktop heranziehen. Da wird Ubuntu vermutlich bessere Ersteindrücke heimsen. Ich vermute, dem Debian Projekt fehlen hier Ressourcen zur Erstellung eines Cooperate Designs, wie man so schön sagt. Was ich damit meine? Einfach mal Ubuntu anschauen oder Manjaro anschauen oder Linux Mint anschauen. Alle drei haben mit Erfolg großen Aufwand in das Desktop Design gesteckt und das sieht man auch mit einem Wiedererkennungswert sehr deutlich.

Der Debian 10 Standard Gnome Desktop

Ansonsten ist der Debian Desktop genauso anpaßbar die der Desktop jeder anderen Distribution. Hier spielt Debian im Becken der Linuxdistributionen keine Sonderrolle. Man kann im Prinzip jeden Desktop frei seinen Wünschen anpaßen. Ich habe das auch getan.

In meinem Beispielsystem habe ich folgende Gnome Extensions aktiviert:

  • Arc menu
  • Dash to dock
  • Places status indicator
  • User themes (Um eigene Gnome Shell Themes zu aktivieren)

Statt dem Dash to dock Plugin könnte man auch das Plank Dock nutzen. Das ist noch feiner einstellbar. Dash to Dock hat den Vorteil, daß es die Gnome Favoriten anzeigt und man es nicht gesondert einrichten muß.

Debian Stable und alte Software

Ja es stimmt, mit der Zeit veraltet die Software in einer stabilen Debian Version. Es gibt i.d.R. nur Sicherheitsaktualisierungen. Ansonsten wird an den Paketen nichts verändert. Damit einhergehend sind die Pakete stabil und getestet. Aber unter Umständen können sie dennoch Softwarefehler beinhalten, die der Softwarehersteller erst in einer Folgeversion beseitigt. Dann bleibt das Paket bei Debian dennoch unverändert bestehen. Zwar fallen mir keine Beispiele aus der Praxis hierfür ein aber theoretisch könnte das Problem aufkommen. Wer also den Drang verspürt immer das neueste vom Neuen zu verwenden, dem wird Debian nicht mal ein müdes Gähnen abringen können.

Für mich und meine Zwecke konnte Debian immer eine gute Lösung liefern. Auch die Option der Backports, die ich ebenfalls schon in einem separaten Video behandelt habe, steht einem bei Debian offen und sollte als eine der ersten Anlaufstellen in Erwägung gezogen werden, wenn man eine neuere Programmversion sucht.

Bis heute war ich noch nie an dem Punkt, an dem ich eine neuere Software benötigt habe, die ich in den Backports nicht fand. Das heißt nicht, daß in den Backports exorbitante Quantität an neuen Versionen kauert. Das heißt ehr, daß ich nur wenig Bedarf dafür hatte und bislang nur einmal eine neuere Bibliothek aus den Backports holen mußte.

Ansonsten kann man klar zusammenfassen: Die Stabilität bei Debian geht mit der Zeit ganz klar auf Kosten der Aktualität der Pakete. Aber das muß jetzt nicht schlimm sein. Es ist ja nicht so, daß man dadurch unsichere Software hat. Man erhält ja seitens Debian Sicherheitsaktualisierungen und zwar für alle Pakete im main Repository. Bei Contrib und non-free ist dies nicht sichergestellt und sollte nicht außer Acht gelassen werden.

Verbesserungspotential

Liegt meines Erachtens nach in der Benutzerfreundlichkeit der Debian Oberfläche(n). So fehlt es gleich zu Beginn an einem einheitlichen, unverkennbaren und modernen Design. Das Design von Debian ist leider einheitlich und unverkennbar unschön bzw. altbacken, wie ich finde. Es sieht einfach aus wie aus der Prä-Y2k Zeit und bedarf mal einer Modernisierung.

Auch sollte meiner Meinung nach während der Installation die Option der Nutzung von nicht-freien Treibern und Software angeboten werden, wie dies z.B. Ubuntu macht. Damit laufen unerfahrene Debian Interessenten nicht gleich in ein Problem, wenn z.B. Nvidia Treiber fehlen.

