OpenSUSE Tumbleweed im Praxistest 2021 (Snapshot 20210901)

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Tumbleweed ist der rollende Zweig aus dem Hause openSUSE und somit die Antwort von openSUSE auf andere Distros wie Arch oder Solus. Zuletzt hatte ich Tumbleweed im März 2020 Schnappschuss hier im Test. Heute schauen wir uns an, wie sich Tumbleweed seither entwickelt hat.

Über die Distribution

OpenSUSE liefert seine Distribution mit Gnome in einem Vanilla Zustand aus, also ohne großartigen Anpassungen, wie Ihr seht. Erlaubt mir für dieses Video den Desktop etwas anzupassen nach meinen Vorstellungen. Und schon schaut es etwas besser aus in meinen Augen. Die Gnome Puristen sehen es mir bitte nach.

Meine verwendeten Themen und Symbole
Meine installierten Erweiterungen

Tumbleweed ist eine rollende Linux Distribution, die, anders als Leap, den Fokus auf neue Pakete in Verbindung mit Stabilität legt. Das größtmögliche Maß an Stabilität will man erreichen, indem man in Abständen von einigen Tagen Schnappschüsse ausrollt, die getestete Pakete beinhalten.

OpenSUSE ist eine der wenigen Distributionen mit Wurzeln in Deutschland, die auch heute noch über eine gewisse Relevanz verfügt. Mein Einstieg in de Linuxwelt war seinerzeit mit SuSE Linux und ich denke vielen Anwendern aus dem deutschsprachigen Raum ging es ähnlich. Wenn Du mehr über openSUSE erfahren möchtest, dann empfehle ich meinen Beitrag zu openSUSE Leap 15.3.

Unterbau, Paketformat und Paketverwaltung

openSUSE basieren auf dem RPM Paketformat. Als Paketverwaltung gibt es im Hause SUSE Zypper an die Hand. Damit stehen Möglichkeiten grafisch und via Terminal zu operieren offen.

Unterstützte Architekturen

OpenSUSE unterstützt verschiedene Architekturen wie x86_64 also klassische 64-bit aber auch aarch64 für 64-bit UEFI Hardware. Daneben auch PowerPC, IBM Z und LinuxOne s390x.

Zielgruppe der Distribution

Tumbleweed adressiert sich an die Anwender, denen der Softwarestand von Leap zu alt ist und lieber neue Software einsetzen möchten.

Unterschied Leap und Tumbleweed

Bei openSUSE Leap gibt es während des Unterstützungszeitraums Sicherheitsaktualisierungen auf alle enthaltenen Pakete und Aktualisierungen für kritische Fehler.

Bei openSUSE Tumbleweed gibt es erstmal keine mit Leap vergleichbare Lebensdauer, da Tumbleweed fortlaufend aktualisiert wird. Es gibt dabei Sicherheits- und Fehleraktualisierungen sowie neue Softwareversionen und damit einhergehend auch neue Funktionen.

Heißt konkret, dass Leap eine Version mit Langzeitpflege ist, die mit abgehangenen und stabilen Paketen daherkommt. Tumbleweed ist dagegen eine Distribution mit rollenden Modell, bei der fortlaufend alle Komponenten aufgefrischt werden, sobald es neue Versionen gibt und diese die für Tumbleweed festgelegten Testszenarien passiert haben. Die Software ist somit immer auf neuen Stand, während die Feinabstimmung aller Pakete nicht ganz so den Fokus hat wie bei Leap.

Als Faustformel könnte man sagen, dass Leap gut für den Server und Tumbleweed gut für den Desktop geeignet ist, wenn man im openSUSE Kosmos bleiben möchte. Beide Editionen unterstützen rückrollbare Schnappschüsse via Snapper, sodass die Gefahr, dass Aktualisierungen bei Tumbleweed das System beeinträchtigen abgemildert wird.

Vorarbeiten, Inbetriebnahme & Systemvermessung

Auf der openSUSE Seite kannst Du das Installationsabbild von Tumbleweed herunterladen, wenn Du bei Tumbleweed auf „Tumbleweed installieren“ klickst. Dann einfach auf Download und z.B. Das Offline Image herunterladen. Ist das Abbild komplett heruntergeladen, solltest Du dessen Authentizität verifizieren. Wie das geht, hatte ich in diesem Beitrag gezeigt. Einfach reinschauen wenn da Unklarheiten sind. Das schützt Dich zumindest vor kompromittierter Software.

Die Installation beschreibe ich an der Stelle nicht gesondert. Wenn Du openSUSE noch nie installiert hast, dann schau Dir mal mein Installationsbeitrag zu openSUSE im Rahmen der Serie Wechsel zu Linux an. Da zeige ich alles Schritt für Schritt.

Kommen wir zur Systemvermessung. Ich habe die Gnome Edition ohne großartig Software installiert. Der Plattenplatzverbrauch lag bei 5,5 GB. Das geht völlig in Ordnung.

Der initiale Benchmarkwert im RAM Konsum lag bei circa 930 MB. Das ist Mittelfeld für Gnome. Nicht dramatisch.

Ausnahmsweise werde ich an der Stelle keine direkten Vergleiche zu meinem Test aus 2020 zeihen, denn seinerzeit hatte ich KDE installiert und hier Gnome. Nur grob kann man sagen, dass sowohl RAM als auch Plattenplatz in etwa gleich sind und das obwohl verschiedene Desktops zugrunde lagen.

Desktop & Programme

Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Beitrags wurde Gnome 40.4 in Tumbleweed ausgeliefert. Das kann natürlich zum Zeitpunkt wenn Du das Video schaust, schon überholt sein durch eine neuere Gnome Version. Bei rollenden Distros soll das ja so sein, daher der deutliche Hinweis mit dem Erstellungszeitpunkt.