Manchmal hat man auch den Eindruck als bewegt sich das Debian Projekt insgesamt langsam und sei träge. Das vermag ich nicht qualifiziert zu bewerten aber bei der Grundphilosophie der freiwilligen Arbeit muß man manchmal schon vermuten, daß zusätzliche Ressourcen benötigt werden. Ich bin kein Entwickler aber ich habe dem Projekt durch Geldspenden zumindest monetäre Hilfe zukommen lassen.

Weiterführende Infos

Wer es bis hier geschafft hat, zeigt überdurchschnittliches Interesse. Da ist gut so und freut mich.

Ich möchte noch folgende Quellen erwähnen:

DebianReleases: https://wiki.debian.org/DebianReleases

Hinter den Kulissen eines Debian-Releases: https://linuxnews.de/2019/07/hinter-den-kulissen-eines-debian-release/

Wikipedia Artikel zu Debian: https://de.wikipedia.org/wiki/Debian

Wer Hilfe zu Debian braucht, dem empfehle ich das deutschsprachige Debianforum: https://debianforum.de/forum/

Ich weise darauf hin, daß ich für Inhalte auf den eben genannten Seiten nicht hafte und diese nicht selbst betreibe.

Andere Distributionen

Natürlich gibt es noch andere Distributionen auf der Welt. Ich will mit diesem Video und dem dazugehörigen Artikel auch nicht die Arbeit anderer Distributionen schmälern. Ich nutze selbst sogar auch andere Distributionen neben Debian.

Dazu zählen openSuSE, Ubuntu und neuerdings auch Manjaro Linux.

OpenSuSE einfach weil es hier eine sentimentale Verbindung gibt: SuSE Linux 8.1 war meine erste Linux Distribution, die ich installiert hatte damals Anfang 2003, dicht gefolgt von SuSE Linux 8.2.

Ubuntu schätze ich aufgrund des hohen Aufwands, den man betrieb um Linux allgemein bekannter zu machen und um die Nutzerfreundlichkeit von Linux zu verbessern. Egal wie manche Entscheidungen von Canonical waren, am Ende des Tages hat das Ubuntu Projekt Linux im Allgemeinen einen großen Schritt nach vorne getragen.

Manjaro ist eine der jüngeren Distributionen, die mich beeindruckt. Es ist für mich das bessere Arch Linux, weil man Manjaro auch als Normalsterblicher schnell und ohne ein Wiki zu lesen installieren kann. Das schafft auch ein nicht IT-Affiner. Das Projekt hat sich eine eigene Identität entwickelt. Manjaro liefert neueste Software und versucht dabei möglichst stabil zu bleiben. Das finde ich großartig.

Fazit

Linux ist vielschichtig und lebt von seiner Vielschichtigkeit.

Das finde ich klasse! Man muß sich an der Stelle nur mal vor Augen führen, daß es auch Linuxanwender gibt, die diesen Artikel Zerreisen würden oder meinen Blickwinkel für totalen Müll halten, weil alles Klicki-Bunti und für Mausschupser optimiert ist. Zum Glück haben die Streitereien zwischen Windows, macOS und Linux in den letzten Jahren deutlich an Gewichtung verloren. Ein Vorteil der Cloud, wo der Client nicht mehr das Primäre Ziel in der Betrachtungsweise ist.

Doch kommen wir zurück zum ursprünglichen Thema: Ich mag Debian und finde es großartig. Debian unterliegt nicht dem Zwang Geld zu verdienen und kann als nichtkommerzielle Organisation die Dinge umsetzen, wie man es als Techniker für richtig hält. Gemäß dem Credo: „Eine neue Version kommt, wenn sie fertig ist“. Eben nicht dann, wenn ein Chef ein Veröffentlichungstermin vorgibt und auf Teufel komm raus was geliefert werden muß, egal ob fertig oder nicht (ich verweise hier an Windows Vista oder MacOS Catalina). Bei Debian bewegt man sich langsamer aber auch wer sich langsam bewegt, kommt voran. Ich kann allen nur empfehlen Debian mal auszuprobieren. Fangt mit Stable an und wenn Euch Debian gefällt Ihr aber lieber neuere Software haben wollt, warum werft ihr nicht mal einen Blick auf Debian SID alias unstable? Da bekommt Ihr ein rolling Debian Release. Wie Ihr ein stable zu unstable umwandeln könnt, habe ich auch schon ein Video zu gemacht. Ich werde Debian die Treue halten. Der Aufwand, den ein Debian Stable System im Alltag braucht, ist nahezu null. Daran muß man sich messen und hier sehe ich Debian nicht als das Maß der Dinge aber als Garant für das was ein Computer sein sollte: Ein Rechenknecht, der mir meine Arbeit erleichtert und der nicht Teil meiner Arbeit ist, weil er ständig Probleme macht oder von Störungen behaftet ist.

Vielen Dank für das Lesen meines Blogartikels oder das komplette Anschauen meines Videos. Je nachdem welches Medium ihr bevorzugt habt.

Das war ein Beitrag außerhalb der Reihe. Ich hoffe das Format und Thema gefiel trotzdem. Wer meine Videos auf YouTube schaut, kann meinen Kanal gerne abonnieren. Das unterstützt diesen und hilft beim Wachstum. Kritik und Anregungen könnt Ihr in den Kommentaren gerne platzieren. Meine Videos könnt Ihr gerne mit Euren Freunden in den sozialen Netzwerken teilen.

Bis zum nächsten mal. Macht es gut, bleibt gesund und habt viel Spaß.

Ciao

Hintergrundbild: pexels.com/photo/adventure-calm-clouds-dawn-414171

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7 Comments

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  1. Ich danke Dir für diesen ausführlichen Artikel. Er war für mich vor geraumer Zeit Anlass von Manjaro zu Debian zu wechseln. Ich wollte einfach Ruhe ins System bekommen. Ältere Paketstände nehme ich gerne in Kauf wenn das System immer dann verfügbar ist wenn ich es brauche. Also nochmal danke für deine Mühe das alles zu teilen mit uns!!

  2. Hallo MichlFranken, ich mag deine Berichte, ebenso wie deine Videos auf Youtube.
    Zitat aus deinem Bericht hier: “Auch hier kann Debian der Anforderung entsprechend was liefern. Sofern man keine non+free Live CD installiert, hat Debian nur das main repository aktiviert. Darin sind ausschließlich quelloffene Pakete drin.”

    Wo genau liegt denn dann der Unterschied zwischen “Netinstall” von Debian und/bzw einer vollversion von z.b. Debian mit Gnome? Welche Vor/Nachteile haben die zwei Varianten einer Installation?

    Danke für ein Feedback
    Grüße

  3. Netinstaller ist ein kleiner Installer, der die Pakete aus einem Remote-Repo installiert. Der volle Installer hat die Pakete dabei und benötigt nicht zwingend eine Internetverbindung. Der Netinstlalier hingegen kann ohne Internetverbindung nicht installieren.

  4. Hallo MichlFranken,
    Danke für das Feedback. Kurze Frage: ich beschäftige mich gerade mit Debian. Habe mir die Live ISO (KDE) gezogen und etwas getestet. Sehr schön, meine Frage welchen Desktop favorisierst du denn so. Ich schwanke zwischen KDE und Gnome. Meine bevorzugten Anwendungen wären: Gimp, Krita, KDENLive, Libreoffice, Okular, Simplescreenrecorder, Dokumentscanner.
    Danke für ein Feedback.
    Grüßle

  5. Hallo Paul,

    ich wechsele von Zeit zu Zeit ganz gerne zwischen Gnome, Cinnamon und Pantheon. Will mich da auch gar nicht so richtig festlegen, sondern die volle Bandbreite auskosten 🙂

  6. Hallo zusammen, hätte mal eine Frage. Ich haben jetzt schon ein paar mal Debian 11 installiert, leider finde ich einfach keine Option oder Möglichkeit die Bilderqualität bei fractional scaling auf meinem 4k Monitor in brauchbarer Qualität zu bekommen. Verstehe das eigentlich nicht. Andere Distros wie Mint, Ubuntu, Pop oder Manjaro schaffen das doch auch. Die Option zu aktivieren funktioniert ja aber irgendwie sieht es in firerfox, chrome usw immer so aus als wäre die Schrift unscharf, egal was ich einstelle. Möglicherweise hat ja einer eine Idee. Danke

  7. Debian rockt! Sehr stabil und schnell – das einzige, was mir nicht so gefällt, das sind die Debian-eigenen Hintergrundbilder – die sind ja furchtbar. Aber dafür habe ich 100 eigene Wallpapers, die meinem Geschmack entsprechen. 😉