Vorinstallierte Software

  • Kernel: 5.13
  • Browser: Firefox
  • E-Mail Client: Evolution
  • Büropaket: LibreOffice
  • Software-Container: Flatpak

Allgemein vorinstallierte Software:

Der Satz an vorinstallierter Software ist gut für den Linux Desktop geeignet. Es ist für den Start alles dabei, was man so benötigt. Klar es ist keine minimale Installation aber wie wir schon beim Plattenplatzverbrauch sahen, viel unnötige Software ist nicht dabei. Das geht meiner Meinung nach so völlig in Ordnung.

Wer mehr Software benötigt, findest diese einerseits im Community Repository oder unter Software.opensuse.org. Hier finden sich zahlreiche weitere Gemeinschafts-Paketquellen mit qualitativ guter Software. Natürlich könnt Ihr auch auf Flatpak und wer es wünscht, auf Snap setzen.

Yast ist mit dabei. Damit könnt Ihr das System weitreichend konfigurieren und darüber hinaus auch Dienst die zum Teil über den Desktop hinausragen. Samba Server, Mailserver oder Systemhärtung? Kein Problem. Geht alles. Unschön ist nur, dass Yast mit dem Gnome Thema schlecht korrespondiert. Alternativ kann man Yast auch über das Terminal öffnen. Yast war in früheren Zeiten mal das Kriterium für Suse. Aber da ist lange her und heute können viele der Einstellungen auch in den Einstellungen der jeweiligen Desktops vorgenommen werden.

Besonderheiten und Fazit

Der Kontakt mit Tumbleweed war durchaus angenehm. Ab und an hört man ja, dass RPM basierende Distros beim Softwareangebot hinterherhängen. Das kann ich nicht bestätigen im Vergleich zu auf DEB basierenden Distros. Was ich auf dem Desktop einsetze, das gibt es für openSUSE Tumbleweed genauso wie für Debian oder Ubuntu. Und als weiteren Puffer steht Flatpak bereit.

Für meinen Geschmack kommen mit den Schnappschüssen immer ziemlich viele Pakete mit, deren Installation entsprechend Zeit benötigt. Hier kommt es mir oftmals so vor, als wäre Pacman auf Basis von Arch schneller als Zypper auf Basis von openSUSE bei der Installation der unzähligen Pakete. Das ist nur ein subjektiver Eindruck.

Die mit rollenden Distros einhergehenden Bedenken hinsichtlich Systemstabilität bei Aktualisierungen federt man ab mit Snapper Schnappschüssen in Verbindung mit BtrFS. Das funktioniert sehr gut. Wenn Du Dir das mal näher anschauen willst, wie das geht, dann schau Dir mal meinen Beitrag dazu an. Da hatte ich gezeigt, wie man mit Snapper Schnappschüsse anlegt und zurückrollt. Das funktioniert sehr zuverlässig und kann auch Leuten wie mir, die lieber LTS Distros verwenden, die Bedenken nehmen.

Ich würde auch offen gestanden keine rollende Distro primär einsetzen, die nicht solch eine Schnappschusslösung im Bauch hat. Warum nicht? Weil es mir zuviel Gefummel ist, das alles selbst zu implementieren und sicherzustellen, dass es auch nach fortlaufenden Aktualisierungen noch zuverlässig läuft.

Wo wir gerade dabei sind.. wie handhabt Ihr das, wenn ihr rollende Distros einsetzt? Nutzt Ihr Snapper unter openSUSE oder vielleicht Timeshift unter Manjaro oder Garuda? Wenn ihr dazu was beizutragen habt, dann ab damit in die Kommentare.

Ich finde openSUSE kann sich durchaus mit anderen Distros messen, schwächelt aber eindeutig beim Desktop Design und somit insgesamt an einem Wiedererkennungswert. Am ehesten wird noch Mühe in KDE investiert aber auch da mehr oder minder nur dezent. Das finde ich schade. Hier leistet Manjaro deutlich bessere Arbeit. Da sehen die verschiedenen Desktops immer aus wie Manjaro, weil man ein einheitliches Design bereitstellt, das auch noch gut aussieht. Hier ist openSUSE leider ausgesprochen dünn aufgestellt.

Bleibt die Greetchenfrage: Leap oder Tumbleweed?

Ich würde am Server ohne wenn und aber Leap einsetzen. Punkt! Am Desktop besteht grundsätzlich die Option beide Editionen einzusetzen. Ich würde Leap denen empfehlen, die größtmögliche Stabilität haben möchten. Wer also z.B. Neueinsteiger ist oder vielleicht eine Firma am Start hat, da würde ich am Desktop ehr zu Leap raten als zu Tumbleweed. Der Wartungsaufwand ist bei Leap geringer. Die Stabilität des Systems hat höchste Prio und dank dem SLE Unterbau kommt da auch wenig aus der Konkurrenz heran. Die Qualitätssicherung hat bei Leap einen hohen Stellenwert.

Am Privatdesktop oder für Entwickler könnte Tumbleweed aufgrund der neuesten Pakete und damit einhergehend neuesten Technologie durchaus die bessere Wahl sein. Man ist immer am Puls der Zeit und einer der ersten, wenn es um neue Kernel, Treiber oder Technik im Linux- und Foss-Umfeld geht. Dank Snapper und BtrFS ist man bei Leap und Tumbleweed immer mit einem Auffangnetz unterwegs, denn die damit automatisch erstellten Schnappschüsse sind jederzeit zurückrollbar, wenn es mal wo zwickt.


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